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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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es so dunkel war, orientierte sich Santangelo anscheinend an ihren Spuren, mied also, ohne dass
es ihm selbst bewusst war, das gefährliche Terrain, auf das sie ihn hatte locken wollen.
    Sie spürte einen Regentropfen auf dem Arm, dann noch einen. Wieder rieb sie sich eilig mit Kohlestaub ein. Doch dann fielen die Tropfen in immer rascherer Folge. Nur Sekunden später ging ein Wolkenbruch nieder und wusch den Kohlestaub von Rileys Haut.
    Sie blickte um sich. Schutz bot ihr jetzt nur noch der prasselnde Regen, in dem weder etwas zu erkennen noch zu hören war, nicht mal das Knirschen ihrer eigenen Schritte. Ein Geschenk des Himmels! Eine Gelegenheit, die sie unbedingt nutzen musste, um Santangelo irgendwie abzuhängen. Doch wo sollte sie hin? Natürlich weiter hinauf - nur dass es dort keine Wegmarken mehr gab, sie also völlig orientierungslos sein würde. Sie schloss die Augen, versuchte sich die Eigenarten des Geländes weiter oben ins Gedächtnis zu rufen - brachte aber nichts als vage Erinnerungsfetzen zustande. Und der Wolkenbruch ließ bereits wieder nach. Trotzdem musste sie weiter hinauf, auch wenn sie sich dort nicht auskannte. Also rappelte sie sich hoch und stolperte einfach vorwärts.
    Zwanzig Meter den Hang hinauf, dann nach rechts: ungefähr zehn Schritte, nein - doch noch etwas weiter; dann wieder nach oben: zwanzig, dreißig Meter, dann nach links. Dort gab es eine besonders gefährliche Stelle, die sie unbedingt weiträumig umgehen musste. Schließlich blieb sie stehen. So - hier müsste sie eigentlich relativ sicher sein. Sie fiel erschöpft auf die Knie, doch der Boden war glühend heiß. Abrupt sprang sie wieder auf.
    Ihre Hose war vorne versengt, die Haut an den Knien und den Schienbeinen verbrannt. Sie bückte sich, streckte die Hände nach unten; schon dreißig Zentimeter über dem Boden war es heiß wie in einem Backofen. Ob sie sich verlaufen
hatte? Ob sie zu weit oder vielleicht nicht weit genug gegangen war? Ob sich der Kohlebrand mittlerweile weiter ausgebreitet hatte? Oder ob auf ihre Erinnerung kein Verlass war? Sie drehte sich um, ging in die entgegensetzte Richtung … und blieb plötzlich stehen.
    Riley war wie gelähmt, am Ende ihrer Kräfte. Sogar in den Augen konnte sie das wilde Pochen ihres Herzens spüren. Sie hatte einen Eisengeschmack auf der Zunge - war das nun Kohlestaub oder Blut? Die Dinge ringsum erschienen ihr plötzlich merkwürdig fern. Doch am meisten erstaunte sie, dass sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. Sie überlegte: Bricht man denn gar nicht zusammen, wenn man stirbt?
    Der Regen hörte so unvermittelt auf, wie er begonnen hatte, und sie stand plötzlich weithin sichtbar mitten auf dem Hang. Sie blickte zum Himmel hinauf. Gerade trat der Mond hinter den letzten Wolken hervor, und über der ganzen Halde lag ein strahlender Silberglanz. Sie sah den Hang empor, erblickte ganz in der Nähe den Kamm des Hügels, der sich deutlich vor dem nächtlichen Himmel abzeichnete. Sie betrachtete die Geisterstadt unter sich, die verlassenen Gebäude, die an kleine Kartenhäuser in einem dunklen Raum erinnerten. Sie sah die Läden und die Häuser und das Mahlwerk und sogar den alten Grubenschacht. Noch einmal lag ihre ganze Kindheit vor ihr. In der Ferne glitzerten am Horizont die Lichter von Pittsburgh.
    Sie blickte zum Fuß der Halde hinunter, sah dort zwei winzige Gestalten, die verzweifelt nach der Stelle suchten, wo sie - Riley - ihren Aufstieg begonnen hatte. Nein, die beiden würden die Stelle nicht mehr rechtzeitig finden. Schließlich wusste Sarah ja überhaupt nichts von der Platane, war als Kind nie selbst auf die Halde gestiegen.
    Dann ließ Riley den Blick wieder über den Hang schweifen.
Ungefähr fünfundzwanzig Meter unter ihr durchsuchte Cruz Santangelo gerade ein Gestrüpp.
    »Falsch«, rief Riley. »Sie suchen an der falschen Stelle.«
    Er drehte sich um. Auch sein Gesicht war mittlerweile rußgeschwärzt. Riley konnte sogar erkennen, dass der Schweiß kleine weiße Linien auf seine Wangen gezeichnet hatte. Er blickte zu ihr hinauf. Plötzlich war sie die Ruhe selbst, ganz und gar mit sich im Reinen. Santangelo hob die Waffe, wusste aber nicht genau, wohin er zielen sollte.
    »Ich bin hier oben - ganz allein.«
    Santangelo drehte sich in ihre Richtung, den Revolver in der linken Hand.
    »Warum kommen Sie denn nicht herauf?«, sagte sie. »Ich rühre mich nicht von der Stelle. Sonst verfehlen Sie mich womöglich noch.«
    Santangelo hob die
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