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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz
Autoren: Jason Dark
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komisch aber war es schon, denn bisher war Willy auf den Pfiff hin immer erschienen.
    Warum heute nicht?
    Der Förster rief den Namen seines Hundes zweimal. Ziemlich scharf sogar, aber Willy kam nicht.
    Er hörte auch keine fremden Geräusche, es war kein Bellen zu vernehmen, mit dem sich Willy immer dann meldete, wenn er etwas Bestimmtes entdeckt hatte.
    Hier blieb alles still.
    Der Förster atmete durch die Nase ein. In seinem Magen lag plötzlich ein Klumpen. Bis zu dieser Minute hatte er seinen Wald immer geliebt, mit einem Mal aber mochte er ihn nicht mehr. Er hatte den Eindruck, daß sich dieser Wald gegen ihn stemmen wollte, daß aus seinem Freund ein Feind geworden war.
    Garry McBain ging einige Schritte vor und schaute hoch zum grünen Dach der Laubbäume. Sie umgaben den Platz zumindest an drei Seiten und setzten sich auch tiefer im Wald fort, der in den letzten Jahrhunderten gewachsen war. In alter Zeit hatten hier in der Nähe einmal Häuser gestanden, ein kleiner Ort nur, kaum der Rede wert. In irgendeinem Krieg war er dann niedergebrannt worden, und man hatte ihn auch vergessen. Selbst der Förster konnte sich nicht mehr an den Namen erinnern, obwohl sich noch einige Legenden über das Geschehen hier gehalten hatten. Es war nicht sein Problem. Garry wollte Willy finden. Verdammt noch mal, dachte er, der Hund ist nie weggelaufen, so etwas tat er nicht. Willy war zu gut erzogen. Er hörte auch kein Bellen oder Jaulen, ein Zeichen dafür, daß Willy etwas passiert war und er sich verletzt hatte. In dieser Umgebung war einfach nichts zu hören.
    Die Stille lag über dem Wald wieein Tuch.
    Er löste sich aus der unmittelbaren Nähe der Hütte, um tiefer in den Wald hineinzugehen. Er wollte in die Richtung laufen, in der Willy verschwunden war. Vielleicht war ihm doch etwas passiert. McBain sah seinen Hund bereits im Geist im Gras liegen, verletzt durch irgendeine Waffe, wie auch immer.
    »Willy!«
    Seine Stimme hallte in den schweigenden Wald hinein. Sie versickerte schließlich als Echo zwischen den Bäumen, aber eine Antwort erhielt der Mann nicht.
    Der Förster wurde allmählich nervös. Die Furcht nahm zu. Er bewegte sich sehr langsam, denn auf keinen Fall wollte er irgend etwas übersehen. Je mehr Zeit verstrich, um so heller wurde es in seiner Umgebung. Die Strahlen der Sonne schafften es, den Dunst verschwinden zu lassen. Sie beleuchteten jetzt den Wald, und Teile des Lichts wurden gefiltert, so daß es auf dem Boden tatsächlich nur einen hellen Flickenteppich hinterließ.
    Zwar bildeten Gras und Unkraut eine Schicht auf dem Boden, aber er war auch von Laub bedeckt, das unter den Füßen des Försters leicht knirschte.
    Das Laub zeigte sich in unterschiedlichen Farben. Mal war es dunkler, dann wieder hell. Brauntöne überwogen. Der Förster kannte hier jeden Fußbreit Boden, an diesem Tag aber kam er sich vor, als wäre er ein Fremder, der den Wald zum erstenmal betreten hatte.
    Die Umgebung war die gleiche geblieben. Dennoch wollte sie ihm nicht gefallen.
    Jeder Baum stellte plötzlich eine Bedrohung dar. Er kannte die ja, er hatte sie gezeichnet. Er hatte die Bäume bisher als seine Freunde empfunden, und er hatte hin und wieder sogar mit ihnen gesprochen, was den meisten Menschen lächerlich vorkam, nicht aber einem Mann wie McBain, der sich selbst als ein Stück Natur ansah.
    Heute war alles anders.
    Da sah er den Wald nicht mehr als seinen Freund oder Verbündeten an, er war für ihn zu einem Feind geworden mit einem mächtigen Maul, das seinen Hund Willy verschluckt hatte.
    Für ihn war es schlimm. Je tiefer er in den Wald hineinschritt und sich immer mehr dem Rand der Lichtung näherte, um so mehr verstärkte sich der Eindruck einer drohenden Gefahr.
    McBain fragte sich, ob er sich noch allein hier im Wald befand. Vielleicht lauerte jemand in der Nähe, der ihn beobachtete und auch Willy gefangen hielt.
    Blitzartig drehte sich Garry um und schaute zurück.
    Er sah nichts Fremdes.
    Die Grillhütte stand vor ihm. Auch unter dem Dach entdeckte er keine Bewegung. Wahrscheinlich hatte er sich gewisse Dinge eben nur eingebildet.
    Aber Willys Verschwinden blieb. Es war unerklärlich. So hatte sein Hund noch nie reagiert. Zudem ärgerte McBain sich, daß er sein Gewehr im Wagen liegengelassen hatte. Lieber wäre es ihm gewesen, wenn er es bei sich getragen hätte.
    Das war nicht zu ändern. Zudem wollte er auch nicht mehr zurücklaufen.
    Er würde einen Teil des Waldes durchsuchen und…
    Mit der
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