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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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schaut.
    »Das muss er«, sagt Cecily wieder. Sie setzt sich auf und beugt sich über mich, ihr Gesicht verdeckt mir die
Sicht auf die Wolken. »Du musst hierbleiben und dich von ihm heilen lassen«, sagt sie. »Ich weiß, dass du vorhast wegzulaufen. Glaub ja nicht, dass ich das nicht weiß.«
    »Was?«, sage ich und setze mich auf.
    Sie nimmt meine Hand in ihre beiden und beugt sich dicht über mich, ganz ernst. »Ich weiß Bescheid über dich und diesen Diener. Ich habe gesehen, wie er dich geküsst hat.«
    Dieses Geräusch auf dem Flur. »Das warst du?«, sage ich. Meine Stimme klingt fremd und weit weg, als würde ich ein Gespräch zwischen zwei Leuten belauschen, die ich nicht kenne.
    »Er hat dich von deinen Pflichten als Ehefrau abgelenkt. Ich dachte, wenn er weg wäre, würdest du schon merken, was für ein guter Ehemann Linden ist. Du würdest die Dinge klarer sehen. Und das tust du, nicht wahr? Du hast doch Spaß gehabt auf diesen Partys?«
    Plötzlich schmerzt das Atmen. »Du warst es, die es Hausprinzipal Vaughn erzählt hat.«
    »Nur um dir zu helfen«, behauptet sie und drückt meine Hand. »Er und ich haben nur zu deinem eigenen Besten auf dich aufgepasst. Deshalb hat Hausprinzipal Vaughn dem Diener auch in einem anderen Teil des Anwesens Arbeit zugewiesen.«
    Ich entreiße ihr meine Hand und will zurückweichen. Ich will weg von ihr, so weit ich nur kann, aber aus irgendeinem Grund kann ich mich nicht von der Stelle bewegen. »Was hast du ihm noch erzählt?«
    »Ich weiß mehr, als du mir zutraust«, sagt sie. »Du und Jenna, ihr hattet euren kleinen Klub, zu dem ich nie gehört
habe. Ihr habt mir nie was erzählt, aber ich bin nicht dumm, weißt du? Ich weiß, dass sie dir geholfen hat, dich mit diesem Diener zu treffen. Das ist nicht gut, verstehst du das nicht? Linden liebt dich und du liebst ihn! Er ist gut zu uns und Hausprinzipal Vaughn wird das Gegenmittel finden und wir werden noch lange, lange hier sein.«
    Ihre Worte wirbeln um mich herum wie die Schneeflocken, deren Anzahl und Dichte zugenommen hat. Mein hektisch keuchender Atem steigt wolkig auf. In meinem Kopf höre ich Vaughns Stimme: Sie hat was von einem kalten Fisch, nicht wahr? Wenn es nach mir ginge, würden wir sie einfach zurück ins Wasser werfen.
    »Hast du irgendeine Vorstellung davon, was du getan hast?«, sage ich.
    »Ich hab dir geholfen!«, schreit sie.
    »Du hast sie umgebracht!«, schreie ich zurück. Ich presse die Handballen auf meine Augen und möchte schreien. Ich möchte eine Menge Sachen tun, die ich vermutlich bereuen würde. Deshalb bleibe ich einfach so sitzen und versuche, ruhig zu atmen.
    Aber ich kann mich nicht für immer tot stellen, denn Cecily fragt: »Was ist denn?«, und: »Wie meinst du das?«, und: »Wovon redest du?«
    Schließlich reicht es mir. »Du hast Jenna umgebracht! Das meine ich! Du hast Hausprinzipal Vaughn erzählt, dass sie herumgeschnüffelt hat, und er hat sie getötet! Ich weiß nicht, wie, aber er hat es getan. Er hat nach einem Grund gesucht, sie zu beseitigen, und du hast ihm einen geliefert. Und Gabriel sitzt ganz allein in diesem … schrecklichen Keller fest und das ist alles deine Schuld.«

    Unglaube spiegelt sich in Cecilys braunen Augen und dann Furcht. Ich sehe, wie sie sich bemüht abzustreiten, was ich gesagt habe. »Nein.« Sie wendet den Blick ab, nickt, weil sie sicher ist. »Jenna ist am Virus gestorben und …«
    »Jenna war erst neunzehn«, sage ich. »Sie ist innerhalb einer Woche gestorben. Rose dagegen hat noch Monate gelebt. Wenn dein Hausprinzipal Vaughn so ein brillanter Arzt ist, dann erklär mir mal, warum sie unter seiner Aufsicht so schnell sterben konnte.«
    »J-jeder Fall ist anders«, stottert sie. »Warte! Wo gehst du hin?«
    Ich ertrage ihren Anblick nicht länger, bin auf den Boden gesprungen und renne. Wohin, weiß ich nicht, aber sie folgt mir. Ich höre ihre Schuhe auf dem Schnee knirschen. Sie schafft es, mich einzuholen, und packt meinen Arm. Und ich schubse sie so hart weg, dass sie in eine Schneewehe fällt.
    »Du bist genau wie er!«, sage ich. »Du bist ein Monster, genau wie er, und dein Baby wird auch ein Monster werden! Aber du wirst es nicht aufwachsen sehen, denn in sechs Jahren bist du tot. Du wirst tot sein und Linden wird tot sein und Bowen wird Hausprinzipal Vaughns neues Spielzeug.«
    Ihre Augen sind von den Tränen gerötet und kopfschüttelnd sagt sie: »Nein, nein, nein«, und: »Du irrst dich.« Aber sie begreift, dass ich
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