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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache
Autoren: Anna Jansson
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wollte er den Zug hinunter nach Stockholm nehmen. So war es vor mehr als einer Woche verabredet worden. Als sie vor Rosmarie Haags Haus anhielten, ging Maria auf, dass sie vor »Rosmaries Kräutergarten« standen, einer Gärtnerei mit Kräutergarten und Gaststätte halbwegs zwischen dem Campingplatz am Kronviken und der Stadt. Maria war hier täglich vorbeigekommen, seit sie in das gelbe Haus gezogen waren, und sie war mehrmals drauf und dran gewesen, abzubiegen und einzukaufen, hatte es aber bleiben lassen, weil sie erst abwarten wollten, was denn auf ihrem Grundstück alles zum Vorschein kam, wenn die Schneewehen endlich geschmolzen waren. Dann hatten sie aber, wie gesagt, erst mal eine neue Drainage legen müssen.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie diese Rosmarie sind«, lächelte Maria. »Ich schaue nach der Arbeit vorbei, wenn wir nicht schon vorher erfahren haben, was passiert ist.« Sie reichte ihr einen Zettel mit ihrer Durchwahl.
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas Neues erfahren haben. Haben Sie jemanden, der bei Ihnen sein kann, jemanden, der Ihnen behilflich sein kann?«
    »Mein Vater, er wohnt in dem kleinen roten Häuschen am Hang. Aber ich glaube nicht, dass er mir eine große Stütze ist. Er und Clarence können nicht miteinander. Niemand würde sich mehr darüber freuen als er, wenn Clarence für immer verschwinden würde. Ich sage das, wie es ist, obwohl er mein eigener Vater ist.«
    »Was hat er gegen Clarence?«
    »Eigentlich alles. Nein, ich bin nicht allein. Das Personal hier fängt um neun an. Ist schon in Ordnung. Wir hören voneinander.« Rosmarie seufzte tief und machte sich eilig auf den Weg. Erleichtert, weil sie ihren Auftrag ausgeführt hatte? Maria hatte zum wiederholten Mal das Gefühl einander widersprechender Signale.

3
    »Du bist also den ganzen Vormittag über weg gewesen, hast ein feudales Frühstück gegessen und Rosmaries Kräutergarten besichtigt. Mit der Absicht, Blumen für den eigenen Garten zu kaufen, kann ich mir vorstellen. Mehr hast du also während dieser Arbeitsstunden nicht geschafft? Vielleicht hast du noch einen Termin beim Friseur verabredet, oder die Maniküre bestellt?« Kommissar Ragnarssons eng stehende Augen fixierten Maria. Die nicht angesteckte Zigarette unter der Oberlippe wippte im Takt, als er sprach. Wie ein ganz kleiner Taktstock, überlegte Maria und versuchte ihr Lächeln halbwegs zu verbergen. »Hier wird lang und breit darüber geklagt, dass wir zu wenig Leute haben und zu geringe Mittel, dass wir unterbesetzt sind und auf dem Zahnfleisch gehen, und dann hat diese Frau da«, Ragnarsson zeigte bösartig auf Maria, »die Dreistigkeit und spielt den ganzen Vormittag Kindergarten. Warst du nicht mit deinen Schreibarbeiten im Rückstand, mit Vorgängen, die morgen an die Staatsanwaltschaft gehen sollen? Hattest du nicht so was gesagt?«
    »Das schaffe ich schon. Wir wissen noch nicht, was Clarence Haag passiert ist«, erwiderte Maria, ohne seinem Blick auch nur einen Millimeter auszuweichen.
    »Nein. Und wir wollen dankbar sein, wenn wir drum herum kommen. Wahrscheinlich sitzt er besoffen irgendwo draußen im Wald, und dann können wir nur froh sein, wenn er keinen Verkehrsunfall verursacht hat. Oder, und das ist wahrscheinlicher, er ist im Suff mit der richtigen Dame im falschen Bett gelandet, und dann ist es ebenfalls nicht unsere Aufgabe, die Angelegenheit aufzuklären. Verstanden! Ein Ehemann muss ein Recht auf sein Privatleben haben! Kann Wern das nicht begreifen?«
    »Aufrichtig gesagt, nein. Nicht wenn er die Hilfe der Polizei braucht, um nach Hause zu finden. Ich frage mich, wer der Mann mit der Sportmütze gewesen sein kann. Einer von den beiden war nüchtern genug, um die Zeche auszurechnen und auf die Öre genau zu bezahlen.«
    »Einer von denen war nüchtern! Meinst du wirklich, dass einer von denen nüchtern war?! Soll ich lachen oder weinen? Ist es nicht bald Zeit für die große neurologische Untersuchung? Sieh dir Himberg hier an und lerne, wie man Schwerpunkte setzt. Die Frau ruft ihn an und sagt, dass ihr Mann verschwunden ist. Himberg ist ein ERFAHRENER Polizist. Er WEISS , dass Ehemänner in 99 von 100 Fällen wie Märzkater in der Dämmerung auftauchen, um sich nach den Anstrengungen der Nacht auszuschlafen.« Örjan Himbergs breites Lächeln strahlte vor Selbstgefälligkeit. Zufrieden über das Lob, das ihm zuteil wurde.
    »Ich kann dir noch so das eine oder andere beibringen, Mädel«, sagte er mit lässiger Stimme und ließ
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