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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück
Autoren: Granger Ann
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ganz. Andrew Penhallow war ein Jahr über mir. Die Älteren haben sich nicht mit den Jüngeren abgegeben, deswegen waren wir nicht befreundet. Ich erinnere mich, dass er als Junge dick gewesen ist und die meiste Zeit über die Nase in Bücher vergraben hatte. Er war vor uns allen reif, gestern vierzehn, heute vierzig, du kennst diese Sorte. Auf direktem Weg zur Universität, und die Schule rieb sich die Hände angesichts eines zukünftigen Stipendiaten. Man konnte sich darauf verlassen, dass er einen lateinischen Text ohne Stolpern vortrug. Nutzlos im Sport, bei Mannschaftsspielen und so weiter.« Markby runzelte die Stirn.

    »Ich frage mich, wer diese mysteriöse junge Frau gewesen sein mag? Bestimmt wurde sie von den Penhallows erwartet.«

    »Ich bin ziemlich sicher, dass sie nicht erwartet wurde. Irgendetwas an ihr …« Meredith zögerte, während sie nach den richtigen Worten suchte.

    »Irgendetwas an ihr war so … verstohlen. Nicht im Sinne von Schleichen, das meine ich nicht. Sie hat nicht versucht, ihr Gesicht zu verstecken. Ich sagte dir ja, sie war ziemlich selbstbewusst. Ich hatte einfach nur so ein merkwürdiges Gefühl. Ich hoffe doch, ich habe nichts Falsches getan, indem ich sie zum Haus der Penhallows gebracht habe?« Ihre Stimme hatte einen besorgten Klang angenommen.

    »Wenn sie auf dem Weg zu den Penhallows war, dann wäre sie mit oder ohne deine Hilfe dorthin gekommen«, versicherte Markby ihr hastig. Merediths Auge fiel auf die aufgeschlagene Ausgabe von Markbys Gärtnermagazin. Auf der Seite war ein Bild eines traditionellen Cottage-Gartens, eines unordentlichen Fleckens ohne Form und Farbe. Sie legte den Finger auf das Bild.

    »Wusstest du eigentlich«, fragte sie Markby,

    »dass die Penhallows einen Geist in ihrem Garten haben?«

    »Mal etwas anderes als Gartenzwerge mit Angelruten, nicht wahr?«

    »Ich meine es ernst. Der Geist soll seit dem englischen Bürgerkrieg dort spuken, seit den 1640er Jahren. Ich sage der, aber ich sollte eigentlich sagen sie. Es ist nämlich eine junge Frau.«

    »Und Carla hat diese geisterhafte Erscheinung gesehen, wie? Vor oder nach einem kräftigen Schluck an der Schlafmittelpulle?«

    »Du bist einfach zu zynisch«, sagte Meredith.

    »Das kommt von deiner Polizeiarbeit. Nein, es war eine traurige Liebesgeschichte, die durch unterschiedliche politische Herkunft der Liebenden zu Grunde ging. Ein Haufen Unsinn, schätze ich, aber trotzdem oder gerade deswegen so romantisch.« Er beugte sich vor und stieß mit seinem Glas leicht gegen ihres.

    »Ich habe immer gewusst, dass unter dieser harten Schale ein romantisches Herz schlummert.«

    »Ich habe keine harte Schale!«, begehrte sie indigniert auf, und ihre braunen Augen funkelten.

    »Und wo wir schon dabei sind, ich bin auch nicht besonders romantisch. Aber ich mag die einheimische Geschichte, und diese hier sollte dir eigentlich entgegenkommen. Es ist nämlich eine schaurige Mordgeschichte!« Er lehnte sich zurück.

    »Dann lass mal hören.«

    »Nun ja, die Familie, die zur damaligen Zeit in Tudor Lodge lebte, gehörte zu den Rundköpfen, den Parlamentaristen. Die sechzehnjährige Tochter des Hausherrn hatte jedoch einen Liebsten, und er stammte aus einer royalistischen Familie. Und als die Sache des Königs verloren schien, traf die Familie des jungen Mannes Vorkehrungen für seine Flucht nach Frankreich. Doch er wollte ein letztes Mal zu seiner Liebsten, und er sandte ihr eine Nachricht durch einen vertrauenswürdigen Diener, dass sie bei Einbruch der Dämmerung im Garten hinter ihrem Haus auf ihn warten sollte. Doch der Diener verriet seinen Herrn, und auf dem Weg zum Treffpunkt wurde er von Rundköpfen in einen Hinterhalt gelockt und getötet. Und wann immer heutzutage ein Unglück über den jeweiligen Bewohnern von Tudor Lodge schwebt, kann man in der Dämmerung den Geist der jungen Liebenden sehen, die traurig durch den Garten streift und auf ihre verlorene Liebe wartet.«

    »Wann immer ein Unglück über den Bewohnern schwebt, wie?«, sagte der ungläubige Markby mit einem schiefen Grinsen.

    »Dann hoffen wir lieber, dass niemand diesen Geist in letzter Zeit gesehen hat, was?« Sein Grinsen wurde breiter.

    »Es sei denn natürlich, sie hat ihren Stil geändert, sich einen modernen Rucksack besorgt und trampt nun per Anhalter durch das Land, um nach Tudor Lodge zu kommen.«

    KAPITEL 3
    ANDREW HATTE nicht gewusst, wie er sich verhalten sollte, und seine Überraschung mühsam verborgen,
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