Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
Vom Netzwerk:
mich Snarks, »bevor dieser Schuhfanatiker dazu kam.«
    »Schuhfanatiker!« empörte sich der Winzling. »Nun denn, wenn es eine Sünde ist, sich leidenschaftlich um das fußische Wohlergehen eines Mitwesens zu sorgen, dann bin ich gerne ein Fanatiker – wenn es denn für Zeitgenossen wie dich überhaupt einen Unterschied macht, ob die Ferse gut ansitzt, ob die Lederqualität zufriedenstellend ist, ganz zu schweigen von der ästhetisch gelungenen Zehrundung, der Elastizität der Schnürsenkel, der Farbe des Leders – hier kommt natürlich nur natürliches Braun in Frage –, der korrekten Plazierung der Senkellöcher, wobei man selbstredend die mathematisch richtigen Proportionen beachten muß, dem richtigen Winkel, um die Nähte zu nähen – nun, hier müßte man der Vollständigkeit halber noch ein oder zwei Dutzend weitere Faktoren berücksichtigen – und dann, ja dann kannst du mich getrost einen Fanatiker nennen…«
    Ich zerrte Snarks an seinen Roben ein Stück von dem deklamierenden Schuhbert fort.
    »Mein Meister«, wiederholte ich drängend.
    Norei schloß zu uns auf. »Wir müssen herausfinden, was Tod mit ihm angestellt hat. Wenn die Kreatur es uns überhaupt sagen wird.«
    Ich lächelte meine Geliebte innig an. Da ich nun mein Gespräch mit ihr und Snarks wieder aufgenommen hatte, kehrten Scharf sicht und Selbstvertrauen schlagartig zurück.
    »Warum nicht?« antwortete ich. »Tod fühlt sich uns haushoch überlegen. Wir können ihn ohne Probleme dazu bringen, mit der Gefangennahme meines Meisters zu prahlen.«
    Eine grüne, schuppige Hand klopfte mir anerkennend auf den Rücken. »Das ist eine Denkweise, die der Niederhöllen würdig ist!« lobte Snarks mich. »Wenn du es fertigbringst, noch drei bis vier Wochen solche Geistesblitze zu produzieren, dann sehe ich mich möglicherweise gezwungen, meine Meinung über die Menschheit noch einmal zu revidieren.«
    »Was für eine Aufgabe, Tod Schuhe anzupassen!« rief Tap hinter unserem Rücken. »Ich werde mir einen der vordersten Plätze in der Ruhmeshalle des Schuhberttums sichern. Ich kann schon den Epitaph sehen, aus feinstem Silber gefertigt, wie wir es nur für unsere besten Spitzen nehmen: ›Erstes Schuhwerk für den Herrn des Todes, gefertigt, um auf einer Billion von Seelen zu wandern. Entworfen von dem nichtswürdigen – ICH!‹« Tap applaudierte seinem Wunschtraum. »Seine Schuhbertschaft wird mir verzeihen müssen!«
    Snarks Blick, den er dem Schuhbert zurückwarf, war von abgrundtiefem Abscheu gekennzeichnet. »Vielleicht sollten wir uns noch weiter zurückziehen, etwa auf die nächste oder übernächste Lichtung.«
    Ich konnte Snarks einigen Tadel nicht ersparen, was diese Bemerkung betraf. Schließlich mußte man berücksichtigen, daß unser winziger Schuhbert-Verbündeter erst kürzlich Schweres durchgemacht hatte, da seine nicht ganz den erhaltenen Befehlen entsprechende Handlungsweise härteste Kritik von seiten seiner Vorgesetzten gefunden hatte, und das nur deshalb, weil er uns spontan zu Hilfe geeilt war, ohne auf das Eintreffen dieser Vorgesetzten zu warten. Nun hatte sich der oberste Schuhbert, Ihre Schuhbertschaft, um genau zu sein, dahingehend geäußert, man werde Tap von allen Schuhbertschen Aktivitäten suspendieren, was die harte Strafe bedeutete, keine Schuhe mehr fertigen zu dürfen. In dieser Lage war es nur zu verständlich, daß Tap ein wenig verwirrt war. Er verdiente wahrlich ein wenig Verständnis.
    Snarks nickte grimmig, als ich geendet hatte. »Oh, ich verstehe ihn nur zu gut. Aber muß ich ihm deshalb gleich zuhören?«
    Der Schuhbert kam verdrießlich auf uns zu. »Du kannst ruhig spotten, aber es ist meine Zukunft, die auf dem Spiel steht. Ich kann es gar nicht erwarten, mit Tod die Frage seines Schuhwerks zu erörtern.«
    In diesem Augenblick verschwand die Sonne hinter einer Wolke. Ein Wind blies aus dem Nirgendwo und erinnerte uns an die Vergänglichkeit des Sommers. Und als der Kältehauch verschwunden war, begrüßte uns ein Kichern, trockener als ein Stein, der seit dreißig Jahren in der regenlosen Wüste dorrt.
    »Jemand hat mich gerufen?« knarrte des Neuankömmlings Stimme.
    Tap begann zu zittern, als sein Blick auf die verrottende Robe des ungebetenen Gastes fiel. »Wenn ich es mir genauer überlege, wäre ein wenig mehr Zeit wünschenswert, um die Diskussion besser vorbereiten zu können…« Er unterbrach sich und blickte schnell fort. »Sagen wir, in vierzig oder fünfzig Jahren?«
    Tod nickte Tap
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher