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Totgekuesste leben laenger

Totgekuesste leben laenger

Titel: Totgekuesste leben laenger
Autoren: Kim Harrison
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Amulett«, sagte ich und suchte den Horizont nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Doch ich zitterte dabei und verfluchte meine Stimme dafür, dass sie bebte. »Ist mir egal, ob ich eine angehende Zeitwächterin bin. Ich will einfach nur meine Ruhe haben, okay?«
    Kairos lachte, er warf den Kopf zurück und ließ den gedehnten Laut einfach herausrollen. Nakita aber hatte bei meinen Worten geblinzelt, das war mir nicht entgangen. Sie hatte es also nicht gewusst. Kairos hatte es ihr nicht gesagt. Für sie war ich nicht mehr als ein Irrtum gewesen.
    »Wer hat es dir erzählt?«, fragte Kairos und wischte sich die Augen. »Sicher nicht Ron. Oder hast du es selbst herausgefunden? Erstaunlich. Ich habe in der Tat vor, dir deinen Körper zurückzugeben. Solange du nicht tot bist, kann ich mein Amulett nämlich nicht benutzen, auch wenn du es mir wiedergibst.« »Ich kann mich davon lösen«, erklärte ich. »Das hab ich gestern gelernt. Es gehört also ganz dir. Ron kann mir ein neues machen. Gib mir also einfach meinen Köfper und lass mich gehen, ja?«
    Ein Luftschwall traf mich von hinten und ich fuhr herum. »Ron!«, rief ich, als ich ihn sah. Barnabas. Geht es ihm gut? Meine Augen verengten sich. Warum war ich eigentlich so froh, Ron zu sehen? Nakita machte einen Satz nach vorn und schnappte sich meinen Arm. Ich wehrte mich - bis ich ihre Klinge an der Kehle spürte, der daumendicke, tot wirkende Stein schimmerte matt, nur Zentimeter von meinem Auge entfernt. Verdammt! Wie schaffte sie es immer, sich so schnell zu bewegen? Kairos' Behauptung, mein Körper wäre ganz in der Nähe, lähmte meine Muskeln. Wenn er ihn erscheinen ließ, könnte sie mich ein für alle Mal umbringen.
    »Zu spät, Ron«, begrüßte ihn Kairos und lachte leise über meine Verblüffung. »Ist das nicht witzig?«, sagte er leichthin zu Nakita. »Ein Zeitwächter, der zu spät kommt.«
    Meine Füße rutschten auf den glatten Steinen aus. Wenn Nakita mich nicht aufgefangen hätte, hätte ich mich an ihrer Klinge geschnitten. Mann, hatte ich Angst.
    Ron neigte den Kopf. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages fielen ihm ins Gesicht und ließen die Entschlossenheit in seinen Augen aufleuchten, als er seinen Blick mir zuwandte. Entschlossenheit und … ein schlechtes Gewissen? Das wurde aber verdammt noch mal auch Zeit.
    »Lass sie gehen, Nakita«, versuchte er sie zu überreden. »Selbst wenn er sein Amulett zurückbekommt, kann Kairos dir nicht helfen. Madison ist die neue Zeitwächterin. Das Schicksal hat schon festgelegt, wessen Platz sie einnehmen wird.«
    Sie atmete langsam ein. Als ihr Griff sich lockerte, spürte ich, wie verwirrt sie war. Kairos trat einen Schritt vor. »Ich habe nicht gelogen«, beteuerte er. »Dass es nicht funktioniert, weiß ich erst dann mit Sicherheit, wenn ich es ausprobiert habe.«
    »Sie ist eine Zeitwächterin?«, wiederholte Nakita. Ich zuckte zusammen, als ihr Schwert sich langsam bewegte, bis es auf ihn gerichtet war. Plötzlich blieb Kairos so schnell stehen, dass es fast komisch wirkte. Nakita hielt mich jedoch weiter fest, den Arm um meinen Hals geschlungen. Für einen Augenblick konnte man seinem vornehmen Gesicht den Schock ansehen, bevor er ihn schnell überspielte.
    »Nakita«, schmeichelte er, »ich kann dir vielleicht helfen. Steck dein Schwert weg.«
    »Du hast gesagt, du könntest dafür sorgen, dass meine Angst verschwindet«, rief Nakita vorwurfsvoll und umklammerte mich wieder fester. »Du hast gesagt, die Seraphim hätten davon gesungen, dass es ihr Schicksal sei zu sterben, und dass ich das übernehmen sollte. Soll sie wirklich eine Zeitwächterin werden? Hast du mich etwa losgeschickt, um eine Zeitwächterin zu vollstrecken, weil du den Tod fürchtest? Chronos glaubt das jedenfalls!«
    Nikitas Stimme hallte donnernd in meinem Ohr wieder, der gerechte Zorn eines Engels, dem Unrecht getan worden war. Der Saum von Kairos' Robe zitterte, als er drei Schritte zurücktrat. Es war, als ob der Augenblick selbst zögerte, und ich fragte mich, ob Nakita mich festhielt, um mich zu töten - oder um mich zu beschützen.
    »Na gut, dann habe ich eben gelogen«, gestand Kairos, der zu seinem Tischchen zurückkehrte und die kleine Karaffe auf dem Tablett befingerte. Der Schatten, den er in der aufgehenden Sonne warf, erstreckte sich lang über den Boden, bis er meine Füße berührte. Ich erschauderte, als sein nicht ganz so mächtiges Amulett im Licht glitzerte. »Seit mehr als tausend Jahren bin ich dein Herrscher und
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