Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Bluffer - ein kleiner Mann, der es verstand, trotzdem einen großen Schatten zu werfen. Nick schüttelte angewidert den Kopf. Ihm war speiübel.
    Sarah sah ihn an. »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Ist doch klar. Ich übergebe Sie der Polizei und überlasse denen das DNS-Profil, das beweist, dass Sie in der Mordnacht in Leos Wohnung gewesen sind. Und dann fangen Sie an zu singen wie ein Kanarienvogel - spucken sämtliche Namen aus und geben sich alle Mühe, für sich selbst den bestmöglichen Deal herauszuholen. Santangelo ist bereits tot - da bietet es sich doch an, ihm die Hauptschuld anzulasten: ein durchgeknallter FBI-Mann, früher mal Angehöriger einer Antiterroreinheit, der vor keiner Schweinerei zurückschreckt. Sie können ja behaupten, dass er Sie erpresst, dass er gedroht hat, Sie umzubringen, falls Sie nicht mit ihm kooperieren. Klingt doch gut, Sarah, funktioniert vielleicht sogar. Bleibt nur ein kleines Problem: meine Wenigkeit. Ich werde den Behörden nämlich auch den Rest der Geschichte erzählen und dafür sorgen, dass Sie genau die Strafe bekommen, die Sie verdient haben.«
    »Ich kann verstehen, dass Sie mich hassen«, sagte Sarah.
    Nick sah sie zornig an. Seine Augen fraßen sich wie zwei
riesige Kohlebohrer in das schwarze Flöz ihrer Seele. »Als Sie letzte Nacht dort drüben an der Wand gekauert haben, war ich kurz davor, Sie eigenhändig umzubringen«, sagte er. »Ich habe das ganz ernsthaft in Erwägung gezogen, Sarah. Das war nicht nur so eine Idee, die mir durch den Kopf geschossen ist, nein, ich war wirklich nahe dran.«
    »Und warum haben Sie es dann nicht getan?«
    »Weil es zu schnell gegangen wäre«, sagte er. »Wussten Sie eigentlich, dass es unten in der Halde vierhundert Grad Celsius heiß ist? Kein offenes Feuer, nein: glühende Kohlen - eine Art Grill. Was die Frage aufwirft: Zerfällt man dort augenblicklich zu Asche, oder wird man zuerst noch ein bisschen gebraten? Wie lange kann man in solcher Hitze überleben? Fünf Sekunden? Zehn? Jedenfalls habe ich Santangelo ziemlich lange schreien hören - aber das ist nun mal so, wenn man Schmerzen hat. Dann erscheint jede Sekunde wie eine Ewigkeit …«
    »Hören Sie endlich auf«, sagte Sarah. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und fing erneut an zu weinen.
    »Wie Sie meinen«, sagte Nick. »Sie werden in Ihrem künftigen Leben ohnehin noch reichlich Gelegenheit haben, über Ihre Verbrechen nachzudenken, und ich wünsche Ihnen ein langes Leben, Sarah, ein sehr langes Leben sogar. Wenn die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe für Sie beantragt, werde ich zur Stelle sein und das Gericht um Strafmilderung ersuchen. Bitte haben Sie Erbarmen mit dem armen Mädchen. Am besten, Sie geben ihr zweimal lebenslänglich - einmal für Riley und einmal für Leo. Außerdem werde ich Sie im Gefängnis besuchen, Sarah, weil ich nämlich unbedingt sehen möchte, wie Sie lange vor der Zeit altern. Weil ich unbedingt sehen möchte, wie Ihre Schuldgefühle Sie zerfressen. Das ist schließlich der Zweck einer solchen Strafe - zweimal lebenslänglich.«

    Sarah erschauderte. »Das geht nicht, Nick. Das kann ich nicht.«
    »Sie werden sich wundern, was Sie alles können - wenn Sie keine andere Wahl haben.«
    Sarah sah ihn an. »Und was ist mit all den anderen unschuldigen Menschen? Wollen Sie die etwa auch alle zerstören?«
    »Welche unschuldigen Menschen?«
    »Oh, Nick, denken Sie doch mal nach. Zohar ist Geschäftsführer der hiesigen Koordinierungsstelle für Organbeschaffung, einer Einrichtung, die schwerkranke Menschen ganz legal mit Transplantaten versorgt. Wenn Riley nicht so viel Pech gehabt hätte, hätte COPE ihr womöglich sogar eine neue Niere beschaffen können. Die Koordinierungsstelle hat sich nun wirklich nichts zuschulden kommen lassen - sondern bloß Zohar. Trotzdem spielt er dort eine Schlüsselrolle. Das ist so wie mit den Mitgliedern des Enron-Vorstands. Wollen Sie wirklich zulassen, dass COPE kaputtgeht, bloß weil dort ein Mann an verantwortlicher Stelle sitzt, der seine Macht missbraucht hat?«
    »Lässt sich leider nicht ändern.«
    »Wirklich nicht? COPE ist auf das Vertrauen der Öffentlichkeit angewiesen, Nick. Wenn dieses Vertrauen einmal verspielt ist - wer überlässt der Organisation dann noch Spenderorgane? Die müssen dort doch ohnehin schon um jedes einzelne Organ kämpfen, weil das Thema so unendlich heikel ist. Falls jetzt diese Geschichte ans Licht kommt, wird das ganze System der Organbeschaffung um zehn Jahre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher