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Tote Männer Milch (German Edition)

Tote Männer Milch (German Edition)

Titel: Tote Männer Milch (German Edition)
Autoren: Simone Malina
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einem Blumenstrauß und einer Konfektschachtel das Zimmer betrat. Beide Beamten verließen das Zimmer und fuhren schweigend mit dem Fahrstuhl die Tiefgarage hinab.
    „Ich fahre!“, bestand die Wagenknecht und streckte ihrem Kollegen auffordernd die Hand entgegen.
    Herr Frisch reichte ihr den Schlüssel. Ohne eine Wort zu sagen steuerte die Beamtin das Auto durch den Berufsverkehr.
    „Sie sind zu weit gegangen“, warf Frisch seiner Kollegin vor.
    „Ich weiß“, erwiderte die nur müde.
     
    Wenigstens ist sie einsichtig, dachte Frisch zufrieden. Er dachte an seine Ehefrau, für die Einsicht ein Fremdwort war. Nur um seine Ruhe zu haben, ließ er sie oft in diesem Glauben. Unterwarf sich ihren Launen, lenkte ein. Verteidigte sich nicht, wenn sie ihm wieder mal zum Vorwurf machte, dass er zu wenig verdiente oder seine Überstunden zählte. Er schwieg, wenn sie den Ehemann ihrer Freundin in den höchsten Tönen lobte, der eine erfolgreiche Werbeagentur besaß. Überkandidelte Münchner Koksschnüffler, allesamt, dachte er dann immer. Er zuckte mit den Schultern, wenn sie sich den Urlaub oder das Auto nicht leisten konnten, nicht bekam, was sie sich vorstellte. Und er nahm es hin, wenn sie sich seinen Zärtlichkeiten entzog. Dabei erwartete er gar nicht, dass sie ausgiebig seinen Schwanz lutschte. Es hätte ihm genügt, einfach mal in den Arm genommen und ein wenig bemuttert zu werden. War das zu viel verlangt? Für eine Frau, die sich nur um Haus und Garten kümmern musste, die beruflichen Stress nur vom Hörensagen kannte und Existenzangst für eine Zeitgeistneurose hielt, die sich keinerlei finanziellen Sorgen machen brauchte, weil sie einen Versorger hatte, der für den Lebensunterhalt und für die Abzahlung des Hauses sorgte. Was für eine Frau war das überhaupt, die sich mehr um die Befindlichkeiten ihrer Freundinnen kümmerte, als um das Wohlergehen ihres Ernährers?
    Nein, in letzter Zeit wollte der „KOK“ Frisch oft gar nicht mehr nach Hause – zu dieser Frau, die immer fetter wurde und seine tägliche Arbeit im Kampf um Recht und Ordnung im Freistaat Bayern nicht zu würdigen wusste. Er hatte dieses Leben einfach nur satt. Die Verantwortung, den Stress, und die Angst, irgendwann aus den Latschen zu kippen. Schon längere Zeit befand er sich auf der Flucht. Er flüchtete hinaus ins Freie – in die Natur. Egal, ob es regnete, schneite oder stürmte. Nichts konnte ihn an seinen ausgedehnten Spaziergängen hindern. Er genoss es, sich die frische Luft um die Nase wehen zu lassen. Nomen est omen. Und wenn er stundenlang mit der Angel an einem See saß, war er glücklich. Er liebte das Grüne, die Weite, die Stille – die natürliche Einsamkeit. Es waren die schlichten Dinge des Lebens, die ihn zufrieden stimmten. Die für seelisches Gleichgewicht und Geborgenheit sorgten. Ja, er war ein Naturbursche, und nein, er war kein Karrierist, kein Streber. Er hatte es bis zum Kriminaloberkommissar gebracht, das war Anstrengung genug. Ich besitze nicht den Ehrgeiz und die dafür nötige Gerissenheit, mich wegen ein paar Euro mehr in der Gehaltstüte nach oben zu boxen. Für wen? Für was? Auf wessen Kosten? Immerhin hat eine australische Studie herausgefunden, dass Karrieremenschen viel unglücklicher sind als solche, die sich mit weniger zufrieden geben. Außerdem fühlte er sich mit seinen 58 Jahren allmählich zu alt, dem Nachwuchs Paroli zu bieten. Diesen hochmotivierten Polizeischulabsolventen, diesen Rotzlöffeln, die sich auf jeden neuen Fall wie Drogenspürhunde auf eine Ladung Kokain stürzten. Diese iPhone-Schnösel, die der zweidimensionalen Computerwelt mehr vertrauten als dem gesunden Menschenverstand. Diese Einfaltspinsel, die ohne Hilfe eines Navi völlig aufgeschmissen wären – weil sie eine Landkarte vermutlich für einen Schnittmusterbogen halten würden.
    Nein, in letzter Zeit war ihm diese neue Welt über den Kopf gewachsen. Er wollte raus aus dieser digitalen Kälte, fliehen aus diesem virtuellen Hexenkessel. Aber vor allem wollte er weg von diesem nörgelnden Weib, mit dem er seit acht Jahren verheiratet war. Nur gut, so dachte Frisch, dass sie nicht alles wusste. Tatsächlich hatte seine Frau keine Ahnung davon, dass er seit dem Tod seiner Mutter ein wohlhabender Mann war. Wohlweislich hatte er ihr das kleine Vermögen verschwiegen, das ihm seine Mutter vor einem Jahr hinterlassen hatte. Goldmünzen und ein beachtliches Sparguthaben gehörten zu der Hinterlassenschaft.
    Geistig klar und
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