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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann
Autoren: Ake Edwardson
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sie es wusste, da sie ...
    Oder es kümmerte sie nicht, weil alles nur ein Spiel war. Bald würde sie wieder im Lager sein.
    Vielleicht brachten sie sie im Boot zurück.
    Sie musste sich eine Erklärung einfallen lassen, wenn sie zurückkam.
    Vielleicht würde er fragen. Morgen. Morgen würde Christian sie wahrscheinlich fragen. Er hatte ja auf dem Anleger gestanden. »Der Badeanzug!«
    Ich will nicht. Nein! Nein! Wenn ich den Badeanzug ausziehe, können sie wer weiß was mit mir machen. Ich darf ihn nicht ausziehen. Ich muss ihn anbehalten!
    »Ich will nicht!«
    »Zieh den Badeanzug aus!« »Ich will nicht! Lass mich!« »Wollen wirni ...«
    Eine andere Stimme. Er wurde unterbrochen. »Halt's Maul! Hilf lieber!«
    Sie versuchte zu schreien, sie begann zu schreien. In der Stille war jeder Laut weithin zu hören. Die Sonne war untergegangen. Stimmen trugen noch weiter, wenn die Sonne weg war.
    »Hiii ... !!!«
    Einer von denen schlug ihr mit der Hand über den Mund. Es tat weh, und sie hatte das Gefühl, als wäre ein Zahn abgebrochen. Sie versuchte sich loszureißen. Sie biss in die Hand, so fest sie konnte. »Aauuu!!!«
    Sie hatte Blutgeschmack im Mund. Es konnte ihr eigenes Blut sein. Die Hand ließ ihren Mund los. Es war Blut daran, das konnte sie sehen. Es sah fast schwarz aus.
    »Roger! Hilf mir endlich, verdammt noch mal!«
    Eine andere Hand presste sich auf ihren Mund. Wieder versuchte sie zu schreien. Sie wusste nicht, ob es jemand hörte. Sie konnte ihre eigene Stimme nicht mehr hören. Überall waren Stimmen. Die Stimmen schienen an ihr zu zerren. Alles und alle zerrten an ihr. Sie würden sie zerreißen. Sie versuchte sich zum Grund sinken zu lassen. Sie standen im Wasser, alle standen im Wasser. Wenn es ihr nur gelang unterzutauchen, einfach im Wasser zu verschwinden. Als sie sich steif machte und unterzutauchen versuchte, lockerte einer seinen Griff, und sie versank. Jetzt erkannte sie nur noch Beine. Keiner von ihnen trug eine Badehose. Sie sah nasse Jeanshosen. Sie war unter Wasser, spürte den Grund und versuchte zu schwimmen. Sie sah den Anleger, das Meer. Und den vorgelagerten Holm. Sie erinnerte sich daran, dass er Svensholmen hieß. An der kleinen Insel konnte sie vorbeischwimmen. Dann war sie in Sicherheit. Sie war eine schnelle und gute Schwimmerin. Wenn sie nur zwischen all den Beinen eine Lücke fand. Sie würden sie nicht einholen können. Das Boot war nicht hier. Sie konnte sich hinter den Holmen und Schären verstecken. Vielleicht würde ein anderes Boot vorbeikommen. Sie dachte an den Jungen, der am Bug des Segelbootes gestanden hatte, dem sie begegnet waren. Er schien allein auf dem Boot gewesen zu sein, es war nicht groß. Er würde sie retten. Warum hatte sie ihm nicht etwas zugeschrien, als sie vorbeifuhren? Warum hatte sie in dem Moment keine Angst gehabt? Warum war sie nicht vom Boot gesprungen, hatte sich nicht einfach ins Wasser geworfen? Er hätte es gesehen und begriffen, dass sie Hilfe brauchte.
    Jemand wollte sie packen, bekam sie aber nicht zu fassen. Vielleicht konnte sie nach Styrsö hinüberschwimmen und sich dort verstecken. Dort gab es Menschen, sie konnte zum erstbesten Haus laufen, das sie sah.
    Sie warf sich zwischen ein Paar Jeansbeinen hindurch. Niemand hielt sie mehr fest. Sie begann zu schwimmen, sie schwamm, immer weiter! Wieder sah sie den Anleger, sie schwamm! Hinter ihr schrien sie. Jemand versuchte erneut, sie zu packen, aber sie strampelte sich frei. Sie schwamm weiter! Jetzt sah sie das offene Meer! Sie war frei!
    47
    Bei zehn kam Winter auf die Beine. Er hatte ein Gefühl, als wäre er in den vergangenen T agen immer wieder niedergeschlagen worden.
    Richardsson stand noch immer im Tümpel. Das Wasser reichte ihm bis zu den Hüften. Es sah aus, als hätte sich der Wasserspiegel gehoben, seitdem sich die Oberfläche beruhigt hatte.
    Der Kampf war vorbei. Bergenhem! Mein Gott! Lars! Wieder sah Winter sein Gesicht, obwohl es unter Wasser war. Er würde es immer vor sich sehen. Er würde es nie vergessen. Was man vergessen wollte, vergaß man nie. Was man bewahren wollte, verschwand häufig für alle Zeit.
    Winter stieg in den Tümpel. Er spürte weder Kälte noch Wärme.
    Es war einfach nur Wasser, das um seine Knie spielte. Jetzt reichte es ihm bis zu den Oberschenkeln. Er ging auf Richardsson zu. Der Mann rührte sich nicht. Winter spürte den widerwärtigen Grund unter seinen Schuhen und wunderte sich, dass er nicht in Schlamm und Treibsand versank. Dieser
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