Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
Vom Netzwerk:
und verbunden. Aber dennoch. Alles?
    Und ich erinnerte mich an nichts mehr?
    Norei runzelte die Stirn. »Es muß doch irgend etwas geben, was dich aus diesem jämmerlichen Zustand zu reißen vermag.«
    Ich runzelte zurück. Ich hoffte doch stark, daß es so etwas geben würde. Nach dem zu urteilen, was Norei mir gerade erzählt hatte, war die Depression schwerer, als ich zunächst angenommen hatte. Ich furchte meine Braue erneut auf das heftigste, und schon war die Erinnerung an Alea aus meinen Gedanken verdrängt.
    Alles?
    Da nahm Norei mich in ihre Arme und drückte mich fest an sich.
    »Ich glaube, hier müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden«, flüsterte sie, und ein grimmig entschlossenes kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie beugte sich noch näher zu mir.
    Was tat sie denn da nur? Mein Meister war dahin! Ich hatte keine Zeit für solche Dummheiten. Ihre vollen Lippen schwebten ganz dicht vor den meinen. Ich wollte den Kopf abwenden.
    Was ich aus irgendeinem Grunde dann doch nicht übers Herz brachte.
    Ich schloß die Augen, und wir küßten uns.
    Das dauerte eine gewisse Zeit. Ich fühlte eine brennende Wärme in meiner Brust, die sich, je länger der Kuß dauerte, immer weiter ausdehnte, bis ich von den Haarwurzeln bis in die Zehennägel von Hitze durchglüht war. Und das wahre Zentrum dieser Wärme waren Noreis Lippen, die süßesten Lippen, die ich jemals geküßt hatte.
    Schließlich jedoch endete, wie alles auf dieser Welt, auch dieser Kuß.
    Vielleicht, dachte ich bei mir, gab es doch noch Hoffnung.
    »Nun«, ließ meine Geliebte sich erneut vernehmen. »Hast du noch mal über alles nachgedacht?«
    Ich nickte, noch nicht fähig zu sprechen.
    »Ebenezum ist fort«, faßte Norei die Situation mit ihrem unnachahmlichen Scharfsinn zusammen. »Tod hat ihn geholt. Aber Tod will eigentlich viel lieber dich.«
    Ich nickte erneut. Ich bewunderte meine Geliebte. Wie konnte sie nach einem solchen Kuß nur einen so klaren Kopf haben?
    »Und Tod wäre nur zu froh, deine Seele anstelle der von Ebenezum zu nehmen?«
    Ich seufzte. »Ich fürchte ja. Das heißt, soweit wir Tod überhaupt trauen können. Das ekelhafte Gespenst hat für meinen Geschmack eine zu große Vorliebe für Spielchen und Tricks. Ich befürchte, daß er durchaus in der Lage wäre, Ebenezum und mich zu behalten, wenn ich auf den Tausch eingehen würde.«
    »Menschen!« rief eine unerträglich penetrante Stimme hinter uns aus. »Wißt ihr denn gar nichts?«
    Ich drehte mich um und erblickte den wahrheitssüchtigen Dämonen Snarks, wie üblich in seine voluminösen Mönchsroben von freundlichem Bleigrau gehüllt, die sich trotz ihrer dezenten Farbe mit dem schreienden Grün von Snarks Haut förmlich zu beißen schienen.
    Ich durchbohrte den feixenden Dämonen mit strafenden Blicken.
    »Wie lange hast du schon dort gestanden?« verlangte ich harschen Tones zu wissen.
    »Lange genug. Die Knutscherei war gar nicht mal so übel.« Der Dämon nickte Norei wohlwollend zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder ganz mir zuwandte. »Wenn wir erst alleine sind, werde ich natürlich froh sein, dir noch die ein oder andere Sache beizubringen, mit denen du deine Technik entscheidend verbessern kannst.«
    »Snarks!« setzte ich an und wies brüsk in Richtung der Lichtung, auf der sich der Rest unserer Gruppe versammelt hatte. »Wenn du nicht sofort dahin…«
    Doch meine Geliebte legte mir die Hand auf den Ellbogen und hielt mich so davon ab, meine Strafpredigt zu beenden. »Nein, nein, laß den Dämon hier bleiben, ich glaube, er hat recht.«
    Snarks nickte zustimmend. »Ich habe wie immer mehr als recht.«
    Ich war geschockt. Norei und Snarks waren sich einig, was mich betraf? Ich konnte es kaum über mich bringen, meine Geliebte zu fragen: »Du meinst also auch, daß ich meine Technik in verschiedenen Punkten verbessern muß?«
    Norei lachte sanft. »Aber nein, deine Technik bedarf keiner. Verbesserung mehr. Was nicht heißen soll, daß wir beide nicht noch üben sollten, und zwar so oft und so lange wie möglich.« Sie hauchte mir einen Kuß auf die Wange. »Doch ich denke, er hatte recht mit der Annahme, daß es mehr als einen Weg gibt, Tod zu bekämpfen.«
    Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, Snarks etwas Ähnliches äußern gehört zu haben. Andererseits hatte ich die Neigung, mich nach einer ausgedehnten Kußorgie an so gut wie gar nichts mehr zu erinnern. Was hätte mein Meister in dieser Situation getan? Nach einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher