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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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Beginn der letzten Minute des alten Jahres ihren Abstieg beginnt, jeder wartet darauf - und würde sie nicht unbeirrbar an ihrer Stange nach unten gleiten, wären alle enttäuscht. Genauso sind Sie, Tucker. Sie sind die Kristallkugel - strahlend, funkelnd, jederzeit imstande, einen eindrucksvollen Auftritt hinzulegen. Sie brauchen den Erfolg wie die Luft zum Atmen. Alles andere würden Sie als Schmach empfinden - eine Schmach, die so gar nicht zu Ihrer perfekten Verpackung passen würde.«
    Sie erhob das Glas und nickte ihm zu. »Auf Sie, Tucker. Von Ihnen habe ich gelernt, dass der Erfolg das höchste Gut ist.«
    Schließlich sah sie Zohar an. »Wie konnte ich Sie nur so lange warten lassen, Julian Zohar? Sie sind unser Mentor, unser Gründervater - von Ihnen habe ich so viel gelernt, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll. Vor allem habe ich von Ihnen gelernt, dass sich die Ethik nicht etwa mit der Frage befasst, was Recht oder Unrecht, Gut oder Böse ist, nein, für Sie ist die Ethik nur eine opportunistische Form der Haarspalterei, die es Ihnen erleichtert zu bekommen, was Sie wollen. Und dann habe ich von Ihnen gelernt, dass im Namen eines von Ihnen selbst so bezeichneten höheren Guts alles erlaubt ist. Sie haben etwas von einem Schamanen, Julian. Sie können anderen das Gefühl vermitteln, moralisch stets richtigzuliegen. Sie flößen anderen Menschen
Selbstvertrauen ein und stellen es ihnen frei, ganz nach Belieben selbst darüber zu bestimmen, was sie gerade für Recht oder Unrecht halten wollen. Dabei gibt es für Sie in Wahrheit gar kein Unrecht, zumindest nicht, solange es Ihnen persönlich nützt«, sagte sie.
    »Von Ihnen habe ich gelernt«, fuhr sie fort, »dass es einzig auf den größtmöglichen Vorteil für die größtmögliche Zahl von Menschen ankommt. Und wer zufällig nicht dieser ›größtmöglichen Zahl‹ angehört, nun ja - der hat eben Pech gehabt, weil der einzelne Mensch für die Ethik, die Sie vertreten, ohnehin zweitrangig ist. Ihnen verdanke ich das größte Geschenk von allen, Julian - jenes Gefühl absoluter moralischer Überlegenheit, das es sogar gestattet, sämtliche moralische Bedenken über Bord zu werfen.«
    »Augenblick mal«, sagte Kaplan. »Und was ist mit Ihnen, Angel? Welche Rolle haben Sie sich selbst in dieser kleinen Strafpredigt zugedacht?«
    »Sie haben völlig recht, Jack. Mich selbst zu schonen wäre in der Tat eine unverzeihliche Unterlassung. Schließlich habe ich von mir selbst mehr gelernt als von jedem von Ihnen hier. Vor allem habe ich eines gelernt: Wenn man etwas verzweifelt liebt - wenn man etwas mehr liebt als alles andere -, dann sollte man sehr sorgfältig prüfen, worauf sich diese Liebe richtet. Ich habe gelernt, dass es im Universum so etwas wie eine ›Ordnung der Dinge‹ gibt. Solange man die Prioritäten richtig setzt, ergibt sich alles andere wie von selbst, doch wenn man die falschen Prioritäten setzt, fliegt einem der ganze Laden um die Ohren.«
    Sie sah die Männer an, denen das Lächeln inzwischen vergangen war.
    »Oh bitte, damit wir uns nicht missverstehen. Ich möchte mich hier nicht über einen von Ihnen erheben. Denn gerade das ist die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe: Ich bin
ein Teil dieser Gruppe. Ich bin Mitglied im Club. Wir sind eine richtige Familie. Ja, wir gehören zusammen, und ich habe mich noch nie so sehr mit dieser Gruppe identifiziert wie heute Abend.«
    Die Männer schienen erleichtert.
    »Schön«, sagte Zohar, »können wir jetzt bitte fortfahren …«
    »Warten Sie«, sagte Sarah. »Ich habe noch jemanden vergessen - meinen Partner Cruz Santangelo. Ihm habe ich so viel zu verdanken. Keiner der hier Anwesenden bringt ihm die Wertschätzung entgegen, die er verdient hat - dabei ist der Mann ein echtes Multitalent. Von ihm habe ich das Töten gelernt - ein Geschäft, auf das sich nun wirklich jedes halbwegs gescheite Mädchen verstehen sollte. Außerdem habe ich von ihm gelernt, wie man schnell und lautlos und - für das Opfer - völlig überraschend einen Mord begeht. Beachtlich, was man im Laufe eines Jahres in der Gesellschaft eines professionellen Killers alles lernen kann«, sagte sie.
    »Zum Beispiel hat er mir erzählt, dass kleinere Schiffe meist einen Benzinmotor haben, große dagegen - zum Beispiel eine schicke Yacht wie diese hier - einen Dieselmotor. Diesel kann nämlich nicht explodieren, sondern verbrennt lediglich. Große Yachten, die ein Beiboot oder ein Jet-Ski an Bord haben, sind deshalb
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