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Totes Meer

Titel: Totes Meer
Autoren: B Keene
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auf das Rettungsboot zu. Durch die Vergrößerung des Zielfernrohrs wirkte der Blick der Kreatur bösartig. Bevor ich ihn erschießen konnte, verschwand der Delfin in den Wellen.
    Ich riss das Zielfernrohr herum und versuchte, den Delfin ausfindig zu machen, bevor er uns erreichen konnte.
    Dann hörte ich Carol schreien.
    Der Zombie-Delfin wuchtete sich aus dem Wasser
und flog durch die Luft. Ich konnte nur fassungslos zusehen, wie er im Rettungsboot landete und dabei meine Ruder ins Meer stieß. Carol schrie wieder und rutschte hektisch auf Händen und Füßen rückwärts, wie ein Krebs. Der Chief drückte sich an die Seite, unfähig, den Gashebel loszulassen, denn wenn er das tat, würde das Boot abrupt anhalten. Dann würden wir wie tot auf dem Wasser treiben – in mehr als einer Hinsicht. Tasha, mutig, aber unbewaffnet, beobachtete den Delfin wachsam. Ich hob mein Gewehr und zielte. Doch bevor ich abdrücken konnte, hatte Malik der Kreatur seine Waffe gegen den Kopf gepresst und den Abzug gedrückt. Der Delfin quietschte und starb. Seine Schwanzflosse schlug gegen die Seiten, während sein Gehirn und Blut sich ins Boot ergossen.
    »Geht weg von ihm«, warnte ich die anderen. »Ihr dürft nicht mit dem Blut in Kontakt kommen.«
    Das GPS stieß plötzlich einen schrillen Alarm aus und lenkte uns alle für einen Moment ab.
    »Ich sehe sie«, rief der Chief. »Die Plattform. Ich sehe sie, an Backbord!«
    Wir schauten alle in die Richtung, die er uns zeigte. Am Horizont war ein schwarzer Punkt zu erkennen.
    »Das ist sie?«, fragte Carol und kniff angestrengt die Augen zusammen.
    »Ja, das ist sie«, nickte der Chief. »Das ist die Plattform. Meine Damen und Herren, wir haben es geschafft.«
    Wir jubelten und starrten ungläubig auf den schwarzen
Punkt. Tasha kam angerannt und fiel mir um den Hals. Carol weinte vor Freude. Malik schwenkte triumphierend sein Gewehr über dem Kopf und lachte.
    »Los geht’s«, schrie der Chief. »Festhalten.«
    Bevor wir auf seine Warnung reagieren konnten, wendete er das Boot bereits in einem weiten Bogen, so dass wir auf die Seite geschleudert wurden. Wir klammerten uns an die Bänke und Seiten, um nicht auszurutschen oder in das Delfinblut zu fallen. Das Boot schoss los und raste über das Wasser, wobei der Bug zitterte, wenn er über die Wellen hüpfte. Die Zombies fielen immer weiter zurück. Hinter uns breitete sich eine leuchtend rote Wolke aus, als sie über die anderen Meeresbewohner herfielen.
    »Wir können es schaffen«, brüllte der Chief über das Dröhnen des Motors hinweg.
    Ich fragte mich, wen er damit beruhigen wollte – uns oder sich selbst. Atemlos wartete ich darauf, dass noch etwas schiefgehen würde – dass der Motor anfangen würde zu qualmen oder zu spinnen, dass uns der Sprit ausgehen oder plötzlich eine weitere Gruppe Zombie-Haie vor uns auftauchen würde. Aber es passierte nichts. Wir rasten über das Meer, und die Ölplattform kam immer näher. Jetzt konnten wir sie problemlos erkennen – ein riesiges schwarzes Schiff, an dem eine Ölbohrvorrichtung und Wohnquartiere montiert waren. Ihre Größe war überwältigend. Wie eine Kleinstadt. Als wir näher kamen, entdeckte ich sogar einen Tanklaster und einige Gabelstapler, die auf der Plattform geparkt waren. Mir fiel wieder
ein, wie entweder der Chief oder Tum gesagt hatte, dass eine Hubplattform eigentlich eine ziemlich kleine Form der Ölplattform war. Ich fragte mich, wie groß dann wohl eine echte Ölplattform war.
    »Normalerweise«, erklärte der Chief, »bringen die Ölfirmen die Mannschaft entweder per Helikopter oder mit dem Boot an Bord. Auf der Plattform gibt es einen Landeplatz, und auf Wasserhöhe gibt es Anlegestellen. Die werde ich ansteuern. Lamar, du hältst dein Gewehr bereit, während Carol und die Kinder aussteigen, nur für den Fall, dass eines dieser fiesen Dinger einen letzten Angriff versucht.«
    Ich nickte, und er wandte sich an die anderen: »Sobald ihr drei sicher auf dem Dock steht, werden Lamar und ich euch die Vorräte anreichen. Dann mache ich uns fest, und wir sind in Sicherheit.«
    Außer es sind tote Menschen an Bord , dachte ich.
    »Wie kommen wir zu den höheren Ebenen?«, fragte Carol. »Das scheint schrecklich hoch zu sein. Ich hoffe, sie haben keine Treppen. Meine Beine bringen mich um, und ich habe mir das Knie angehauen, als der Delfin ins Boot sprang.«
    Der Chief rieb sich vorsichtig die verletzte Nase. »Keine Sorge. Es gibt keine Treppen, zumindest nicht in
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