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Tote Männer Milch (German Edition)

Tote Männer Milch (German Edition)

Titel: Tote Männer Milch (German Edition)
Autoren: Simone Malina
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sie gestelzt fort.
    „An was für einer Krankheit litt ihr Mann?“
    An Tollwut, lag Isolde auf der Zunge.
    „Das geht Sie nichts an!“, sagte sie störrisch.
    „Wir können es auch herausfinden, Frau Brösel, bitte ersparen Sie uns… ersparen Sie mir die Arbeit“, bat Kommissar Frisch.
    „Nun“, lenkte Isolde gütlich ein, „er war auch krank, er litt an zu hohem Blutdruck, aber gestorben ist er bei einer Bergwanderung.“
    „Er ist also verunglückt?“, fasste die Beamtin zusammen.
    „Ja, verunglückt“, stimmte Isolde zu.
    „Das tut uns Leid“, beteuerte die Wagenknecht sanftmütig.
    Isolde schnupfte geräuschvoll in ihr Taschentuch und wandte ihren Blick zum Fenster hinaus.
    „Sicher war das sehr schwer für Sie“, mischte sich Frisch verständnisvoll ein.
    „Sicher.“
    „Waren Sie in psychologischer Behandlung?“
    Isolde wandte sich empört der Beamtin zu. „Na hören Sie mal! Wie kommen Sie dazu, mir einen Dachschaden zu unterstellen!“, fauchte Isolde entrüstet.
    „So war das nicht gemeint“, versicherte die Wagenknecht.
    „Wann hatten Sie Herrn Doktor Maibach das letzte Mal gesehen?“
    Du einfältige Pute, dachte Isolde. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du mir eine Falle stellen kannst.
    „Das war an dem Tag, als Frau Maibach bei mir vor der Tür stand und sich meine Leiter ausgeliehen hat, da hatte ich meinen freien Tag.“
    Ganz bewusst, formulierte Isolde ihre Aussage mit anderen Worten. Sie wusste aus den einschlägigen Büchern zur Kriminalpsychologie, dass sich Lügner bei Befragungen ihre Antworten zurechtlegen und alles im gleichen Wortlaut wiederholen. Genau darauf hatte es Fräulein Neunmalklug abgesehen, erkannte Isolde.
    „Aber diese Frage haben Sie mir schon mal gestellt“, gab sie sich ahnungslos.
    „Entschuldigung, ich habe vergessen meine Notiz zu machen“, rechtfertigte sich die Beamtin.
    „Fanden Sie Frau Maibach sympathisch?“
    „Nicht unbedingt.“
    „Fanden Sie Frau Maibach attraktiv?“
    „Nicht unbe…“
    „Fanden Sie Herrn Maibach attraktiv?“, schnitt die Beamtin Isolde das Wort ab. Die Wagenknecht versuchte, die Geschwindigkeit ihrer Fragen zu erhöhen, um unüberlegte Antworten zu erzielen. Eine geläufige Taktik, die in erster Linie bei offiziellen Verhören angewandt wurde. Kommissar Frisch fand es in Isoldes Fall überflüssig, geradezu lächerlich.
    „Sie brauchen nicht unbedingt auf jede Frage zu antworten“, schaltete er sich daher ein.
    „Dann sieht es aber so aus, als hätte ich was zu verbergen“, entgegnete Isolde trotzig.
    „Und zu verbergen haben Sie ja nichts“, folgerte die Wagenknecht. „Fanden Sie Herrn Maibach attraktiv?“, wiederholte sie ihre Frage, während sie desinteressiert an ihrem Bleistift kaute.
    „Er war ein attraktiver Mann“, gab Isolde zu.
    „War?“ Die Wagenknecht sah Isolde direkt in die Augen. „Warum reden Sie in der Vergangenheit, Frau Brösel?“
    „Weil … na weil er verschwunden ist!“
    „Aber doch sicher nicht vom Erdboden? Oder?“, hakte die Beamtin treuherzig nach, ohne ihr Gegenüber aus den Augen zu lassen.
    „Das weiß ich nicht. Das herauszufinden, ist ja wohl ihre Aufgabe!“
    „Wie lange ist er schon tot?“, fuhr die Beamtin seelenruhig fort.
    Isolde stutzte für eine Millisekunde.
    „Wer?“, fragte Isolde verwirrt.
    „Ihr Mann“, wurde die Beamtin deutlicher.
    „Sieben Jahre.“
    „Haben Sie ihn sehr geliebt?“
    „Wen? Meinen Mann?“
    „Nein, Herrn Maibach.“ Die Wagenknecht lächelte tiefgründig, beinahe verständnisvoll, wie eine Freundin. „Sie können mir ruhig vertrauen.“
    Vertrauen? Da könnte eine Maus ebenso gut einer hungrigen Klapperschlange vertrauen. Isolde blickte die Beamtin dermaßen herablassend an, dass es der Wagenknecht unmöglich war ihr Lächeln beizubehalten.
    „Machen Sie, dass Sie rauskommen! Was denken Sie wer Sie sind!“, zischelte Isolde böse, aber innerlich gefasst. „Raus!“, schrie sie in aufgesetztem Zorn. „Ich werde mich bei Ihrer Aufsichtsbehörde beschweren!“ Aller Künstlichkeit zum Trotz geriet Isolde solchermaßen in Rage, dass sie das Klopfen an der Tür ignorierte.
    Herr Frisch nahm die unsympathische Situation, die doch sehr nach Überstunden aussah, als willkommenen Anlass, seine Kollegin zum Gehen zu ermuntern. Er verabschiedete sich von Isolde, die immer noch völlig aufgewühlt vor sich hingrummelte, während das Augenmerk von Frau Wagenknecht abschätzend auf den Zweimetermann geheftet war, der mit
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