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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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letzten Schlacht des großen Kri e ges, und doch existieren sie weiter, um ihrer Heimat in treuer Ergebenheit zu dienen. Sie sind meine Augen und Ohren übe r all im Land, nichts en t geht mir durch sie, und sie können auch mein verlängerter Arm sein, der all jene hinfort fegt, die es w a gen, Kentar zu betreten.“
    „Lebende Tote, wie ist so etwas möglich?“ flüsterte Lark y en. Schon bald sollte er die Antwort auf seine Frage erhalten.
    Patryous kam schnellen Schrittes näher, ihre Körperhaltung war a n gespannt, auch sie hielt ihren Speer aus schwarzem Stahl bereit. Sie ließ die Geisterkrieger keinen Moment lang aus den Augen. „Ich weiß, wer du bist, Sterblicher! Du bist der König Kentars. Es hieß, du hättest in der letzten Schlacht auf der Shyr-Ebene den Tod gefunden, doch was sind schon die G e rüchte der Sterblichen wert?“
    „Ja, so ist es“, gab Wulfgar nach einem Moment des Schweigens zu. „Ich bin König Wulfgar, Schrecken des We s tens und einziger Sohn des Tarynaar!“
     

Kapitel 3 – Der Halbgott
     
    Larkyen konnte seine neuerliche Überraschung nicht verbe r gen. Er musterte Wulfgar aufs genaueste, und für einen M o ment glaubte er im Gesicht des Kentaren, verborgen zwischen Falten und Narben, die markanten nordischen Züge Tarynaars wiederzuerkennen. Er wusste, dass Wulfgar die Wahrheit sprach. Unter anderen Umständen hätte er in einem Moment wie diesem Freude empfunden, doch er konnte nicht außer Acht lassen, was dieser König einst getan hatte. Die Menschen in Ken-Tunys nannten ihn den Brandstifter des Westens, in Bolwarien hieß er das Monster von Kentar. Seine Befehle und se i ne Machtgier hatten den Krieg entfacht.
    Wann immer Tarynaar über den Westen und das Volk der Kentaren gesprochen hatte, so schien ihn ein stiller Schmerz getrieben zu haben. Larkyen wusste auch, dass Tarynaar den Westen lange Zeit bewusst gemieden hatte. Der Grund dafür war ein Geheimnis gewesen, das nun scheinbar gelüftet worden war.
    „Dein Vater war mir ein guter Freund und Weggefährte. Ich bedaure seinen Tod.“
    „Manchmal sterben selbst Götter.“
    „Wer war deine Mutter?“
    „Ich spreche ihren Namen niemals aus, so dass er allmählich in Vergessenheit gerät. Denn meine Mutter forderte einst me i nen Tod, weil ihr meine Taten als König missfielen. Alles was ich dir über sie s a gen will, ist, dass sie eine Sterbliche war und Kentar während des Krieges verließ.“
    „Ebenso wie dein Vater.“
    „Ja, doch er verließ mich erst zum Ende des Krieges hin. Er sprach zuletzt oftmals von Kyaslan, dem Reich der Götter. Ich glaube er wollte unter seinesgleichen sein.“
    „Das Reich Kyaslan galt als etwas, das man vor den Sterbl i chen geheimhielt. Du hättest diesen Namen niemals auch nur hören dürfen. Die Kyaslaner haben deswegen viele Sterbliche bereits getötet.“
    „Wirst du mich nun töten?“
    „Nein. Doch sage mir, i n welche Geheimnisse weihte dich Tarynaar sonst noch ein?“
    „Ich kann dich beruhigen, er hütete seine Geheimnisse a n sonsten sehr gut. Doch gab es noch einen schwachen Moment, in dem er als Vater in aller Offenheit zu seinem Sohn sprach. Es war an einem Tag, an dem ich mir mehr denn je bewusst wurde, dass ich nicht wie Tarynaar der Ewigkeit trotzte, so n dern mit jedem Tag alterte, bis ich irgendwann zu schwach sein würde, ein Schwert zu halten. Den Grund dafür vermutete ich in der Sterblichkeit meiner Mutter, und als ich sie dafür im Zorn verfluchte, da verriet mir Tarynaar, dass die gezeugten Kinder der Götter seit jeher nicht unsterblich sind. Meine Mu t ter hätte eine Unsterbliche sein können, und ich wäre dennoch nur ein Halbgott. Ich hatte nie die Möglichkeit, einen anderen Unsterblichen nach der Wahrheit in jenen Worten zu fragen. Doch lass mich dich nun fragen: Hat Tarynaar mir die Wah r heit gesagt?“
    „Tarynaar war dir gegenüber ehrlich. Es ist so, wie er es sagte. Du kannst sogar dankbar sein, dass deine Mutter keine Unsterbliche war. Denn wenn eine Unsterbliche in Kyaslan fühlt, dass ein Kind in i h rem Leib heranwächst, dann zehrt sie das bisschen Leben aus ihm heraus. Manchmal geschieht es auch, dass die Frauen ihre sterblichen Kinder tatsächlich zur Welt bringen, nur um im Moment der Geburt das Leben aus ihnen herauszusaugen.“
    „Ich bedaure sehr, dass ich nicht wie ihr der Ewigkeit trotze, doch e r füllt mich zumindest die Leibeskraft meines Vaters. Ich bin nur ein Halbgott.“
    Patryous hatte eine ganze Weile nur
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