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Totenmond

Totenmond

Titel: Totenmond
Autoren: Sven Koch
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blonden Haare waren blutverschmiert. In der rechten Schläfe befand sich ein Loch, das eine schwarze Korona aus Schmauchspuren aufwies. Direkt neben der Lehrerin lag eine jüngere Frau. Dunkelbraune Haare. Graue Jacke aus Fleece, die in der Mitte dunkel verfärbt und mit Blut vollgesogen war. Alex ging in die Hocke, streckte die Hand aus und legte Zeige- und Mittelfinger auf die Halsschlagader des Mädchens.
    »Die ältere Person ist tot. Die andere lebt noch, eine Schülerin, Schussverletzung in der Bauchgegend.«
    »Alex, sieh zu, dass du eine Vereinbarung mit ihm triffst. Hol ihn auf den Flur und bring ihn fort von den Geiseln.«
    »Okay«, flüsterte sie und stellte sich wieder hin.
    »Die alte Schlampe habe ich sauber erwischt, oder?«, gellte eine Stimme durch den Flur.
    Alex wirbelte herum und zwang sich, nicht nach ihrer Waffe zu greifen. Gernot. Er trug einen schwarzen Schlumpf mit keltischem Muster, das an eine Tätowierung erinnerte. Die Kapuze hatte er weit über den Kopf gezogen. Eine Armee-Tarnhose. Springerstiefel. Verspiegelte Pilotensonnenbrille. Mit dem Revolver in der rechten Hand zielte er in das Innere des Klassenraums, dessen Tür er eben geöffnet hatte. Wahrscheinlich mit einem Schulterstoß, denn er hatte keine Hand frei: In der Linken hielt er einen zweiten Revolver, der auf Alex gerichtet war.
    »Hallo, Gernot«, sagte Alex und hob die Hände leicht an, die Handflächen zu ihm gewandt.
    Er hob das Kinn an und blaffte: »Wenn Ihnen jemand gefolgt ist, gibt es ein Blutbad!«
    »Was ich nicht möchte«, entgegnete Alex mit ruhiger Stimme. »Und was möchten Sie?«
    »Dafür interessiert sich doch sowieso kein Schwein!«
    »Doch, ich.«
    »Bring ihn ans Fenster«, sagte Reinekings Stimme im Kopfhörer, »und mach einen Deal.«
    Alex sagte: »Gernot, ich glaube, dass Sie keine weiteren Menschen verletzen möchten. Ich soll Sie fragen, ob es okay ist, wenn wir die Verletzten auf dem Flur …«
    »Ist mir egal, was die fragen wollen!« Gernot griff seine Waffen fester. Er blickte hektisch zwischen dem Klassenraum und Alex hin und her.
    »Bring ihn ans Fenster«, redete Reineking wieder dazwischen.
    Alex biss die Zähne aufeinander. Das Dazwischenfunken und Fernsteuern störte sie. Sie musste sich konzentrieren. Das hier war nun ihr Spiel, weil sie explizit ins Spiel gebracht worden war, und sie hatte bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie sehr wohl in der Lage war …
    »Alex«, sprach Reineking weiter, »das SEK braucht noch vier Minuten, bring ihn weg von der Tür ans Flurfenster!«
    Alex griff sich ans Ohr, riss den Kopfhörer am Kabel ab und rupfte damit auch das Mikrofon von ihrer Haut. Sie hielt das Headset demonstrativ in Richtung von Gernot und warf es dann auf den Boden.
    »Ey!«, rief Gernot. Er war nun wieder voll auf Alex konzentriert.
    »Wenn es Ihnen egal ist, was die wollen, ist es mir auch egal. Sie wollten mit mir reden, Gernot. Und hier bin ich. Die Psychotante. Also. Reden wir.«
    »Wieso haben Sie das gemacht?«
    »Damit Sie mir vertrauen.«
    »Aha.« Gernot klang baff.
    Alex sagte: »Ich möchte die Verletzten rausbringen und bin im Gegenzug bereit, etwas für Sie zu tun. Gibt es jemanden, mit dem Sie reden wollen? Ihre Mutter? Ein Mädchen?«
    Gernot zögerte. Er schien sich auf die neue Situation einstellen zu müssen. Dann sagte er mit einem Achselzucken: »Okay, von mir aus.« Er bewegte den Kopf ruckartig in Richtung des Klassenzimmers. »Jasmin!«, brüllte er. »Hierher!«
    Ein strohblondes Mädchen trat heraus. Gernot presste ihr den Lauf einer seiner Waffen an den Kopf. »Aua!«, machte Jasmin und blickte Gernot sauer an.
    »Die Schlampe hat mich im Internet angeschissen! Gemobbt!«
    Aus den Augenwinkeln nahm Alex am Flurfenster einen Schatten wahr und kurzfristig ein grellrotes Blitzen. Laserlicht von einer Zieleinrichtung. Das SEK.
    »Warum hast du das getan, Jasmin! Siehst du nicht, dass Menschen deinetwegen sterben mussten? Und jetzt musst du sterben!« Gernot spannte mit dem Daumen den Abzughahn.
    Alex senkte langsam die rechte Hand. »Gernot, weg mit der Waffe.«
    Er reagierte nicht, sondern schrie weiter. »Jetzt weißt du, wie man sich fühlt, Jasmin! Du hast noch drei Sekunden! Drei …«
    Gernot hielt zwar nach wie vor einen Revolver auf Alex gerichtet. Aber er war voll und ganz auf das Mädchen konzentriert. Alex’ Hand senkte sich weiter, kam an der Hüfte an und tastete unter dem Saum der Daunenjacke in Richtung
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