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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung
Autoren: Brian Lumley
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Saatgut, um es mit nach Hause zu nehmen. Oh, die Szgany bauten selbst auch Feldfrüchte an, keine Frage, aber nicht eine solche Fülle und schon gar nicht von dieser Beschaffenheit und Güte, und sie brachten auch nicht diese Erträge. Am erstaunlichsten fand Nathan jedoch die Kartoffel. Davon hatte man auf der Sonnseite noch nie etwas gehört!
    Nach der Mathematik war die Physik an der Reihe: Dynamik – nur eine weitere Spielart oder vielmehr die Anwendung seiner Gleichungen. Das gefiel Nathan besonders, denn endlich sah er, dass sie tatsächlich einen praktischen Nutzen hatten. Schluss mit dem langen Herumraten, wie viele Zähne man an einem Zahnrad brauchte! Die komplizierte Berechnung eines Kreises war nun kein Geheimnis mehr, nicht wo er doch die Formeln kannte und sich die Zahl Pi fest eingeprägt hatte.
    Nathan lernte mit Feuereifer, denn dieses Wissen und dessen Nutzanwendung gedachte er mit nach Hause zu nehmen. Vielleicht nicht alles, denn nicht alles war harmlos. In Aldershot, einer alten Garnisonsstadt, in der die Armee einen bestens ausgerüsteten Schießplatz unterhielt, wurde er nämlich auch im Umgang mit Schusswaffen unterwiesen und lernte mit den unterschiedlichsten Handfeuerwaffen, halb automatischen Waffen, Schrotflinten, Maschinenpistolen und Granaten, sogar mit einem Raketenwerfer umzugehen.
    Nicht zuletzt übte er sich auch in seiner Fähigkeit, mit den Toten zu sprechen. Es war das wichtigste Talent, über das er verfügte, nur dass es ihm jetzt um einiges leichter fiel, es anzuwenden, denn die zahllosen Toten hatten nun keine Vorbehalte mehr gegen ihn. Völlig unwissentlich hatte er auch das letzte Eis gebrochen, indem er der kleinen Cynthia auf dem Friedhof von Hartlepool in ihrer Seelennot half. Damit hatte er wirklich Pluspunkte gesammelt, denn nun wussten die Toten ohne jeden Zweifel, dass Nathan bereit war, sich für sie einzusetzen, und dass sie in ihm einen neuen Fürsprecher gefunden hatten. Welche Aufgaben ihn in Zukunft auch erwarten und welchen Gegnern er auch begegnen mochte, von nun an konnte er mit dem Beistand der zahllosen Toten rechnen.
    Häufige Ausflüge nach Hartlepool, Harden und Edinburgh sowie die Besuche auf unzähligen Friedhöfen vermittelten Nathan ein nahezu umfassendes Bild des Mannes, der sein Vater gewesen war und den die Toten nur als Necroscope gekannt hatten. Auch wenn Harry schließlich zum Vampir geworden war, schämte Nathan sich seiner nicht. Denn nicht einer von Harrys toten Freunden hatte ein böses Wort für ihn und sie alle bedauerten, sich jemals von ihm abgewandt zu haben.
    Auf jede nur erdenkliche Weise versuchten die Toten, Nathan behilflich zu sein. Er wurde bei zahlreichen Angehörigen der Großen Mehrheit eingeführt, die in den verschiedensten Ländern bestattet waren, und brauchte sich nur noch auf sie zu konzentrieren, um sie zu finden, ganz gleich wie fern sie auch sein mochten. Genauso rasch wie seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse entwickelte sich auch sein esoterisches Talent, fast wie um den immer größeren Anforderungen nachzukommen, die er daran stellte. Und wann immer ein Problem auftauchte, waren die Toten zur Stelle, um ihm weiterzuhelfen ...
    Nur in der einen Sache, die Nathan wirklich am Herzen lag, stand er ganz allein. Denn nicht einer von ihnen kannte Harrys größtes Geheimnis oder war in der Lage, Nathan einen Hinweis darauf zu geben, wo er eine Antwort finden könnte. Das metaphysische Möbius-Kontinuum schien ihm weiter entfernt denn je.
    Mit einem Mal war es schon Mitte Mai.
    Nathan war verblüfft über den Wechsel der Jahreszeiten, aber alles in allem hatte er sich an plötzliche Veränderungen gewöhnt – an die vielen Städte aus Stein und Beton, von denen keine wie die andere aussah, an schwindelerregend schnelle Beförderungsmittel wie Autos, Züge, U-Bahnen und Flugzeuge, an die dramatische Vielfalt der Landschaft – vor allem der nordöstlichen Küstenregionen mit ihren der Erosion durch Wind und Wetter preisgegebenen Schieferklippen, einem bedrückend grauen Ozean und den klagenden Schreien der Möwen. Letztere waren auf der Sonnseite unbekannt. Hinzu kamen hundert andere Dinge und Kleinigkeiten, die er noch nie gesehen hatte. Aber mittlerweile wurde er damit fertig.
    Gänzlich unvorbereitet jedoch traf ihn die Sache, mit der Trask ihn Mitte des Monats an einem Dienstagmorgen überfiel. Nathan hatte sie schon völlig verdrängt gehabt, denn sein Heimweh war zu groß und allein der Gedanke daran hätte ihn
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