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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung
Autoren: Brian Lumley
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als herber Fehlschlag. Endlich gelang es Nathan, einen Schüler von Pythagoras aufzutreiben, der eine eigene Meinung über das mystische Gehabe seines Meisters gefasst und die Bruderschaft verlassen hatte. So entdeckten sie die Stelle, an der Pythagoras bestattet war.
    Als sie sich ihr näherten, ging Nathan allein weiter, und als er an der Stätte ankam – einem kleinen Olivenhain auf einem terrassierten Hang, von dem aus man auf eine Landspitze mit einer winzigen weißen Kirche blickte –, spürte er wie von weither ganz schwach und verschwommen die Gegenwart eines Toten. Er schien mit seinen Gedanken weit entfernt im tiefsten Tiefschlaf zu liegen. Bei einem Lebenden hätte man diesen Zustand wohl als Katatonie bezeichnet. Bei Pythagoras jedoch ...
    Wenig später kehrte Nathan zu Zek zurück. »Es hat keinen Sinn. Ich kann ihn nicht erreichen, er hat sich zu weit zurückgezogen. J. G. Hannant hatte recht! Pythagoras ist nicht damit fertig geworden, dass man heute mehr weiß als zu seiner Zeit und dass die Naturwissenschaften ihn mittlerweile weit hinter sich gelassen haben. Er musste feststellen, dass seine Berechnungen zwar alle stimmen, er sich aber in seinen religiösen Vorstellungen ganz gewaltig irrte. Das konnte er nicht verkraften und so hat er sich auf seine eigenen Lehrsätze zurückgezogen. In gewisser Weise hat er allerdings schon so etwas wie eine Metempsychose zustande gebracht. Aber anstatt von Körper zu Körper zu wandern, ist Pythagoras ins tiefste Innere seines eigenen Geistes geflohen. Zahlen waren für ihn ein und alles, das All-Eine überhaupt. Und so hat er sich schließlich in sein Schicksal ergeben. Zu guter Letzt ist er selbst zum Anfang und zum Ende geworden, zur ersten und letzten Ziffer zugleich: eine riesige Null ...«
    Sie nahmen das Tragflächenboot nach Zakinthos, Zeks Inselheimat im Ionischen Meer, und von Zante aus fuhren sie mit dem Taxi weiter über Porto Zoro die Serpentinen der Küstenstraße entlang in den Südosten der Insel, wo baumbestandene Felsvorsprünge über dem unglaublichen Blau des Meeres aufragten. Dort lag Zeks Villa, in der Harry ein letztes Mal Zuflucht gesucht hatte, ehe er aus dieser Welt floh.
    Für kurze Zeit wurden sie nicht von Nathans Aufpassern beschattet. Sie hatten die Sicherheitsleute im Hafen von Zante verloren, weil diese länger als erwartet gebraucht hatten, ihren Mietwagen abzuholen. Doch am Nachmittag, als der kühle Schatten der Berge die pinienbestandenen Hänge herunterkroch und das Meer in ein dunkles Grün tauchte und Zek und Nathan mit ihrem Kaffee und Likör auf dem Balkon saßen, sahen sie auf der Straße hoch über ihnen den Chrom eines Wagens aufblitzen, in dem sich ein verirrter Sonnenstrahl brach. Und ihnen war klar, dass ihre Schutzengel wieder da waren ...
    Nathan schlief im Gästezimmer. Am nächsten Morgen holte Zek, noch ehe er wach war, ihren Wagen aus der Garage und fuhr in die Stadt, um den Kühlschrank wieder aufzufüllen. Als Nathan sie zurückkommen hörte, stand er auf, duschte und zog sich an. Mittlerweile durchzog ein großartiger Duft das Haus und er fand Zek im Frühstückszimmer vor. Sie begrüßte ihn mit den Worten: »Es gibt ein paar Sachen, die du magst.« Das hieß Kaffee und Eier mit Speck.
    Nachdem sie gegessen hatten, fragte er behutsam: »Jazz?«
    »Können wir? Jetzt?« Sie schien unsicher.
    »Wenn du bereit dazu bist? Es liegt bei dir!«
    »Ich ... ich habe mir überlegt, was ich ihm sagen soll.«
    »Ich weiß«, erwiderte er sanft. »Gestern Abend habe ich noch fast eine Stunde lang wachgelegen und gehört, wie du dich in deinem Bett hin und her gewälzt hast. Für mich ist es diesmal auch anders, weil es um etwas Persönliches geht. Ich weiß doch, wie sehr er dir fehlt. Weißt du schon, was du ihm sagen möchtest? Hast du dir deine Worte zurechtgelegt?«
    »Ich glaube schon, ja. Eigentlich ist es gar nicht so viel. Ich muss nur darauf achten, dass ... dass ich nicht davon anfange, dass uns jetzt etwas trennt. Ich meine, unser ganzes Leben lang hat uns nie etwas zu trennen vermocht, noch nicht einmal die Wamphyri – bis zum Schluss! Daran muss ich denken und mich zusammennehmen, damit ich nicht in Tränen ausbreche. Es sieht mir gar nicht ähnlich zu weinen. Er würde mich zwar nicht hören, aber ... Ich werde einfach mit ihm reden, durch dich, so als ... so als sei er Jazz. Ich meine, er ist es ja! Aber trotzdem ist es etwas anderes als am Telefon ...«
    Nathan hatte sie noch nie so verwirrt und
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