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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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fuhr ich sodann fort: »Welch teuflische Falle tut sich da vor uns auf?«
    »Ach«, erklang eine wundervoll modulierte Stimme hinter mir, »was immer es auch sein mag, es wird bald erkennen, daß es selbst in eine Falle gerät, wenn nämlich mein goldenes Horn es aufspießt.«
    »Hey!« meldete sich Gottfried ganz aus der Nähe zu Wort. »Wissen die denn nicht, daß keine Falle komplett ist, wenn nicht ein sprechender Wolf dabei ist?«
    Dann erkannte ich, daß auch die Sieben Anderen Zwerge bei uns waren, denn ein munteres Zwergenliedchen erscholl im Hintergrund:
     
Hey, ho, hey, ho,
Wir Zwerge sind trotz Falle froh!
     
    Ich wünschte nur, ich könnte die Zuversicht der Zwerge teilen. Sahen sie denn nicht, was hier vor sich ging? Das wilde Wirbeln des Nebels nahm mit jedem Meter zu, den er sich uns näherte. Und während es auf uns zuquoll, konnte ich erkennen, daß es sich nicht um eine einheitlich graue Masse handelte, sondern daß hier und da stumpf glimmende Flecken in dem Dunst steckten. Auch nahmen die Farbwerte hier zu, dort ab, waberten wie unnatürliche Lichtfäden, als versuche das, was immer sich in dem Nebel verbarg, an die Oberfläche zu dringen.
    Auch die Stimmen aus dem Nebel erklangen jetzt kräftiger. Nun erst erkannte ich, daß es in der Tat mehr als eine Stimme war, die nach mir rief. Da momentan gnädigerweise weder deklamiert noch gesungen wurde, konnte ich sie deutlich ausmachen:
    »Wuntvor…«
    »… Geschäft nicht zu Ende gebracht…«
    »Ewiger Lehrling…«
    »… komm zu uns, Wuntvor…«
    »Rasch, rasch…«
    »Leg doch einfach dein Schwert nieder…«
    »… ein Ende der Ewigkeit…«
    »Wuntvor…«
    »Laß uns dich liebkosen…«
    »… komm rasch…«
    »Würdest du nicht gerne für immer ruhen?«
    »Hast du gehört, was sie gesagt haben?« fragte Cuthbert. »Ich meine das mit dem Schwertniederlegen?«
    »In der Tat«, entgegnete ich.
    »Wäre das nicht zur Abwechslung mal eine gute Idee?« bettelte das Schwert hoffnungsvoll. »Mich an einem hübschen trockenen Plätzchen, sagen wir ein paar Meilen von diesem Nebel entfernt, ausruhen lassen?«
    Zur Antwort brummte ich nur ungnädig. »So wie sich der Nebel bewegt, will es mir scheinen, als gebe es keinen Platz, den er nicht erreichen könnte, keinen Ort, an dem wir uns vor ihm sicher fühlen könnten. Ich denke, ich kann dir eine echte Alternative anbieten: Würde es dir gefallen, flach auf dem Boden zu liegen, leblos und allein, während der klamme Nebel über dich kriecht? Oder möchtest du lieber in meinen Händen liegen und dir deinen Weg in die Freiheit erkämpfen?«
    »Das soll eine Alternative sein?« Das Schwert zitterte. Mit resignierter Stimme erwiderte es: »Wohlan, Eiter ist mein Schicksal.«
    »In der Tat«, sprach ich fest und ging auf den Nebel zu.

 
Kapitel Drei
     
     
»Zitieren Sie mich bitte nicht. Kein Kommentar.«
    – Kommentar von Ebenezum, dem größten Magier der Westlichen Königreiche, als die Presse ihn wegen Magiergage zur Rede stellen wollte.
     
    »Wuntvor…« säuselte der Nebel noch immer. Oder etwas, das sich in dem Nebel verbarg. Oder jemand oder mehrere Jemande, die sich in dem Nebel verbargen.
    »… komm zu uns, Wuntvor…«
    Das schien für die letztere Möglichkeit zu sprechen. Ich sah meine Gefährten an. Wir waren zusammen, drängten uns in einem dichten Knäuel von Leibern gegeneinander.
    »… bring doch deine Freunde mit…«
    Hendrek und Snarks flankierten mich, ein jeder seine Waffe schlagbereit erhoben. Sie bewegten sich vorsichtiger als zuvor. Nun waren wir ans Ende unserer kopflosen Flucht gelangt, um unserem Schicksal ins Auge zu blicken. Der Nebel um uns war wirklich zu seltsam. Niemand von uns hätte sagen können, welche gräßlichen Schemen jeden Augenblick aus der kompakten grauen Masse erwachsen mochten, und uns allein war bewußt, daß wir uns mit höchster Vorsicht bewegen mußten.
    »Wir haben so lange auf dich gewartet…«, säuselten die Nebelstimmen.
    »Verdammnis«, bemerkte Hendrek, doch klang seine Stimme sanfter als zuvor, als stellte der Nebel, der uns umwallte, eine größere Bedrohung dar, als selbst seine eingefleischte Schwarzseherei zugeben mochte.
    Die Nebelstimmen flüsterten jetzt wüst durcheinander.
    »… Ewiger Lehrling…«
    »… so lange schon…«
    »Bei uns findest du Ruhe…«
    »… Wuntvor…«
    »Das zieht einen ganz schön runter«, meldete sich Snarks zu Wort, und auch seine sonst so giftsprühende Redeweise schien der Nebel entschärft
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