Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totes Meer

Titel: Totes Meer
Autoren: B Keene
Vom Netzwerk:
ich mich um, um auf dem Wecker nachzusehen, wie spät es war, aber der funktionierte natürlich nicht. Da ich keine Armbanduhr hatte und auch sonst keine Möglichkeit, die Uhrzeit herauszufinden, beschloss ich, es noch einmal mit Schlafen zu versuchen.
    Dann roch ich Rauch. Brennendes Holz, schmelzendes Plastik... vielleicht auch verbranntes Fleisch. Ich sah mich um. Mein Puls raste. Durch das Schlafzimmerfenster drang ein orangefarbenes Glühen. Ich hatte es sowohl von innen als auch von außen mit Brettern vernagelt, die Fensterläden und die Vorhänge zugezogen, doch an den Rändern drang ein wenig Licht durch. Wieder hallte ein Schrei durch die Nacht. Nun setzte ich mich ganz auf und stellte die nackten Füße auf den Boden. Es war jetzt noch heißer im Zimmer – heißer als zu dem Zeitpunkt, als ich eingeschlafen war. Ich lauschte nach weiteren
Schreien, hörte aber stattdessen ein knisterndes Geräusch.
    Rauch. Licht. Hitze. Knistern.
    Feuer...
    Ich sprang aus dem Bett und rannte ins Wohnzimmer. In einem der Bretter, mit denen ich mein Panoramafenster vernagelt hatte, war in der Mitte ein kleines Astloch. Es war nicht so groß, dass die Zombies reinschauen konnten, aber groß genug, dass ich den Garten und die Straße dahinter einsehen konnte. Alan und ich hatten es dazu benutzt, die Nachbarschaft auszukundschaften, um sicherzugehen, dass die Luft rein war und unsere Verteidigung halten würde. Immer noch nackt, kniete ich mich vor das Guckloch und schaute hinaus. Der Himmel stand in Flammen, leuchtete orange, rot und gelb. Die Häuser gegenüber qualmten, das ganze Viertel brannte lichterloh. Mein Haus war kein richtiges Reihenhaus, aber im Umkreis von ein paar Blocks waren sich die Häuser in Größe und Form alle sehr ähnlich – kleine, heruntergekommene Schuhkartons mit nur einem Schlafzimmer und winzigen Gärten. Sie standen eng zusammen, und die Flammen sprangen von einem Haus auf das nächste über. Die Straße war voller Rauchwolken – und Flüchtlingen, lebenden und toten, die vor dem Inferno davonliefen.
    Es war schrecklich und surreal. Die Parade der Überlebenden kam zuerst. Einige waren nackt oder trugen nur Unterwäsche, andere waren im Schlafanzug, und ein paar wenige trugen Survivalkleidung:
Kevlarwesten, Springerstiefel, Tarnkleidung und so was. Alle versuchten, der Flammenhölle zu entkommen. Alles in allem waren es ungefähr zwei Dutzend. Ich fragte mich, wo sie alle herkamen. Ich hatte die ganze Zeit geglaubt, Alan und ich wären die einzigen Lebenden in der näheren Umgebung, aber offenbar hatte ich falschgelegen. Es war ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass meine Nachbarn, während ich mich in meinem Haus eingeschlossen hatte, dasselbe getan hatten, sich in Kellern und auf Dachböden versteckt und darauf gewartet hatten, was als Nächstes passieren würde, ständig kämpfend, um einen weiteren Tag zu überleben. Ich hatte mich einsam und elend gefühlt, und währenddessen hatten diese Leute wahrscheinlich genauso empfunden.
    Die meisten von ihnen waren zu Fuß unterwegs, einige ohne Schuhe. Sie rannten die Straße entlang, ohne zurückzusehen. Die Survivaltypen hatten Sturmgewehre bei sich. Ich war nicht sicher, was für welche, aber es war die Art, die man immer in Filmen sieht. Andere umklammerten Waffen oder Habseligkeiten, doch die meisten Menschen der flüchtenden Menge hatten nichts bei sich. Ein schwarzer Lexus wand sich hupend zwischen ihnen hindurch, der Fahrer versuchte verzweifelt, an ihnen vorbeizukommen. Ein Mann, der angezogen war, als wollte er auf die Jagd gehen, wirbelte herum und schoss dreimal auf die Windschutzscheibe. Schreiend liefen die Menschen um ihn herum auseinander. Gelassen ging der Mann auf das Auto zu, öffnete die Tür, warf
den Fahrer auf die Straße und schob sich hinter das Lenkrad. Ein anderer Mann raste auf einem Motorrad vorbei, das er geschickt zwischen den Menschen hindurchlenkte.
    Dann kamen die Toten. Sie waren überwiegend menschlich, aber es waren auch ein paar Tiere darunter. Einigen der Zombies fehlten Körperteile. Andere hatten große, hässliche Wunden, aus denen Blut und Eiter nossen – Verletzungen, die eigentlich tödlich sein sollten. Einer Leiche, die kein Hemd trug, fehlte der gesamte Unterleib. Ein paar Knorpelstränge hingen bis in den Schambereich. Die weit geöffnete Bauchhöhle war leer – keine Organe, nur rosa Fleisch und Knochen. Ich fragte mich, ob sie immer noch nach lebendem Fleisch gierte, und falls es so war, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher