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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück
Autoren: Granger Ann
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Danach fahre ich dich hin. Wie sieht es aus, hast du Geld bei dir?«

    »Ich bin blank«, entgegnete sie.

    »Ich kümmere mich darum. Warum hast du dich denn nicht gemeldet, wenn du Geld gebraucht hast? Was hast du mit deiner Aufwandsentschädigung gemacht?«

    »Es war kein Vermögen«, sagte sie verächtlich.

    »Ich hab das Geld ausgegeben. Ich bin auf eine Party gegangen und brauchte eine anständige Abendgarderobe. Ich hab eine hübsche gefunden. Sie hat sechshundert Pfund gekostet. Nicht mal so schlecht, ehrlich. Eigentlich sogar richtig preiswert.«

    »Nicht schlecht?« Er stierte sie an.

    »Sechshundert Pfund? Für ein Kleid, das du wahrscheinlich nur ein einziges Mal anziehen wirst?«

    »Was sollte ich denn deiner Meinung nach tun? Zum Oxfam-Laden gehen und mir eins für fünfzehn Mäuse kaufen? Inklusive Schweißflecken unter den Armen?« Sie stieß ein wütendes Schnauben aus.

    »Komm schon, es war heruntergesetzt. Auf die Hälfte reduziert, ein absolutes Schnäppchen.«

    »Sechshundert Pfund war der heruntergesetzte Preis? Wo um alles in der Welt hast du dieses Kostüm gekauft?«

    »Abendkleid, nicht Kostüm«, verbesserte sie ihn.

    »Bei Harvey Nichols.«

    »Zwischen Oxfam und Knightsbridge«, sagte Andrew erregt,

    »gibt es eine ganze Latte von anderen Läden. Mit Waren in mittlerer Preisklasse.«

    »Die alte Mode vom letzten Jahr verkaufen. Nein danke.« Er konnte diesen Streit nicht gewinnen. Es war Frauenlogik. Doch es war ihm egal – er war erleichtert, dass sie endlich über triviale Dinge wie ein Kleid stritten. Er erhob sich.

    »Ich sehe kurz nach Carla. Warte hier.« Er stieg leise die Treppe hinauf und öffnete die Schlafzimmertür. Kein Geräusch drang heraus.

    »Liebling? Ich fahre nochmal kurz nach Bamford zum Spirituosenladen. Wir haben fast keinen Gin mehr im Haus.« Keine Antwort. Das Licht vom Treppenabsatz, das in einem schmalen Band ins Zimmer fiel, erhellte die kleine Flasche auf dem Nachttisch. Offensichtlich hatte sie eine von ihren Pillen genommen, und davon schlief sie in der Regel tief und fest. Seine Frau würde nicht vor morgen Früh aufwachen. Sehr gut. Er kehrte in die Küche zurück und stellte erleichtert fest, dass Kate immer noch da war. Sie kramte im Kühlschrank herum.

    »Lass das!«, schnappte er.

    »Ich gebe dir Geld, dann kannst du dir im Crown ein Abendessen leisten.«

    »Okay.« Ihre Antwort klang unbekümmert. Sie war endlich wieder vernünftig. Sie hatte ihm einen Schrecken einjagen wollen, und das war ihr gelungen. Jetzt war sie bereit, sich wieder vernünftig zu verhalten. Alles würde wieder in Ordnung kommen. Andrew lächelte und tätschelte ihr die Schulter.

    »Es wird dir gefallen im Crown. Ganz bestimmt.« Sobald sie das Lokal betraten, erkannte er, dass er wahrscheinlich zu optimistisch gewesen war. Er hatte nie selbst im Crown genächtigt, doch es stand unübersehbar im Stadtzentrum, und man konnte es überhaupt nicht verfehlen. Er hatte immer gedacht, dass es von außen wie ein gemütliches altes Lokal aussah. Im Innern kamen ihm Zweifel. Es war alt, so viel stimmte. Wie es aussah, waren irgendwann in den dreißiger Jahren zum letzten Mal neue Möbel angeschafft worden. Das Crown war die Sorte Hotel, in der Handelsvertreter abstiegen – oder Leute, deren Wagen mitten in der Nacht den Dienst versagte und die in Bamford gestrandet waren. Die Empfangshalle lag dunkel, und durch die offene Tür zur Bar drang der Geruch nach Bier und Nikotin. Neben Andrew blickte sich Kate mit unverhülltem Entsetzen um. Sie hatte ihre Khakitasche über die Schulter geschlungen und blickte ihn nun von der Seite an.

    »Das ist es also?«

    »Es ist in Ordnung, du wirst sehen. Die Zimmer oben sind in Ordnung«, sagte er so optimistisch, wie er nur konnte, während er daran denken musste, dass er noch nie in der ersten Etage des Crown gewesen war. Ein junger Mann mit hagerem Gesicht und stechenden Augen, gekleidet in schwarze Hosen und Hemd mit Fliege und schicker Weste, kam aus der Bar, angezogen von ihrer Unterhaltung.

    »Guten Abend, Sir, kann ich Ihnen helfen?« Andrew war bereits irritiert vom Geruch und dem Anblick des Hotels. Das allgemeine Verhalten des jungen Mannes und sein Aussehen, besonders seine Haare, die abstanden wie die Stacheln eines Stachelschweins, verärgerten ihn noch mehr.

    »Ich möchte ein Zimmer buchen!«, schnappte er.

    »Gibt es denn keinen Nachtportier? Nun ja, dann helfen Sie mir eben weiter.«

    »Bedaure, Sir, aber ich bin
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