Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
Vom Netzwerk:
Mathehausaufgaben angerufen.«
    Tony fährt einen alten Mustang, den er von seinem Bruder »geerbt« hat, der ihn von seinem Vater hatte, der ihn wahrscheinlich schon von seinem Vater übernommen hatte. An der Schule gibt es nur wenige Paare, deren Liebe so innig ist wie die von Tony zu seinem Auto. Aus Eifersucht auf seinen Mustang haben ihm schon mehr Mädchen den Laufpass gegeben, als ich je geküsst habe.
    Du warst verwirrt, hast dich aber schließlich doch daran erinnert, meine Mutter belogen zu haben, und als der höfliche Junge, der du bist, hast du dich dafür entschuldigt.
    Tony ist zwar kein enger Freund von mir, aber wir haben einige Schularbeiten zusammen erledigt, also weiß ich, wo er wohnt. Vor allem aber besitzt er einen alten Walkman, mit dem man Kassetten hören kann. Ein gelbes Ding mit dünnen Plastikkopfhörern, das er mir bestimmt ausleihen wird. Ich werde ein paar Kassetten mitnehmen und sie mir anhören,
während ich durch Hannahs alte Wohngegend spaziere, die nicht weit von Tonys Haus entfernt liegt.
    »Also, Justin, was für ein Matheproblem hast du denn?«, habe ich gefragt. So leicht wollte ich dich nicht davonkommen lassen.
    Oder ich höre sie mir woanders an. An einem ruhigen Ort, an dem ich allein bin. Hier zu Hause geht das nicht. Ich glaube zwar nicht, dass Mom oder Dad sich an ihre Stimme erinnern könnten, aber ich brauche Platz. Platz, um zu atmen.
    Und du bist voll drauf eingegangen. Du hast mir eine Textaufgabe gestellt: Wenn Zug A dein Haus um 15.45 Uhr verlässt und sich Zug B von meinem Haus aus zehn Minuten später in Bewegung setzt …
    Du konntest es nicht sehen, Justin, aber ich habe tatsächlich meine Hand gehoben, als würde ich in der Schule und nicht zu Hause auf meiner Bettkante sitzen. »Nehmen Sie mich dran, Mr Foley«, sagte ich. »Ich weiß die Antwort.«
    Als du meinen Namen genannt hast - »Ja, Miss Baker?« -, da habe ich Mamas Schwer-zu-haben-Regel einfach über Bord geworfen. Ich antwortete, die beiden Züge würden im Eisenhower Park an der Raketenrutsche aufeinandertreffen.
    Was hat Hannah nur in ihm gesehen? Das habe ich nie begriffen. Selbst sie gibt zu, es nicht genau zu wissen. Aber dafür, dass Justin ein absoluter Durchschnittstyp ist, sind erstaunlich viele Mädchen hinter ihm her.
    Natürlich ist er relativ groß. Und vielleicht finden es manche Mädchen ja faszinierend, dass er ständig grübelnd aus dem Fenster starrt.
    Du hast lange geschwiegen, Justin. Wirklich seeeeeehr lange. »Und wann treffen sie aufeinander?«, hast du schließlich gefragt.

    »In fünfzehn Minuten«, habe ich geantwortet.
    Du sagtest, fünfzehn Minuten sei aber eine schrecklich lange Zeit für zwei Züge, die mit Volldampf aufeinander zurasen.
    Oh Hannah, mach langsam.
    Ich weiß, was ihr alle denkt. Ihr denkt, Hannah Baker ist eine Schlampe. Hoppla, habt ihr’s mitbekommen? Jetzt hab ich doch tatsächlich im Präsens von mir gesprochen … soll nicht wieder vorkommen.
    Sie macht eine Pause.
    Ich ziehe den Stuhl näher an die Werkbank heran. Die beiden Spulen im Kassettenrekorder, die hinter dem trüben Plastikfenster verborgen sind, transportieren das Band von einer Seite auf die andere. Aus dem Lautsprecher dringt ein sanftes Rauschen.
    Woran hat sie in diesem Moment gedacht? Waren ihre Augen geschlossen? Hat sie geweint? Hat sie den Finger auf der Stopptaste, kann sich aber nicht überwinden, sie herunterzudrücken? Was tut sie? Ich höre nichts.
    Aber ihr irrt euch gewaltig.
    Ihr Stimme klingt wütend. Sie zittert fast.
    Hannah Baker war niemals eine Schlampe. Zu keinem Zeitpunkt. Was die Frage aufwirft, was ihr über mich gehört habt.
    Ich wollte nur einen Kuss. Ich hatte gerade auf der Highschool angefangen und war noch ungeküsst. Aber ich mochte einen Jungen und er mochte mich und ihn wollte ich küssen. Das ist alles.
    War das wirklich alles? Ich hab da nämlich noch was anderes gehört.
    In den wenigen Nächten vor unserem Treffen im Park hatte ich stets denselben Traum. Vom Anfang bis zum Ende. Ich werde ihn euch erzählen, um euch eine Freude zu machen.

    Doch zuerst ein paar Hintergrundinformationen:
    In meiner alten Stadt gab es einen Park, der in einer Hinsicht dem Eisenhower Park glich. Sie haben beide ein Raumschiff. Ich bin sicher, dass sie von derselben Firma hergestellt wurden, weil sie absolut identisch aussehen. Eine rote Nase zeigt in den Himmel. Von dieser Nase aus laufen Gitterstäbe hinunter bis zu den spitzen Flügeln, auf denen die Rakete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher