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Totes Meer

Titel: Totes Meer
Autoren: B Keene
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konnte, bewegte ich das Fadenkreuz schnell hin und her, auf der Suche nach einer Flosse. Als ich eine entdeckte, suchte ich das Wasser ab, um den dazugehörigen Kopf zu finden. Aber es war sinnlos. Der Körper des Hais war unter Wasser und sein Kopf verdeckt. Fluchend zielte ich auf die Stelle, an der ich den Kopf vermutete, und drückte ab. Das Gewehr prallte gegen meine Schulter,
und Schmerz durchzuckte meine Brust. Durch das Zielfernrohr sah ich eine Wasserfontäne aufspritzen, als die Kugel die Wasseroberfläche durchschnitt. Ich hatte ihn offenbar verfehlt, denn der Hai wurde nicht langsamer. Als ich den Kopf hob, um einen besseren Überblick zu bekommen, sah ich, dass noch mehr schlanke Rückenflossen an der Oberfläche aufgetaucht waren. Einer der Haie war so nah, dass ich sehen konnte, dass ein Stück aus ihm herausgebissen war. Die graue Haut ging in rosafarbenes und weißes Fleisch über. Die offene Wunde bestätigte, was ich schon vermutet hatte. Die Haie waren tot.
    Die Zombies kamen näher. Der Chief lehnte sich vor, als wolle er das Boot antreiben, schneller zu fahren. Ich schaute durch das Zielfernrohr und gab einen weiteren Schuss ab. Die Flosse wich aus und änderte ihren Kurs. Wieder schoss ich auf sie, aber die Kugel schien keine Wirkung zu zeitigen. In der Zwischenzeit hatte eine der Kreaturen uns den Weg abgeschnitten und schwamm direkt auf uns zu, als wollte sie uns rammen. Der Chief rief nach einem Gewehr, aber bevor irgendjemand reagieren konnte, hatte Malik sich die Waffe geschnappt und rannte zum Bug. Er zielte und kämpfte mit seinen schmalen Armen darum, die Waffe ruhig zu halten. Der Hai katapultierte sich aus den Wellen. Sein Maul war aufgerissen, und etliche Reihen weißer, rasiermesserscharfer Zähne blitzten auf. Malik drückte ab. Das schwarze Auge des Hais explodierte, ein Teil seiner Schnauze wurde abgerissen. Der Rückstoß warf Malik zu Boden. Er wirkte
benommen, aber er behielt das Gewehr fest in der Hand. Als er sich auf die Füße kämpfte, legte ich wieder an. Der Hai schwamm neben dem Boot entlang. Sein zerstörtes Auge sonderte Blut und Schleim ab, aber er gab seinen Angriff nicht auf. Schreiend wich Carol zurück, als er mit seinen Zähnen den Rumpf attackierte. Ich brachte das Fadenkreuz genau über das klaffende Loch, an dem sich sein Auge befunden hatte, und schoss. Der Hai bäumte sich im Wasser auf und versank dann in den Wellen. Die schäumende Gischt färbte sich rot.
    Schnell suchte ich mir das nächste Ziel, während Malik taumelnd auf die Füße kam. Er packte sein Gewehr, ging zur anderen Bootsseite und zielte, wobei er den Lauf immer knapp einen Meter vor dem Hai hielt. Trotz des Chaos war ich wieder einmal erstaunt, wie anpassungsfähig der Junge war. Es war fast so, als wüsste er instinktiv, wie man schießt.
    Malik und ich versenkten zwei weitere Haie, bevor es dem Chief gelang, sie abzuhängen. Selbst danach folgten uns die Flossen weiterhin. Wieder dachte ich an das Gemetzel, das unter der Wasseroberfläche stattfinden musste. Wie viele Arten von Fischen und Krustentieren lebten im Atlantischen Ozean? Wie viele von ihnen waren schon tot und jagten die anderen? Während Malik und ich nachluden, stieß das GPS eine Reihe schneller, lauter Piepstöne aus.
    »Seht euch gut um«, rief der Chief. »Jetzt müssten wir die Plattform sehen können!«
    Erwartungsvoll schauten wir in alle Richtungen,
sahen aber nichts außer grauem Wasser und klarem Himmel. Die beiden flossen ineinander, bis man sie nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. Abgesehen von den Vögeln, die in großen Scharen über dem Wasser kreisten, war der Horizont leer.
    Ein Delfin prallte gegen unsere Backbordseite. Ich richtete das Fadenkreuz aus, zögerte aber. Er sah nicht tot aus. Dann sprang der Delfin aus dem Wasser, flog durch die Luft und tauchte wieder ein, wobei jede Menge Wasser aufspritzte. Als die Sicht wieder besser wurde, entdeckte ich, dass sich das Wasser um den Delfin rot färbte, während dieser wild um sich schlug. Irgendwas hatte ihn von unten angegriffen. Der Körper des Delfins drehte sich immer wieder um seine eigene Achse. Bei der dritten Drehung war sein weißer Bauch rot. Ich richtete das Zielfernrohr aus und riss erstaunt die Augen auf. Eine Schule untoter Delfine zerriss ihren eigenen Artgenossen. Sie drehten ihn mit ihren Schnauzen herum, rammten ihn und stießen immer wieder vor, um schnelle, harte Bisse zu landen. Dann bemerkte uns einer von ihnen. Er schwamm
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