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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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mit langen grauen Fingern nach den Soldaten und ihren Pferden zu greifen.
    Larkyen zog sein Schwert. Ungläubig sah er den Hünen an, bereit j e den Moment zu kämpfen.
    „Sie werden dich nicht angreifen, Unsterblicher, solange ich dich nicht meinen Feind nenne. Alle anderen sind des Todes.“
    Die Pferde bäumten sich unter den Angriffen der Schemen auf, schnaubten und wieherten, schienen jedoch außerstande, sich und ihre Reiter außer Gefahr zu bringen. Einige der Sold a ten versuchten, mit ihren Waffen Gegenwehr zu leisten, doch glitten ihre Hiebe widerstandslos und ohne Schaden anzuric h ten, durch die Schemen hi n durch.
    Die Berührung der gespenstischen Angreifer ließ die Ken-Tunesen in einer Weise aufschreien, die von unaussprechlichen Schmerzen zeu g te. Sie rangen nach Luft, erstarrten förmlich in der Bewegung, dann fielen sie mitsamt ihren Pferden zu B o den.
    Noch ehe sie aufschlugen, hatte Larkyen erkannt, dass jegl i che L e benskraft in ihnen erloschen war.
    Die Schemen verharrten vor dem Hünen, fast schien es, als seien sie mit dem Boden verschmolzen. Ihre gräulichen G e sichter waren allesamt dem Kentaren zugewandt, so als erwa r teten sie weitere Befehle. Wothar trat an ihre Seite und schlug sich mit der rechten Hand an die Brust.
    „Ihr habt gut gekämpft, meine Krieger“, lobte der Hüne. „Und du, Wothar, du vergisst offenbar, mich über den hohen Besuch zweier Unsterblicher zu unterrichten. Und über die Neuigkeit, dass der große Tarynaar, der Gott unseres Volkes, vernichtet wurde!“
    „Ich hatte vor, dir davon zu berichten.“
    „Es sei dir verziehen, alter Freund. Ich habe die beiden U n sterblichen lange vor dir bemerkt. Du weißt doch, hier g e schieht nichts ohne mein Wissen.“
     
    Noch immer glaubte Larkyen seinen Augen kaum trauen zu können. Er stand wahrhaftig einer Schar von Geisterkriegern gegenüber, nichts als klägliche Abbilder ihrer fleischlichen Leiber. Dennoch waren sie dazu fähig, ihre Sinne uneing e schränkt zu gebrauchen.
    Der Hüne trat auf Larkyen zu und sprach: „Es ist mir eine große E h re, einen Unsterblichen hier willkommen zu heißen. Man nennt mich Wulfgar.“
    Auch der Unsterbliche stellte sich vor.
    „Dein Name ist altnordisch“, sagte Wulfgar respektvoll. „Larkyen, das bedeutet: Der den Sturm bringt. Du trägst den Namen eines Helden, den wir Kentaren aus dem Sagenschatz unseres Volkes kennen. Du wirst so manchen Sturm über deine Feinde gebracht haben, dessen bin ich mir sicher. Und du b e sitzt eine beeindruckende Waffe.“ Der Blick des Kentaren ve r riet große Sachkenntnis. „Der hohe Norden hat deutliche Ei n flüsse bei der Gestaltung von Griff und Knauf hinterlassen. Verbrachtest du viel Zeit in seinen eisigen Weiten?“
    „Es gibt viele Gegenden, die ich durchwanderte“, antwortete Lark y en. „Auch den hohen Norden habe ich bereist. Ein jeder Ort hinterließ seine Eindrücke und gewiss auch so manchen Einfluss.“
    Wulfgar zeigte sich erfreut über ihre Begegnung, während Wothars Gesicht noch immer von Argwohn zeugte. Nach a l lem, was Larkyen in diesem Land bisher erlebt hatte, wollte er sie nicht seine Verbündeten nennen. Jeder der beiden Me n schen besaß eine Ausstrahlung, die Larkyen nur als verhän g nisvoll beschreiben konnte, und wenn es darauf ankam, würde er nicht zögern, sie zu töten.
    „Es ist das Jahr des Wolfes, und ich glaubte, darin ein Vo r zeichen auf eine baldige Veränderung, auf ein großes Ereignis, zu erkennen. Ich behielt den Mond und die Gestirne ständig im Auge, zählte sogar die Tage, und nun wo sich das Jahr dem Ende zuneigt, stehe ich dir, Larkyen, einem Gott, gegenüber.“
    „Es tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, ich hege w e der die Absicht, Veränderungen auszulösen noch große Erei g nisse. Ich kam einzig und allein nach Kentar, um die Antwort auf vi e le Fragen zu finden.“
    „Und welche Fragen kann ein Unsterblicher an einen Ster b lichen h a ben?“
    „Ich interessiere mich für die Vergangenheit Kentars“, an t wo r tete Larkyen, der seine persönlicheren Beweggründe für diese Reise für sich behalten wollte.
    „Mit Ausnahme von Wothar und mir sind meine Soldaten alles, was von der Vergangenheit Kentars noch übrig ist. Wir sind die letzten Bewohner dieses Landes, sonst ist niemand mehr hier.“
    Wulfgar deutete auf die Geister, große Begeisterung erfüllte sein G e sicht.
    „Sieh sie dir an, Larkyen. Sieh dir meine Soldaten gut an. Sie sind tot, gefallen in der
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