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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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seiner bewusst war, nur eine Bereicherung sein konnte.
    Vielleicht war nicht nur das Herz Wothars vergiftet, sondern auch das Herz des Volkes der Kentaren voller Gift gewesen.
     
    Er durchquerte ein weiteres Tor, bis sich vor ihm eine große Halle auftat. Die Decke war kuppelförmig und besaß in der Mitte eine Öffnung, durch die ein breiter Lichtkegel fiel. Das Licht sammelte sich auf einer Feuerstelle im Boden. In einem Haufen Asche erkannte Larkyen mehrere menschliche Schädel, durch einstige Hitze und Ruß geschwärzt und zusammeng e schrumpft.
    „Sieh dir das an, Larkyen!“
    Patryous deutete zum Ende der Halle. Dort ragten eiserne Pfähle aus dem Boden empor, auf denen noch immer mensc h liche Überreste aufgespießt waren. Manche Knochen waren längst zu Boden gefallen, doch Becken, Brustkorb und Schädel wu r den durch den Pfahl zusammen gehalten.
    „Das Pfählen war eine der grausamsten Bestrafungen unter den Menschen des Westens. Auf Grund ihres eigenen Körpe r gewichts bohrte sich der Pfahl immer tiefer in ihre Leiber, und es konnte Tage dauern, bis sie durch den Tod Erlösung fa n den.“
    Inmitten dieses Waldes eiserner Pfähle stand ein mit Bären- und Wolfsfellen gepolsterter Thron. Sie hatten tatsächlich den Thronsaal entdeckt.
    Doch wer war der letzte König Kentars gewesen, was war das für ein Mensch, der sich mit den gepeinigten Leibern seiner Feinde umgab? Der sich von seinem Thron aus an ihren Qualen ergötzte und die Schreie, den allgegenwärtigen Gestank von Verwesung und Blut e r trug?
    „Ich habe mich so lange danach gesehnt, durch dieses Land zu wa n dern“, sagte Larkyen, „doch seitdem wir seine Grenzen passiert haben, stoßen wir nur auf Erinnerungen an Gewalt, Tod und so viele andere Grausamkeiten.“
    Die Rückwand war mit getrocknetem Blut beschmiert. Erst beim genaueren Hinsehen erkannte Larkyen das es sich dabei um Rune n schrift handelte.
    Er las den Vers laut vor: „Im Namen Kentars soll das Blut unserer Feinde fließen, ihre Todesschreie sollen Zeugnis uns e rer Übermacht sein. Im Namen des Königs soll der Westen sich erheben, wir sind die Wölfe, der Sieg wird unser sein!“
    In einem plötzlichen Anfall von Wut rammte Larkyen seine Faust tief in die Wand. Das Gestein splitterte unter der Kraft des Unsterbl i chen.
    „Durch die Besessenheit von Machtgier, im Angesicht von Krieg, verwandeln sich alle in Bestien. Vielleicht wäre es be s ser gewesen, ich hätte Kentar nie betreten.“
    „Ein Hauch der Kampfeswut Kedaniens erfüllt dieses Land.“
    „Mehr als nur ein Hauch! Die Kentaren sind den Kedaniern nur allzu ähnlich, und ich hatte gehofft, sie seien so viel besser. Der Geist Nordars ist hier allgegenwärtig. Verlassen wir en d lich dieses Gebä u de, es widert mich an.“
    Einst war es Tarynaar gewesen, der Larkyen erzählt hatte, dass die Blutlinie der Kentaren, ebenso wie die der Kedanier, von dem Kriegsgott Nordar abstammte. Und wie schon immer verachtete La r kyen diese Herkunft.
     
    Selbst jemand wie Larkyen, der viel Grauenhaftes erlebt hatte, fühlte sich erleichtert, als er den Palast wieder verließ, und P a tryous schien es nicht anders zu ergehen. Die Unsterbliche an seiner Seite, war bei weitem älter als Larkyen und konnte auf so viele Jahrhunderte zurückblicken, dennoch las er erneut in ihren Augen, dass sie Grausamkeiten jedweder Art abschrec k ten. Gleich allen Unsterblichen waren auch ihre Augen die e i nes Raubtiers, sie musste töten und Leben nehmen, um sich i h re Stärke und Macht zu erhalten, doch tat sie es auf eine Weise, die auch Larkyen selbst gewählt hatte. Sie tötete nicht wahllos, sondern sie tötete ihre Feinde, ebenso die Ungerechten und die Untauglichen.
     
    Von nicht weit her erklang das dumpfe Geräusch vieler Pfe r dehufe. Larkyen spürte die Vibrationen im Boden. Menschen näherten sich von der Rückseite des Palastes, er konnte sie ri e chen. Er bewegte sich in ihre Richtung, um bessere Sicht zu erhalten. Am Fuße des Hügels erstreckte sich nur ein weiteres Schlachtfeld, und auch hier lagen die Gebeine toter Krieger zwischen Laub und Unterholz ve r streut.
    Etwa zwei Dutzend Reiter galoppierten vorbei, in leichten Lederr ü stungen, auf deren breiter Brustplatte sich deutlich das eingravierte Wappen des Königreichs Ken-Tunys abzeichnete – ein Adler mit gespreizten Schwingen. Ihre spitzen Bronz e helme waren auf vier Seiten mit je einer Reihe daumenlanger Eisennieten versehen. Lediglich den Helm ihres Hauptmannes
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