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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück
Autoren: Granger Ann
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sie hergekommen. Damit kannte er sich aus, und dafür hatte er die passenden Worte.

    »Hör zu, Liebling, ich wollte mich melden, aber ich hatte so verdammt viel zu tun. Ich bin ein sehr beschäftigter Mann, und die Leute erwarten meine volle Aufmerksamkeit. Ich habe so viel im Kopf herumschwirren, und ich trage sehr große Verantwortung.« Zur Hölle, schon wieder hatte er es getan! Die falschen Worte drängten sich förmlich über seine Lippen. Er hätte nicht von Verantwortung anfangen dürfen! Ziemlich kleinlaut fuhr er fort:

    »Du weißt, dass ich die halbe Zeit damit verbringe, zwischen dem Festland und der Insel hin- und herzureisen, und wenn ich mal ein paar freie Tage habe, dann bin ich offen gestanden meistens zu erschlagen, um irgendetwas zu unternehmen.«

    »Warte mal«, sagte sie.

    »Wie lange dauert es, eine Postkarte zu schreiben? Während du im Flugzeug oder im Eurostar sitzt, hast du doch bestimmt jede Menge Zeit, um eine kurze Karte zu schreiben? Wie lange dauert die Durchfahrt durch den Eurotunnel? Zwanzig Minuten? Ja, reichlich Zeit, um eine Karte zu schreiben.« Der Spott in ihrer Stimme nahm zu. Viel zu spät unternahm er einen zaghaften Versuch, moralische Überlegenheit zu zeigen und dadurch die Kontrolle zurückzugewinnen.

    »Das reicht nun, Kate!«, sagte er scharf.

    »Es ist völlig unnötig, so schnippisch zu sein! Ich gebe zu, dass ich dir eine Karte schreiben oder dich hätte anrufen sollen. Aber du hättest mich auch wissen lassen können, dass du auf dem Weg hierher bist, anstatt so mir nichts, dir nichts aufzutauchen.«

    »Ich hätte natürlich bei dir zu Hause anrufen können«, entgegnete sie.

    »Möglicherweise hätte Carla das Gespräch entgegengenommen. Ich hätte ihr sagen können, ich wäre deine Sekretärin.« Nun war er wirklich befremdet.

    »Warum bist du so grausam?«, fragte er.

    »Wann hat es dir jemals an etwas gefehlt? Ich habe wirklich immer mein Bestes getan für dich.« Sie beugte sich vor, und endlich war Emotion in ihren grauen Augen. Hass, wie er mit Entsetzen feststellte.

    »Du hast mich sitzen lassen.«

    »Ich habe dich nicht … nein, das …«, ächzte er.

    »Ich habe versucht dir zu erklären, dass ich sehr viel Arbeit hatte. Ich wollte dich anrufen oder dir schreiben, sobald ich wieder in Brüssel angekommen wäre, ehrlich. Außerdem hast du zweimal deine Londoner Adresse gewechselt. Ich habe versucht dich anzurufen, es ist gar nicht so lange her, aber es war jemand Fremdes am Apparat.« Das war schon besser. Es war schließlich nicht seine Schuld. Seine Stimme wurde kalt und selbstgerecht. Doch sie zerquetschte seine neu gewonnene Zuversicht rasch wieder.

    »Ich wohne seit vier Monaten in meiner gegenwärtigen Wohnung«, entgegnete sie kühl.

    »Ich habe dir geschrieben und dir meine neue Adresse und Telefonnummer mitgeteilt.«

    »Ich weiß nicht, warum du aus dem Cottage ausgezogen bist«, murmelte er.

    »Weil ich nicht dort wohnen wollte, klar? In Cornwall, am Ende der Welt, meilenweit von jeder anderen Menschenseele entfernt! Das hätte dir so gefallen, wie? Mich auf dem Land zu verstecken, wo niemand zufällig über mich stolpern konnte. So hattest du es immer am liebsten, ist es nicht so?«

    »Das ist nicht wahr, und das ist ungerecht«, entgegnete Andrew spröde und gepresst. Er verhielt sich nun wie gegenüber seinen Geschäftspartnern, und normalerweise wirkte es. Diesmal jedoch nicht. Nicht bei ihr. Sie lehnte sich lässig in ihrem Sessel zurück und wischte seinen großspurigen Protest beiseite.

    »Ich habe übrigens Luke kennen gelernt.«

    »L-luke …?« Andrew zuckte zusammen, als hätte jemand auf ihn geschossen.

    »Wo?«

    »Auf einer Party, nach einem Rugbyspiel. Ich bin mit ein paar Freundinnen hingegangen, um mir das Spiel anzusehen, und irgendwie haben wir uns eine Einladung auf die Party hinterher erschnorrt. Er ist unglaublich fit, nicht wahr? Und er sieht ziemlich gut aus.«

    »Du hast es ihm doch nicht gesagt?« Aus Andrew sprach nackte Angst.

    »Natürlich nicht. Obwohl ich mir denken könnte, dass der arme Junge es gerne wissen würde. Aber ich war nicht bereit, es ihm zu sagen – noch nicht. Sie waren damit beschäftigt, ihren Sieg zu feiern, und ziemlich betrunken. Er hätte überhaupt nicht registriert, was ich ihm gesagt hätte. Ich habe ein Bild dabei. Möchtest du es sehen?« Sie griff in ihre Umhängetasche und zog einen gelben Umschlag von der Sorte hervor, in der entwickelte Fotos beim Drogeriemarkt
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