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Tote Maedchen schreiben keine Briefe

Tote Maedchen schreiben keine Briefe

Titel: Tote Maedchen schreiben keine Briefe
Autoren: Gail Giles
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ältere Schwester Jazz zu sein.«
    »Ist... ist deine Schwester ...?«
    »Tot«, führte ich die Frage zu Ende. »Wir nehmen es an. Das Haus in New York, in dem ihre Wohnung war, ist abgebrannt. Es ist schwierig, die Leichen zu ident...«
    Die Frau fiel mir ins Wort. »Ich verstehe. Deine arme Mutter.«
    »Ja. Es würde jetzt zu lange dauern, um zu erklären, warum das Mädchen immer noch hier ist und meine Schwester spielt, aber sie hat da etwas gesagt...« Ich geriet ins Stocken.
    »Was hat sie gesagt?« Die Frau klang ungeduldig.
    »Sie hat mich Karen genannt und davon geredet, dass ihre Mutter sie keine Schokolade essen lässt. Ich weiß, das klingt merkwürdig, aber ...«
    »Aber du möchtest wissen, ob sie gefährlich ist?«
    Wieder hörte ich sie an der Zigarette ziehen.
    »Ja, das ist sie ganz sicher.«

19. Kapitel
    D as Gespräch mit Mrs Mallory dauerte lange. Was sie erzählte, beruhte teils auf Tatsachen, teils auf Vermutungen. Auf einmal hörte ich ein leises Klicken und Mrs Mallorys Stimme aus dem Hörer klang hohl, als würde sie aus der Tiefe eines Brunnens heraufdringen. Mrs Mallory hatte es auch bemerkt und brach ab.
    »Sunny, hat euer Telefon einen Nebenanschluss?«
    »Ja.« Ich konnte die Angst in meiner Stimme nicht unterdrücken.
    Die Frau ergriff erneut das Wort, mit festem Befehlston. »Debra, bist du das? Hier spricht Eve Mallory. Das bist doch du, Debra, nicht wahr?« Am anderen Apparat wurde knallend aufgelegt. Der hohle Klang war verschwunden.
    »Sunny, das muss Debra sein. Ruf sofort die ...«
    Und die Leitung war tot.
    Ich hämmerte auf den großen quadratischen Knopf des Telefons ein. »Mrs Mallory? Mrs Mallory, sind Sie noch da?«
    Kein Wählton, kein Rauschen, nur eine völlig tote Leitung.
    Ich legte den Hörer auf und wartete. Ich wusste, Jazz-Rhonda-Debra würde jeden Augenblick auftauchen. Ich frage mich, wer Karen war. Eine weitere Rolle? Ein weiteres Opfer?
    Das Mädchen erschien in der Tür. Sie presste die Zähne zusammen und auf ihrem Gesicht lag ein eisiger Ausdruck.
    »Du konntest es nicht lassen, was? Du musstest unbedingt weiterwühlen und alles ruinieren.«
    Ich lehnte mich im Sessel zurück. Irgendetwas sagte mir, dass es ein fataler Fehler wäre, diesem Mädchen gegenüber Angst zu zeigen.
    Den Kopf zurückgelehnt, atmete ich lang und tief ein, dann wieder aus. Ich sah nicht zur Tür und dem Mädchen hin, sondern lenkte meinen Blick unglaublich langsam nach oben zur Decke. Ich sprach, als sei ich gelangweilt, als würde alles ganz klar auf der Hand liegen.
    »Du hast das Telefonkabel durchgeschnitten.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
    Ich hatte den Blick immer noch von ihr abgewandt. Ich hoffte, meine Haltung würde das Mädchen aus dem Konzept bringen.
    »Ich dachte, die Kabel sind unter dem Boden verlegt oder so. Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach wäre«, bemerkte ich.
    »Das beweist nur, dass du nicht so clever bist, wie du meinst.«
    Ihre dürftige Antwort freute mich. Mit meinem coolen Auftreten hatte sie nicht gerechnet.
    Ich drehte den Kopf zur Seite, blickte sie an und lächelte. Ein kleines Lächeln, betrübt, aber mit einer Spur Überheblichkeit. Ich bemerkte den Schatten, der über die Miene des Mädchens huschte. Verwirrung, und wenn ich Glück hatte, eine erste Regung von Angst.
    »Setz dich, Jazz.« Ich lachte. »Oder Rhonda, Debra oder für wen zum Teufel du dich auch hältst.« Ich deutete auf den weichen Polstersessel auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. »Der ist bequem, aber das solltest du ja wissen. Du hast gern da gesessen und mit Dad Silbenrätsel gespielt. Erinnerst du dich nicht?«
    »Ich will mich nicht setzen und du bist nicht mal intelligent genug für Silbenrätsel. Warum hast du mit dieser Frau gesprochen?«
    »Wie du willst.« Ich lehnte mich zurück und legte die Füße auf den Tisch. »Mit welcher Frau?«
    »Der Frau am Telefon.«
    »Ach, mit der Frau. Warum solltest du das Telefonkabel durchschneiden, wenn du es nicht wüsstest?«
    »Ich ... ich ... ich fand ... ihre Stimme kam mir bekannt vor, aber ich ... ähm ...« Das Mädchen blinzelte und ein weiteres Mal erlebte ich, wie eine andere Person in ihr hochgespült wurde. Sie wirkte unsicher und blickte sich im Zimmer um, als wäre sie an einem unbekannten Ort aufgewacht.
    Ich sprach in dem leisen, freundlichen Ton, den ich Mom gegenüber anschlug, wenn sie durcheinander war. »Debra, das war Mrs Mallory. Du erinnerst dich doch an sie? Rhondas Mutter? Ich
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