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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition)
Autoren: Chelsea Cain
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riss Treibgut los und spülte es flussabwärts. Laura sah, wie ein Ast ins Wasser gesaugt wurde, und verlor ihn augenblicklich aus den Augen, als er von brodelndem Schaum geschluckt wurde.
    Franklin war ein Stück voraus, er schnupperte an dem alten Betonpavillon am Ufer des Altwassers herum. Er winselte und sah sie an.
    Sie rief seinen Namen und schlug sich an den Oberschenkel. »Verschwinden wir von hier«, sagte sie.
    Er machte kehrt, um zu ihr zu kommen. Er war ein geretteter Hund. Ihr Mann hatte ihn im Internet aufgetan. Er war in einer Scheune in Idaho gehalten worden, wo er wenig Futter und keine menschliche Nähe bekam. Es hatte Jahre gedauert, bis er lernte, Menschen zu vertrauen. Und es erfüllte Laura mit Stolz, wenn sie sah, was für ein guter Hund er jetzt war.
    Trotz des Tosens des Wassers hatte er sie gehört. Er hatte sich umgedreht, um zu ihr zu kommen.
    In diesem Moment geschah es.
    War er ausgerutscht? War das Wasser plötzlich gestiegen und hatte ihn mitgerissen? Sie wusste es nicht.
    Er sah ihr in die Augen, und in der nächsten Sekunde war er verschwunden.
    Sie brauchte einen Moment, um ihre Erstarrung zu überwinden. Und dann legte sie los.
    Ihr Hund würde nicht sterben. Nicht so. Sie rannte. Sie dachte nicht an den Ermüdungsbruch. Den schmerzenden Rücken. Den tosenden Fluss. Sie lief ans Ufer und suchte das Wasser nach Franklin ab, während sich Penny wild bellend an ihre Fersen heftete.
    Ihr Herz machte einen Satz. Sie sah ihn, für einen winzigen Moment erhaschte sie einen Blick auf ein nasses Fellknäuel, das in der reißenden Flut kämpfte. Er bewegte sich bereits flussabwärts, aber er lebte und hielt die Nase über Wasser.
    Sie hatte mehrere Möglichkeiten.
    Vielleicht hätte sie länger darüber nachgedacht, wenn Franklin ihr in dem Moment, in dem es geschah, nicht in die Augen gesehen hätte. Sie hätte vielleicht um Hilfe gerufen oder wäre am Fluss entlanggelaufen oder hätte sich ein Seil um den Bauch gebunden.
    Sie wusste, was meist mit Leuten geschah, die hinter ihren Haustieren ins Wasser sprangen.
    Sie starben.
    Aber Laura hatte in Franklins braunen Augen etwas gesehen. Er hatte sie direkt angesehen.
    »Bleib hier«, sagte sie zu Penny.
    Und dann stürzte sie sich ins kalte Wasser.
    Lauras erste Empfindung in dem dahinschießenden Matsch war, dass sie nicht atmen konnte. Sie war einmal mit ihrem Rad von einem Auto angefahren worden. Es war genauso. Als würde einem alle Luft durch einen Aufprall gegen Metall und Asphalt wegbleiben. Sie zwang sich, tief Luft zu holen, und versuchte, sich zu orientieren. Ihr Kopf war über Wasser, der nasse Zopf um ihren Hals geschlungen. Sie hatte sich bereits einmal gedreht, war bereits vier Meter von Penny entfernt, fünf, sieben. Das Tosen des Wassers war erbarmungslos. Äste und Zweige schlugen in der Strömung an Lauras Gesicht und brannten auf der Haut. Penny bellte und sprang aufgeregt am Ufer herum, doch bald konnte Laura sie nicht mehr hören.
    Wo war Franklin?
    Laura mühte sich ab, ihn zu sehen, aber auf Wasserhöhe sah sie nur weiteres Wasser. Sie war inzwischen fünfzehn Meter von Penny entfernt. Zwanzig. Sie sah nichts. Sie konnte das Ufer nicht sehen. Nur den Himmel, dunkle Wolken über ihr.
    Treiben lassen.
    Überleben in kaltem Wasser. Wenn man schwamm, verlor man Wärme.
    Einfach treiben lassen.
    Sie holte tief Luft und hob ihre Hände, die bereits taub und fremd waren, als gehörten sie jemand anderem, und sie streckte die Arme zur Seite, hüpfte auf dem Rücken liegend auf und ab und ließ sich von der Strömung mitnehmen.
    Die Strömung hatte Franklin mitgenommen.
    Sie würde sie zu ihm bringen.
    Kaltes Wasser füllte ihre Ohren. Sie schmerzten. Ihre Zähne klapperten, aber das Geräusch ging im Donnern des Flusses verloren. Ihre mit Wasser vollgesogene Kleidung zog sie nach unten.
    Und dann hörte sie ihn.
    Laura drehte sich herum und kämpfte sich mit letzter Kraft durch die Strömung auf das Wimmern zu. Er war da, in der Wurzel eines umgestürzten Baums gefangen, vom Wasser eingeschlossen. Er sah sie, stellte die Ohren auf und versuchte vergeblich, zu ihr zu paddeln.
    Sie erreichte ihn.
    Sie wusste nicht wie.
    Sie erreichte ihn und schlang die Arme um seinen Hals. Er hätte sich wehren können. Das taten Tiere, sie gerieten in Panik. Aber nicht Franklin. Er erschlaffte. Er erschlaffte in ihren Armen, und es gelang ihr, mit dem Baum als Hebel die Fersen in den Schlick am Boden des Altwassers zu stemmen und sich
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