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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen
Autoren: John Ball
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führen.«
    »Gott sei uns Sündern gnädig.« Der Maler schlug die Beine übereinander. »Ist es nicht möglich, daß der Chauffeur in einer früheren Nachrichtensendung von dem Mord gehört hatte? Ich meine, sind Sie hier nicht mit dem Zeitfaktor ein bißchen zu genau?«
    Tibbs schüttelte den Kopf. »In der Öffentlichkeit wurde die Identifizierung bekannt, als ich beim Mittagessen saß. Doch noch aus einem anderen Grund erschien mir der Chauffeur verdächtig: Wenn er es erst kurz zuvor erfahren hätte, dann hätte er sich nicht so beiläufig ausgedrückt. Unsere Art, über Dinge zu sprechen, die wir eben erst erfahren haben, unterscheidet sich ganz deutlich von der Art, wie wir von ihnen sprechen, wenn sie uns bereits länger bekannt sind. Er sprach wie jemand, dem die Tatsache schon eine ganze Weile bekannt war. Das fiel mir damals auf.«
    »Er erzählte es also nicht >brühwarm    »Genau. Gerade auf solche Dinge müssen wir in unserem Beruf achten. Im wesentlichen führen zwei Schritte zur Klärung eines Falls: Zuerst muß man feststellen, was geschehen ist; danach muß man hinreichend Beweise sammeln, um eine Verurteilung zu gewährleisten. Ich kann aber nicht Geschworene von Browns Schuld überzeugen, indem ich ihnen seine Art zu erzählen schildere.«
    Emily schüttelte den Kopf. »Ihr Beruf wäre nichts für mich, Virgil«, bemerkte sie.
    »Er ist nicht immer erfreulich«, bestätigte Tibbs. »So, und jetzt möchte ich Ihnen einige Einzelheiten darlegen. Von den vier überlebenden Gesellschaftern der Roussel Rights Inc. befanden sich zwei in gesicherten Vermögensverhältnissen, während die anderen beiden in einer verzweifelten oder nahezu verzweifelten Lage schwebten. Walter McCormack besaß offensichtlich großes Vermögen. Trotzdem überprüfte ich seine Kreditwürdigkeit. Ich überprüfte auch Ihre Behauptung, Bill, hinsichtlich der Zahl der Bilder, die Sie verkaufen, und ihres Preises.«
    »Sie sind ja direkt gefährlich«, meinte Holt-Rymers.
    Tibbs lächelte ein wenig grimmig. »Wenn man mir die Wahrheit sagt, nicht. Und Sie hatten mir die Wahrheit gesagt. Wenn man einen Mordfall bearbeitet, dann darf man nichts als gegeben betrachten. Und hier kommen wir zu Mr. Peterson, dem Anlage- und Vermögensberater. Leider saß er ganz tief in der Klemme. Die meisten seiner Kunden hatte er verloren, weil er sie schlecht beriet. Geschäftlich war er also ziemlich am Ende. Außerdem hatte er ein Verhältnis mit seiner Sekretärin, und als diese ihm mitteilte, daß sie ein Kind erwarte, wußte er nicht mehr ein noch aus. Er kratzte sein letztes Geld zusammen, um sie wenigstens teilweise abzufinden, und reiste dann schleunigst nach Europa, um Dr. Roussel aufzusuchen.«
    »Ich möchte nur wissen, warum die Menschen sich in solche Komplikationen stürzen«, bemerkte Emily.
    »Daran kann man nichts ändern«, erwiderte Tibbs. »Wenigstens wird die Polizei dann nicht arbeitslos.«
    »Er fuhr wohl nach Europa, um seine Anteile zu verkaufen?« fragte Ellen.
    »So ungefähr. Man hatte vertraglich festgelegt, daß keiner der Gesellschafter seine Anteile ohne die Zustimmung der anderen verkaufen durfte. Peterson hoffte, daß Dr. Roussel, der Junggeselle war und in Frankreich lebte, für seine Lage Verständnis aufbringen würde. Er wußte, daß er bei Walter McCormack auf Granit stoßen würde, doch er glaubte, Dr. Roussel würde ihm im Hinblick auf den Verkauf der Firma einen nennenswerten Betrag vorstrecken. Peterson riet nämlich nachdrücklich zum Verkauf.«
    »Ein sehr schlechter Rat«, fügte Holt-Rymers hinzu.
    »Ist er verheiratet?« fragte Linda.
    »Ja, aber seine Frau hat die Scheidung eingereicht.«
    »Dann blieb ihm doch nur eines: Er mußte sich auf schnellstem Weg von seiner Frau scheiden lassen, die das ja sowieso wollte, um das Mädchen zu heiraten, das sein Kind erwartete.«
    Tibbs sah sie an und schüttelte den Kopf. »Wenn man unter Zwang heiratet, ist nichts gelöst. Er konnte sie sowieso nicht heiraten. Sie war bereits verheiratet — mit einem Soldaten, der im Ausland stationiert ist.«
    »Gute Nacht«, sagte Forrest.
    Tibbs nickte. »Wenn man also all diese Umstände zusammenzählt«, fuhr er fort, »kann man sich schon vorstellen, daß Peterson in einer Verfassung war, die ihn selbst vor Mord nicht zurückschrecken ließ. Er besaß ein Motiv, und er ist ein starker, massiver Mann. Er kam als Täter durchaus in Frage. Vom rechtlichen Standpunkt aus betrachtet hatte er sich jedoch,
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