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Totes Meer

Titel: Totes Meer
Autoren: B Keene
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aus der Dose, Cocktailwürstchen, Cracker, Erdnussbutter, Essiggurken, Chips, Müsli und flaschenweise Wasser und Saft. Es war ein Festmahl.
    In dieser Nacht schlief ich wie ein Stein, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, erinnerte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben daran, was ich geträumt hatte.
    Ich hatte geträumt, ich sei ein Held.

VIERZEHN
    D as alles ist jetzt einen Monat her. Der Sommer ist vorbei, der Herbst steht vor der Tür. Die Tage werden kürzer. Hier draußen auf See wird es kälter, auch tagsüber. Der Wind peitscht über das Wasser und rüttelt an der Bohrplattform. Wenn der Seegang richtig stark ist, ist es fast so wie an Bord der Spratling.
    Nach ein paar Tagen hatten wir uns alle erstaunlich problemlos an unser neues Leben gewöhnt. Zuerst war es ein komisches Gefühl, nicht mehr mit einer ständigen Gefahr zu leben. Nicht auf der Flucht zu sein oder sich zu verstecken, nicht immer über die Schulter schauen zu müssen, auf der Suche nach den Toten. Irgendwie war es schwierig, sich zu entspannen. Man kam sich dabei verantwortungslos vor. Aber als uns klar wurde, dass die Zombies uns nicht erreichen konnten und wir zum ersten Mal, seit die ganze Sache angefangen hatte, wirklich in Sicherheit waren, nahmen wir unser neues Zuhause richtig an.
    Manchmal reden wir darüber, was wohl auf dem Festland passiert. Wir können es nicht erfahren und lediglich spekulieren, aber es hilft, uns abzulenken. Sind die Städte und Dörfer jetzt voller Toter, oder hat die Menschheit es geschafft, zurückzuschlagen?
Falls ja, gibt es dann Hoffnung, dass wir eines Tages gerettet werden – einen Weg runter von dieser Plattform und zurück zu dem Leben, das wir vor Hamelns Rache kannten?
    Wahrscheinlich nicht.
    Wir sind von einem toten Meer umgeben. Auch wenn die Meeresbewohner uns nicht erreichen können, kann es ihr Gestank sehr wohl. Mit jeder Woche wurde er schlimmer – verwesender Fisch gemischt mit Salzwasser. Die Vögel laben sich dadurch an einem niemals endenden Buffet. Doch wenn wir uns im Innern aufhalten und das Belüftungssystem läuft, stört der Gestank nicht sehr. Nur solange wir draußen sind, ist es übel, aber auch dann nur an windstillen Tagen wirklich unerträglich. Wenn es regnet, verschwindet der Geruch.
    Carol und die Kinder haben sich gut an unsere neue Situation angepasst. Jeder von uns hat jetzt ein eigenes Zimmer. Es ist schön, wieder Privatsphäre zu haben, nach der ganzen Zeit auf dem Schiff. Carol hat darauf bestanden, die Ausbildung der Kinder fortzusetzen. Am Anfang haben sich beide darüber beschwert, aber ich glaube, sie haben eigentlich Spaß am Unterricht. Dadurch haben sie tagsüber etwas zu tun – es lenkt sie von unserer Situation ab. Gefangen, wie wir hier draußen sind, ohne das Rettungsboot oder eine andere Möglichkeit zu entkommen, sind Monotonie und Langeweile unsere schlimmsten Feinde. Abends spielen wir Videospiele, Tischfußball oder Billard. Malik ist richtig gut geworden.
Er ist ein geborener Spieler. Einer aus der Mannschaft hat einen Drachen und Schnur zurückgelassen. Wenn sie nicht gerade lernen oder mir bei den allgemeinen Arbeiten helfen, sind Tasha und Malik viel draußen und lassen den Drachen steigen. Hier auf See haben sie richtig guten Wind, und der Drache steigt ziemlich weit. Carol liest viel. In den Mannschaftskabinen haben wir einige Taschenbücher gefunden, außerdem noch Zeitschriften und sogar ein paar alte Zeitungen. Die Zeitungen machen mich traurig; sie sind voller Neuigkeiten, die jetzt belanglos sind. Ereignisse, die früher so wichtig zu sein schienen – der Benzinpreis, der Krieg im Mittleren Osten, Sex im Fernsehen, Fotos von Stars und ihren Babys. Manchmal, in hoffnungsfrohen Momenten, schalten wir das Fernsehen oder das Radio an. Aber es gibt nie ein Signal. Das statische Rauschen des Radios ist das einsamste Geräusch der Welt.
    Wenn ich draußen arbeite, behalte ich immer den Horizont und den Himmel im Auge, auf der Suche nach Schiffen oder Flugzeugen. Bisher habe ich keine gesehen. Und ich bezweifle, dass ich je welche sehen werde. Vielleicht sind wir die letzten Menschen. Ich weiß es nicht. Wie ich bereits sagte, der Überlebensinstinkt ist ein Arschloch. Immer noch. Wir werden weiterleben, werden weiter darum kämpfen, zu überleben. Müssen wir. Wenn wir die letzten lebenden Menschen sind, dann hat Gott verdammt schrägen Humor. Wie sollen wir den Planeten wieder bevölkern, wenn die Zombies alle verrottet sind?
Tasha
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