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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen
Autoren: John Ball
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kommen.«
    Wieder richtete sich Tibbs' Blick voller Bewunderung auf das Gemälde. Er hätte alles gegeben, was er besaß, wenn ihm dafür die Fähigkeit zuteil geworden wäre, ein solches Meisterwerk zu schaffen.
    »Sobald Linda wieder da ist und sich angezogen hat, kann's losgehen«, sagte Emily. »Sie wird nicht lange brauchen. Bitte, trinken Sie doch eine Tasse Kaffee.«
    Tibbs setzte sich. »Wie geht es Ihnen, Miss Boardman?« wandte er sich an das junge Mädchen.
    Ellen legte ihre schmale Hand auf die seine. Sie rief sich ins Gedächtnis zurück, was diese kräftigen, dunklen Hände für sie getan hatten.
    Die Tür öffnete sich, und Linda trat ein. Sie ging rasch und leichtfüßig, während sie sich mit einem Handtuch das Haar frottierte. Tibbs warf einen Blick auf Ellen, neugierig, wie sie auf Lindas Nacktheit reagieren würde. Aber nichts im Gesicht Ellens verriet irgendeine Reaktion.
    »Virgil.« Linda blieb stehen und sah ihn an. Er hatte plötzlich Angst vor dem, was sie sagen würde. »Warum sind nicht alle Menschen so wie Sie?«
    In seinem ganzen Leben hatte niemals jemand so etwas zu ihm gesagt. Er senkte den Kopf. Seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Er vergaß das reizvolle junge Mädchen, das nackt vor ihm stand, vergaß die anderen. Er war sich nur bewußt, daß man ihn geprüft hatte und daß er nicht als zu leicht befunden worden war.
    Wenige Sekunden lang war er kein Neger. Er gehörte keiner Rasse an, er war einfach ein Mensch, der es fertiggebracht hatte, gut und richtig zu handeln.
    Dann erblickte er seine schmerzenden Hände und kam zur Erde zurück.
    »Danke«, sagte er und hoffte, daß sie begriff.
    Emily verstand ihn. »Zieh dich jetzt an«, wandte sie sich an ihre Tochter, »damit Virgil nicht so lange warten muß.«
    Linda schüttelte das Haar. »In zwei Minuten bin ich fertig«, erklärte sie. »Aber wenn Virgil uns jetzt erzählen will, wie er der Wahrheit auf die Spur gekommen ist, dann möchte ich auch nicht ein Wort verpassen.«
    Carole trat mit einer Tasse Kaffee an den Tisch. »Oder möchten Sie lieber eisgekühlten Tee?« fragte sie.
    Tibbs hätte gern ja gesagt, doch der Kaffee war schon eingeschenkt, und er war in diesem Haus zu Gast. Er zögerte nur einen Augenblick, aber schon rannte Carole zum Kühlschrank. Linda eilte aus der Küche.
    »Tut mir leid, daß wir kein kaltes Bier haben«, entschuldigte sich Forrest. »Alkohol ist bei uns eben tabu.«
    »Ein Glas Eistee ist mindestens ebensogut«, meinte Tibbs.
    Carole brachte ihm den Tee. Er gab Zitrone und Zucker dazu, rührte um und trank in tiefen Zügen. Das zwanglose Beisammensein mit diesen sympathischen Menschen machte ihn glücklich.
    Wenig später kam Linda zurück. Sie hatte sich angezogen und ihr Haar gebürstet. »Okay«, sagte sie nur und setzte sich.
    Tibbs merkte, daß alle ihn ansahen.
    »Ich habe Ihnen eine Erklärung versprochen, weil Sie ein Recht darauf haben«, begann er, »aber ich fürchte, sehr dramatisch wird's nicht.«
    Forrest wandte sich an seine jüngere Tochter. »Carole, für dich ist das nicht sehr interessant. Du kannst auf den Spielplatz gehen.«
    »Muß ich?« erkundigte sich Carole.
    »Ich glaube, es ist besser.«
    Offensichtlich enttäuscht rutschte Carole von ihrem Stuhl und trottete widerstrebend aus der Küche. Als sie verschwunden war, bat Forrest Tibbs weiterzuerzählen.
    »Den Anfang kennen Sie alle«, sagte Tibbs. »Die Leiche von Dr. Roussel wurde in Ihrem Schwimmbecken gefunden. Der Tote trug weder Kleider noch Schmuck. Nur seine Kontaktlinsen hatte man ihm nicht abgenommen. Das sah nach einem vielversprechenden Anhaltspunkt aus, aber als ich der Spur nachging, führte sie mich in eine Sackgasse. Später erwähnte Miss Boardman ihren Onkel. Ein aufmerksamer Beamter gab die Nachricht weiter, und wir hatten endlich den ersten nützlichen Hinweis.«
    »Bitte, nennen Sie mich Ellen.«
    »Gern. — Sobald die Identität des Toten erst feststand, wurde manches klar. Unter anderem schien ziemlich sicher, daß Dr. Roussels Tod unmittelbar mit seinen Geschäften zusammenhing. Und so war es auch. Damit konzentrierte sich unsere Aufmerksamkeit auf die vier überlebenden Teilhaber der Gesellschaft. Ein großes Vermögen ist Motiv genug für einen Mord.«
    »Nicht für jeden«, warf Linda ein.
    »Das stimmt. Abgesehen von dem, was ich Ihnen bereits sagte, blieb uns nur noch ein zweiter Anhaltspunkt: Der Tote mußte hierher gebracht worden sein, um Aufsehen zu erregen.
    Mit anderen
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