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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz
Autoren: Jason Dark
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verkrampfte sich. Sie streckte ihre Hand aus, um ihren Mann festzuhalten, doch der Griff glitt ins Leere. Noch einmal wandte Derek den Kopf. Er schaute seine Frau an. Es war ein letzter Blick, und er war prall gefüllt mit den Gefühlen, die Derek Ashford seiner Frau entgegenbrachte. Dieser Blick sagte ihr, daß sie für immer zusammenbleiben würden, daß die irdische Gerichtsbarkeit sie nicht trennen konnte.
    Auch den beiden Kindern war klar, was da geschehen würde. Sie konnten nicht hinschauen. Sie weinten lauter und klammerten sich an ihrer Mutter fest.
    Derek Ashford war vor dem Richtklotz stehengeblieben.
    Hochaufgerichtet, keine Spur von Demut in seinen Augen. Er schaffte es sogar, den Kopf zu drehen und gegen die Augenschitze der Kapuze zu schauen.
    Der Henker schrak zusammen, als er den Blick des Delinquenten auf sich gerichtet sah. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Die meisten wimmerten oder schrien, dieser Mann aber ging aufrecht in den Tod.
    Selbst der abgebrühte Henker verspürte ein leichtes Schaudern, das er aber durch Ruppigkeit überspielte und Derek Ashford anherrschte, sich niederzuknien und den Kopf in die Kerbe zu legen.
    Ashford nickte nur. Dann kam er dem Befehl nach.
    Stille trat ein.
    Selbst die allmählich erwachende Natur hielt den Atem an. Nichts war zu hören. Kein Vogel schrie oder zwitscherte mehr.
    Der Eishauch des Todes lag über diesem unheimlichen Richtplatz.
    Der Henker hatte Erfahrung. Er trat seitlich an den Delinquenten heran.
    Probehalber hob er sein Richtbeil an und ließ es mit halber Kraft nach unten sausen. Er nickte nach diesem Schlag und war zufrieden. Es würde keine Schwierigkeiten geben, er war ebenso in Ordnung wie die Waffe, deren Klinge er extra gereinigt hatte.
    Es gab kein Zeremoniell mehr. Das Urteil wurde nicht mehr verlesen.
    Dafür holte der Henker aus – und schlug zu.
    Ein dumpfes Geräusch unterbrach die Stille. Der Kopf fiel in den Korb.
    Schreie der beiden Kinder und der Frau waren zu hören. Die drei Menschen hatten sich abgewendet. Sie konnten das Schreckliche nicht mit ansehen. Madelaine Ashford hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht daran geglaubt, jetzt war es für ihren Mann vorbei, und sie würde diesen Tod ebenfalls erleben. Man holte sie als nächste.
    Anschließend den Jungen, zuletzt das Mädchen. Man kannte keine Gnade. Die Trommler waren bleich geworden. Sie mußten sich später übergeben, und nur der Henker schaute auf die vier Köpfe in den Körben. Er sah das Blut, er nahm seine Kapuze ab, und auf seinen etwas bläulich schimmernden Lippen erschien ein kaltes Lächeln.
    Gute Arbeit, das gestand er sich selbst zu. Die Hölle hatte wieder einmal gewonnen…
    ***
    An diesem frühen Morgen war Garry McBain unterwegs, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Er haßte diese Arbeit, doch als Förster war er dafür verantwortlich, daß die Regeln eingehalten wurden und alles vorbereitet war, damit sich die Jagdgesellschaft wohl fühlte. Man wollte ja nicht schießen, man wollte nur feiern, ein Frühlingsfest mit Freunden und das mitten in seinem Wald.
    Der Förster ärgerte sich darüber. Er kannte diese Feste. Da wurde gegessen, getrunken, gelärmt, und man ließ oft genug viel Unrat zurück, um den er und seine Leute sich kümmern mußten, als hätten sie nichts anderes zu tun, denn der Umweltschutz verlangte von ihnen sehr viel. In den letzten Jahren waren die Aufgaben für einen Förster vielfältiger geworden. Er würde auch noch weiterlernen müssen, aber das störte den vierzigjährigen Mann nicht. Mehr ärgerte er sich über diese Gesellschaften, die seiner Ansicht nach nicht in den Wald paßten.
    Er hatte heimlich gebetet, daß das Wetter sich ändern würde. Leider war ihm dies nicht gegönnt gewesen. Es würde ein schöner Tag werden, sommerlich warm, und ideal für einen Ausflug.
    Garry lenkte seinen kleinen Geländewagen mit der offenen Ladefläche über den schmalen Feldweg. Er führte direkt am Rand des Waldes entlang. Auf der linken Seite war das Gelände frei. Dort konnte der Blick über ein großes Wiesenstück wandern, über dem zu dieser Tageszeit allerdings eine graue Dunstglocke hing. Die Wiese grenzte an einen kleinen Bach. Danach stieg das Gelände wieder an, bis hin zu einem Waldstück, wo auch mehrere kleine Teiche lagen.
    McBain war nicht allein gefahren. Auf der Ladefläche hatte es sich Willy bequem gemacht. Willy war ein Rauhhaardackel, ein wilder Geselle, wenn es darauf ankam und der Förster ihn ließ. Ansonsten
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