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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Andreas Föhr
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wieder Claudia zu. »Aber geh ruhig rein. Okay?«
    »Warum? Es ist nett mit dir.« Claudia legte ihre Hand kurz auf die von Wallner. Ihre Hand war weich und warm, mit langen, schön geformten Fingern. »Wohnst du noch bei deinen Eltern?«
    Wallner zögerte kurz. »Ich seh so aus, oder wie?«
    »Nein, nein. So war das doch nicht gemeint … ach Mist. Streich die Frage einfach.«
    »Ich lebe nicht bei meinen Eltern.«
    »Ah! Du hast ein schickes Single-Apartment!«
    »Ich wohne bei meinen Großeltern.«
    Claudia brauchte ein bisschen, um abzuschätzen, ob Wallner sie auf den Arm nahm. »Echt?«
    »Echt.«
    »Ist doch okay.«
    »Danke. Da fällt mir ein Stein vom Herzen.«
    Claudia suchte Wallners Blick. Wallner sah ihr kurz in die Augen, wandte sich schnell ab, schien dann zu überlegen, ob er sich damit eine Blöße gegeben hatte, und sah Claudia wieder an. Sie versuchte, versöhnlich zu lächeln. »Ich weiß. Es gibt Menschen, die fühlen sich durch meine Art ein bisschen in die Enge getrieben. Ich will das gar nicht. Ich will dich nicht in Verlegenheit bringen, okay?«
    »Warum nicht? Du machst das gut.«
    Sie nahm seine Hand fest in die ihre und sah ihn ernst an. »Ich finde dich einfach nett. Und ausgesprochen süß mit deiner Brille und so korrekt und ein bisschen steif.«
    »Wow«, sagte Wallner. »Jetzt ist alle Verlegenheit wie durch einen Zauber von mir abgefallen.«
    Sie stieß ihm die Faust gegen die Schulter, dass Wallner fast mit seinem Stuhl umkippte. »Jetzt ist aber Schluss mit dem Mädchengetue. Du wirst dich schon noch an mich gewöhnen. Wir müssen in Zukunft zusammenarbeiten.«
    Wallner lachte plötzlich. Er hatte Probleme mit Frauen, die derart dominant auftraten wie Claudia. Frauen, die laut waren und extrovertiert. Es irritierte ihn, vor allem aber beraubte es ihn der Kontrolle über die Situation, und das war ihm zuwider. Claudia aber hatte etwas an sich, das ihn anzog, etwas, das es ihm ermöglichte, ihr die vielen Regelverstöße zu verzeihen. War es ihr Parfüm? War es das Lächeln in ihren dunklen Augen?
    »Okay«, sagte Wallner. »Ich versuche es. Unter einer Voraussetzung.«
    »Und die wäre?«
    »Erwarte nie von mir, locker zu sein.«
    »Das kommt auch noch«, sagte Claudia und tätschelte Wallners Knie.
    Kreuthner kam auf die Terrasse. »Was geht denn hier ab? Habt’s ihr zwei was am Laufen?«
    »Äh, nein«, beeilte sich Wallner zu sagen. »Wir haben uns sehr nett mit Herrn Nissl unterhalten.«
    »Hat er wieder Geschichten erzählt?«
    »Er hat einen Schneewittchensarg gesehen«, sagte Claudia. »In einem geheimen Grab, von dem niemand was weiß.«
    »Die Geschichte kenn ich noch gar nicht.« Kreuthner sog mit Inbrunst an der Bierflasche, die er mit auf die Terrasse gebracht hatte, und spähte in die laue Nacht hinaus. »Und?«, sagte er schließlich. »Hab ich zu viel versprochen?« Die Frage war an Claudia gerichtet.
    »Toller Abend. Supernette Jungs da drin. Und der Blick hier oben auf dem Berg. War eine super Idee.« Sie hielt Kreuthner ihre Bierflasche zum Anstoßen hin. »Thomas Nissl erzählt viel Unsinn, oder?«
    »Ziemlich viel.« Sie stießen an.
    »Er hat erzählt, dass er früher viele Häuser hatte.« Claudia lachte.
    »Das stimmt sogar.«
    »Echt? Wie ist er an die gekommen?«
    »Geerbt. Irgend a reicher Miesbacher hat sie ihm vermacht. Warum, weiß kein Mensch.«
    »Und wieso hat er die Häuser nicht mehr?«
    »Das war vor meiner Zeit. Aber was man so hört, hat er’s recht krachen lassen. Und dann gab’s a paar Spezln von ihm, die ham ihm die Häuser abgeschwatzt. Der hat die praktisch verschenkt.«
    »Wieso macht der so was?«
    Kreuthner zuckte mit den Schultern. »Er wollt halt auch mal Freunde haben.«
    Nissl kam aus dem Haus zurückgehumpelt.
    »Na, Dammerl?« Kreuthner nahm sich jetzt auch einen Stuhl und rückte ihn ans Feuer. »Letzter Abend in Freiheit. Könnt schlimmer sein, oder?«
    »Du hast nette Freunde«, sagte Nissl. »Ich hab ihnen ein Geheimnis verraten.«
    »Das mit dem Grab?«
    »Da müsst’s ihr mal nachschauen. Sauber ist das nicht.«
    »Jaja. Wenn mir wieder unten sind. Magst noch a Bier?« Kreuthner deutete an, dass er ins Haus gehen würde.
    »Äh …«, Nissl sah Kreuthner an, als würde er angestrengt überlegen, was er auf die Frage antworten sollte. »Sag amal, das mit dem letzten Abend und so … Die sperren mich doch net ein, oder?«
    »Hat des die Richterin net g’sagt letztes Mal?«
    »Ja, aber …« Nissl sah
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