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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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ihn in die Flucht zu schlagen. Tod mußte fliehen, wenn ihn eine Überfülle von Leben umdrängte.
    Warum nur konnte ich meines Sieges nicht recht froh werden? Lag es daran, daß mein Meister Ebenezum sich noch immer in den Händen Tods befand und ich während unserer so chaotisch verlaufenen Unterredung keine Möglichkeit gefunden hatte, Tod eine Andeutung bezüglich des Aufenthaltsorts und des Befindens meines Meisters zu entlocken? Oder gab es da noch einen anderen Grund? Hatte der Wald sich verändert, einmal abgesehen von der Tatsache, daß er aus entlaubten, entästeten und gesplitterten Bäumen bestand – ganz zu schweigen von dem Wäldchen, das Richards Stampfen zum Opfer gefallen war?
    »Hoppla«, meldete letzterer sich wieder zu Wort. »Könnte mir mal jemand erklären, was hier los ist?«
    »Verdammnis«, entgegnete Hendrek ausweichend.
    »Denkst du wirklich, daß Tod so kurzsichtig ist, diese völlig neuen Showeffekte nicht für sein Reich zu nutzen?« fragte Hubert ungläubig.
    Ich bat meine Gefährten, sich einen Augenblick ruhig zu verhalten. Da war etwas draußen im Wald. Wenn für einen Moment Stille herrschte, könnte ich vielleicht erlauschen, um was es sich handelte.
    Nach einigem kurzen Gebrumme schwiegen meine Freunde tatsächlich. Ich spitzte die Ohren. Der Wind hatte sich möglicherweise noch nicht ganz gelegt. Obwohl bei weitem nicht mit der Stärke des vorherigen Sturms zu vergleichen, wehte es dort im Wald doch noch ganz erheblich, wenn der Wind in den entwurzelten Bäumen flüsterte und das Laub durch die Luft wirbelte.
    Flüsterte? Sobald ich mir völlig über die Implikationen dieses Wortes klar geworden war, erkannte ich auch, welch passender Vergleich mir da eingefallen war. Denn man konnte tatsächlich nicht behaupten, der Wind bliese auf gewohnte, das heißt naturgewaltig-vernunftlose Weise durch den Wald. Vielmehr war ein Muster in dem Aufflauen und Abebben zu entdecken, ein absichtsvolles Entlangstreichen an Ästen und Strünken: Worte, ja womöglich sogar Satzfetzen. Ich strengte meine Ohren aufs äußerste an, um deren Sinn herauszufinden.
    »… nicht…«, wisperte die Brise, »… noch nicht fort…«
    »Verdammnis«, murmelte Hendrek, doch ich bedeutete ihm zu schweigen.
    »Ich bin nicht«, wisperte es weiter. »Ich bin immer… deine Antwort… warte auf deine Antwort.«
    »Tod!« flüsterte ich schreckensbleich, denn ich war mir sicher, daß es sich um das Nachtgespenst handelte, was da aus den Bäumen heraus mit mir sprach.
    »… kannst nicht fliehen… überall… Tod ist…« Das war wirklich zu seltsam. Ich mußte der Sache auf den Grund gehen, auch wenn es sich sicher wieder um eins von Tods falschen Spielchen handelte. Ich wußte jedoch auch, daß ich auf Tods Tricks – und mehr – gefaßt sein mußte, wollte ich meinen Meister seinen knochigen Klauen entreißen. So trat ich denn vor und zog mein Schwert.
    »Was machen wir denn nun schon wieder?« gellte Cuthbert, meine magische Klinge. »Es gibt doch kein Blut, oder?«
    Ich sah mir den toten Wald, dem ich mich nun genähert hatte, genauer an, und entdeckte Nebelfetzen, die in einem alles andere als zufälligen Muster über den Boden krochen, als folgten sie einem vorbestimmten Plan.
    »Nein«, erwiderte ich ganz ehrlich, »ich glaube nicht, daß es heute Blut geben wird.«
    »O nein«, stöhnte Cuthbert mißmutig. »Ich kenne diesen Beiklang in deiner Stimme: Das bedeutet, daß es zwar kein Blut, aber jede Menge Eiter und Talgabsonderungen geben wird.«
    Ich nickte grimmig, denn eine andere Antwort konnte ich guten Gewissens nicht geben. Das Schwert hatte wohl recht. In wenigen Minuten würde es hier von Eiter und Talgabsonderungen vermutlich nur so triefen.
    »Hoppla?« rief Richard von hoch über uns, wo sich sein Kopf befand, hinunter. »Entschuldigung, aber geht da unten was vor sich? Von hier oben sind mir immer die Wolken im Weg, wenn ich den Boden betrachten will.«
    »In der Tat«, entgegnete ich. »Es ist auch für uns hier unten schwierig zu sehen. Wir werden der Sache auf den Grund gehen müssen.«
    »Verdammnis.«
    Ich schielte zurück und erblickte Hendrek, der zu mir aufschloß, seine verfluchte Keule Schädelbrecher in der massigen Hand schwingend.
    »Hendrek hat recht – auch wenn er sich weigert, abzunehmen«, nörgelte die rechthaberische Stimme von Snarks zu meiner Linken. Seine schuppenbedeckten Hände hielten einen stabilen Eichenstab umklammert. »Wenn wir diese hier bekämpfen müssen,
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