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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition)
Autoren: Chelsea Cain
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bewegtes Gretchen, das wie eine riesige Barbiepuppe aussah, mit einem Plastikskalpell folterte. Wenn Gretchen das Skalpell in die Brust der Puppe drückte, schoss ein Blutstrahl einen Meter hoch aus ihr.
    SCHUTZBRILLE TRAGEN , warnte ein Schild am Eingang.
    Alle liebten es.
    »Ich habe Ihre Kolumne über das Skelett gelesen, das man im Altwasser gefunden hat«, sagte Henry.
    »Ich dachte, Sie lesen nur deutsche Lyrik«, sagte Susan. Aber sie freute sich insgeheim. Sie hatte einen langen Artikel über das Skelett verfasst. Bei jeder anderen Nachrichtenlage hätte er vielleicht mehr Aufmerksamkeit erhalten. Sie war enttäuscht gewesen, als es nicht geschehen war.
    Henry rieb sich den Nacken. »Was wissen Sie über Vanport?«, fragte er.
    Sie hätte sich denken können, dass er Kritik üben würde. »Was ich geschrieben habe. Die ganze Stadt wurde 1948 weggespült. Es gab Tote. Manche Leichen wurden nie gefunden. Und der Hundepark, wo das Skelett entdeckt wurde, befindet sich genau dort, wo früher die Stadt war.«
    »Das Skelett lag sechzig Jahre in der Erde, also muss die Person bei der Flut von Vanport gestorben sein?«
    »Das habe ich nicht behauptet«, sagte Susan ruhig. Sie hatte dieselbe Auseinandersetzung bereits mit ihrem Chefredakteur geführt. »Ich habe geschrieben, der Mann starb vor rund sechzig Jahren und wurde mitten in dem Gebiet gefunden, wo früher die Stadt Vanport stand, ehe sie von einer Flut vor sechzig Jahren fortgespült wurde.«
    »Seien Sie einfach vorsichtig, was Sie aufrühren«, sagte Henry.
    »Ich bin die Vorsicht in Person.«
    Henry stieß ein Schnauben aus.
    Mehr als dreißig Meter hinter dem Karussell toste braun und kalt der Fluss, und seine Strömung peitschte Treibgut in rasendem Tempo vorbei. Ein paar Möwen kreisten über dem Wasser, aber keine wagte es, darin zu landen. Die Eichen am Ufer sahen tot aus, ihre Wipfel lösten sich in dem tief hängenden Dunst auf, der wie ein Musselin-Schleier über der Stadt lag.
    Susan wurde von plötzlicher Furcht erfasst.
    »Was ist?«, fragte Henry und blickte auf.
    Sie schüttelte das Gefühl ab. »Nichts«, sagte sie. »Mich hat nur gefröstelt.«

3
    »Albträume?«, fragte Sarah Rosenberg.
    Vor ihrem Bürofenster fiel der Regen wie ein Vorhang herab. Archies Socken waren durchnässt, seine Hose war fast bist zu den Knien feucht. Mehr Kaffee wäre gut gewesen. Aber Rosenberg hatte nur Tee.
    »Mir geht es gut«, sagte er. Seine Waffe drückte in seine Hüfte.
    »Wirklich?«, erwiderte sie. Ihr dunkles Haar war im Nacken zusammengeknotet und wurde von einem Bleistift an Ort und Stelle gehalten. Sie trug einen Trainingsanzug. Kein Make-up. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er kommen würde.
    »Keine Albträume«, sagte er.
    Sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
    Nach allem, was er durchgemacht hatte, verstand er, dass sie ihm nicht glaubte. »Ich weiß, das ist schwer zu fassen«, sagte er, »aber es geht mir eigentlich ganz gut.«
    Drei Monate waren seit seinem letzten Termin bei Rosenberg vergangen, sechs Monate, seit Gretchen Lowell zum zweiten Mal ins Gefängnis gewandert war. Er arbeitete wieder. Er hatte keine Schmerztabletten mehr angerührt. Seine körperlichen Wunden waren verheilt.
    »Sie hatten keinen Kontakt mit ihr?«, fragte Rosenberg und richtete den Blick auf ihn.
    »Nein«, sagte Archie. »Soviel ich höre, hat sie kein Wort gesprochen, seit sie eingebuchtet wurde.« Er sah von Rosenberg weg, aus dem Fenster, wo ein knorriger Pflaumenbaum dunkel und nass glänzte, seine letzte Handvoll gelber Blätter trotzte wie durch ein Wunder dem Wind. »Sie liegt einfach nur da.«
    »Wird sie versuchen, auf Geistesgestörtheit zu plädieren?«
    Archie zuckte mit den Achseln und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Raum zu. »Sie ist nicht verrückt. Sie tötet einfach gern Menschen. Sie wird diesmal die Todesstrafe bekommen.«
    Eine Windbö schüttelte das alte Haus, und die Fenster vibrierten hörbar. Rosenberg presste die Lippen zusammen. Sie streckte die Hand aus und richtete die Box mit den Papiertaschentüchern auf dem Kaffeetisch mittig aus. Archie war kein Psychiater, aber er war lange genug Polizist, um zu erkennen, wenn jemand Zustände bekam.
    »Es ist nur der Wind«, sagte er.
    Rosenbergs Blick ging schnell nach oben. »Wie ist es da draußen?«, fragte sie.
    »Schlimm«, sagte Archie. Es würde nur noch schlimmer werden.
    »Ich war überrascht, dass Sie gekommen sind.«
    Er hatte nicht einmal daran gedacht, abzusagen. Er
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