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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht
Autoren: Carola Clasen
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Herr Winkelmann?«, krähte Sonja.
    In Edgar regte sich eine andere dunkle Ahnung. »Lutz!«, rief er fassungslos. »Sag, dass das nicht stimmt!«
    Lutz presste die Lippen aufeinander und fixierte seine Fußfesseln, als könnte er sie mit Blicken sprengen.
    »Herr Lutz Winkelmann ist nicht nur weit davon entfernt, einen Doktortitel in Medizin zu haben, er hat sogar sein Medizinstudium an der Universität Köln bereits nach dem 5. Semester abgebrochen und es an keiner anderen Universität in Deutschland wieder aufgenommen und – wie mir das Einwohnermeldeamt versicherte – seinen Wohnsitz auch nicht in ein anderes Land verlegt, um dort weiterzustudieren«, verkündete Sonja und ihre verstellte Stimme kippte weg, als sei sie im Stimmbruch.
    Betreten schienen alle auf Protest seitens des Beklagten zu warten, der nicht kam. Stille breitete sich aus. Als sie ungemütlich zu werden begann, berichtete Kommissar Roggenmeier: »Ein Doktortitel kostet auf dem Schwarzmarkt 30.000 Euro. Ein Doktor verdient im Jahr etwa 10.000 Euro mehr als jeder andere Sterbliche. In drei Jahren hat sich das also bereits amortisiert. Ich habe mich mal erkundigt, aber in meiner Branche verbietet sich das ja wohl von selbst.«
    Die herumstehende Gemeinde schien beeindruckt. Und obwohl sie zum großen Teil aus Beamten des Landes Nordrhein-Westfalen bestand, schien sie zu überlegen, ob zu diesen günstigen Bedingungen nicht doch ein Doktortitel unter bestimmten Umständen vielleicht infrage käme und was man mit dem Geld alles anstellen könnte.
    Endlich rief jemand: »Da kommt der Notarzt!«
    Am Ende des Lampertstals bog ein roter Transporter mit Blaulicht um die Kurve. Er rollte ohne Sirene den Weg entlang. An seiner Stoßstange klebte ein rot-weißer PKW, ebenfalls mit stummem Blaulicht. Edgar hatte sich noch nie in seinem Leben als Arzt so sehr auf die Ankunft eines Krankenwagens gefreut. Er konnte es kaum erwarten, auf eine Trage gebunden, in den Wagen geschoben und abtransportiert zu werden. Fast wäre er aufgesprungen und ihm entgegengelaufen. Nichts wie weg hier! Weg vom Eifelsteig!
    Der Krankenwagen hielt auf der Wegkreuzung, die Sanitäter sprangen heraus, öffneten die Hecktüre und zogen die Trage heraus. Aus dem PKW stieg der Notarzt, sein Fahrer blieb sitzen. Die Motoren und die Blaulichter liefen weiter. Im Eiltempo kamen die Helfer auf den Tatort zugelaufen.
    Edgar drehte den Kopf zur Seite. Als sich ihre Blicke trafen, fielen Edgar die Worte des Oberstaatsanwaltes wieder ein. Ungläubig zog er die Stirn in Falten und fragte Lutz. »Wo steht denn dein Auto?«
    »Das haben wir zugeparkt«, sagte Wesseling. »Und zwar richtig.«
    »Woher wissen Sie, dass es mein Auto ist?«, stieß Lutz hervor.
    Er unterbrach sich, als Wesseling mitleidig auf ihn herablächelte und das internationale Zeichen für Telefonieren machte.
    »Und   wir   haben es gerade abschleppen lassen«, verkündete der hinzukommende Notarzt und stellte seinen Koffer neben Edgar ab. »Und die anderen beiden auch gleich mit.«
    »Wie bitte?«, entfuhr es Wesseling.
    »Meines auch?«, schrie Lutz entsetzt.
    »Alle.«
    »Wissen Sie, was das für ein Auto ist?«, ereiferte sich Lutz. »Ein Triumph Spitfire MK IV Baujahr 1979. Sie haben ja keine Ahnung, was ...«
    »Autos, die die Durchfahrt für den Krankenwagen behindern, gehören auf den Schrottplatz«, sagte er ungerührt und kniete neben Edgar. Er zog seine Augenlider hoch und leuchtete ihm in die Pupillen und fragte ihn nach seinem Namen, seinem Alter, seinem Beruf, seiner Adresse und seiner Telefonnummer, während die beiden Sanitäter neben ihm auf ihren Einsatz warteten. Edgars Langzeitgedächtnis funktionierte noch. Er kannte alle drei von der Notfall-Ambulanz her. Unnötig zu sagen, dass er ihre Namen vergessen hatte.
    »Auf den Schrottplatz haben Sie gesagt?« Wieder der Staatsanwalt.
    »Das wird Sie teuer zu stehen kommen«, drohte Lutz.
    Der Notarzt schien nicht zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Wesseling klärte ihn auf. »Ich bin übrigens Oberstaatsanwalt Bernd Wesseling aus Bonn.«
    »Schön für Sie«, sagte er und gab völlig unbeeindruckt den Sanitätern ein Zeichen, den Verletzten abzutransportieren.
    »Gibt es einen Angehörigen?«, fragte er und blickte in die Runde.
    »Ja, mich!«, rief Rita und zerrte an ihren Hand- und Fußfesseln.
    Brummer und Neugebauer signalisierten mit rollenden Augen, dass dem nicht so war. Der Notarzt war schnell von Begriff und überging den Einwand.
    »Alles wird
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