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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht
Autoren: Carola Clasen
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Sonja Senger auf der Bank vergessen hatte. »Stopp!«, rief er und sprang heraus.
    Er half ihr aufzustehen, nahm ihren Arm, während sie auf ihre Wanderstöcke gestützt zum Auto humpelte und die ersten Regentropfen aus den Gewitterwolken herabfielen. Sonja hielt sich an der offenen Beifahrertür fest und blickte sich um.
    »Steigen Sie bitte ein«, drängte Wesseling.
    »Gleich.«
    Sie war im Gegensatz zu ihm regenfest gekleidet und der Ort des Geschehens eigentlich ein schöner Fleck in der Natur. Während der Regen auf ihren Südwester klopfte und seitlich an der Krempe über ihre Schultern lief, ließ sie ihre Blicke in aller Ruhe in absteigenden Serpentinen vom finsteren, wolkenverhangenen Himmel über die Baumwipfel hinunter zu den blühenden Büschen und Wiesenblumen, hinüber zur Bank, auf der erst Lutz Winkelmann und später sie selbst gesessen hatte, und über die unbeachtete Infotafel hinunter zum gurgelnden Bach schweifen, der im Untergrund verschwand.
    Und sie hätte sich sicher noch länger an dem idyllischen Fleckchen Erde erfreut, wenn die Regentropfen sich nicht plötzlich vermehrt und vergrößert und in Sekunden den halben Beifahrersitz durchnässt hätten, und alle Insassen des Streifenwagens sich bitterlich beschwerten.
    »Endlich bekommt der Lampertsbach neues Wasser zum Verlieren«, erklärte sie kurz darauf.
    Wesseling hatte sich im Fond neben HK Neugebauer und Rita Funke gequetscht. Sonja teilte dem Fahrer den Standort ihres Dienstwagens mit. Die Scheibenwischer fegten hin und her, die dicken Tropfen pladderten und spritzten davon. Und auf das Autodach hämmerten sie laut, als seien es Hagelkörner. Das Schweigen im Inneren des Streifenwagens hatte etwas Beruhigendes.
    Auf dem Parkplatz unterhalb der Wallfahrtskirche St. Agatha fuhr der Streifenwagen so nah an Sonjas Dienstwagen heran, dass die Autos nur eine Türbreite auseinander standen. Sonja händigte dem Fahrer das Skalpell aus, mit der Bitte, es in Euskirchen sicherzustellen. Er legte es ins Handschuhfach und schloss dieses ab. Den Schlüssel schob er unter sein Gesäß.
    Wesseling gab Neugebauer die Order, sobald die Gefangenen in Gewahrsam genommen seien, seinen Dienstwagen herbeizuschaffen. Er wolle ihn in etwa zwei Stunden in Wolfgarten zur Verfügung haben.
    »Ich soll ihn zum Forsthaus am Ende der Stromleitung bringen?«, fragte Neugebauer erstaunt nach. Er hatte Sonja einmal abgeholt, als sie kein Auto hatte.
    »Exakt.«
    »Ich tue, was ich kann.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Was ist mit dem Auto von diesem falschen Arzt?«, fragte Neugebauer
    »Der rote Sportwagen kann von mir aus bleiben, wo der Pfeffer wächst. Und jetzt schnell!«, gab er das Kommando und sprang aus dem Auto.
    Sonja öffnete per Fernbedienung die Türen ihres Dienstwagens. Sie kroch über den Fahrer- auf den Beifahrersitz. Wesseling ließ sich hinterm Steuer nieder und warf, während der Streifenwagen abdrehte, den Motor an. Er schaltete die Scheibenwischer ein und rollte langsam und vorsichtig wie ein Krankenwagen vom Parkplatz.
    »Hat sich das Labor inzwischen wegen der DNS gemeldet?«, fragte Sonja Wesseling, nachdem er die B 258 Richtung Blankenheim gefunden hatte und sich weiter in Schweigen hüllte.
    »Ja, hat sie«, sagte er nachdenklich. »Demnach hat Dr. Edgar Schramm das Kopfkissen nicht berührt, mit dem Helena Finn erstickt wurde, und sein Jagdmesser nicht dazu benutzt, Anna Grund zu erstechen.«
    »Das haben wir uns fast gedacht«, sagte Sonja.
    »Die Schrot...«, er hielt kurz inne und verbesserte sich. »Die Flinte gehört einem Jäger aus Blankenheim. Er sagt, man habe sie ihm wohl gestohlen, als er auf seinem Hochsitz kurz eingenickt sei.«
    »Man heißt in unserem Fall Rita Funke, oder?«, fragte Sonja.
    Der Regen ließ nach, die Scheibenwischer quietschten.
    »Das wird der Abgleich der Fingerabdrücke mit Sicherheit ergeben.«
    »Jetzt bin ich nur noch auf ihre DNS gespannt.«
    »Ich nicht«, behauptete Wesseling.
    Sonja musterte ihn verwundert. Die Zeit war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Seine Haare waren auf dem Rückzug, seine Wangen hingen ein wenig durch, und unter seinem Kinn hatte sich ein zweites, kleineres gebildet. Seine Nasenspitze war rot, eine Folge seiner Pollenallergie.
    Er spürte ihren Blick und wandte sich ihr zu. »Du hast es doch am eigenen Leib erfahren, was sie mit Frauen macht, die in Edgars Nähe kommen. Ich könnte wetten, der Stich, den Edgar abbekommen hatte, galt eigentlich dir.«
    »Wie
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