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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
Autoren: Auerbach , Keller,
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zierte: Eine buntschillernde Forelle sprang aus einem angedeuteten Bach, darunter stand in kühn geschwungenen feuerroten Buchstaben: Kiemenkerle e. V. Berlin .
    »Hast du das gesehen, Pia? Wir haben es mit humorvollen Anglern zu tun. Diese Kombination ist mir gänzlich neu.«
    Die beiden lachten, während Pia beschleunigte, um das Gespann hinter sich zu lassen.
    »Da vorne ist schon die Mautstelle«, sagte Pia und wechselte auf die Abbiegerspur. »Hier fahren wir raus, und danach ist es nur noch ein kleines Stück über Land.«
    Sie manövrierte das Auto an die Sperre der unbemannten Mautstation, schob ihre Kreditkarte in den Kartenschlitz und drückte die erforderlichen Knöpfe. Die Schranke vor ihnen rührte sich nicht.
    »Was zum …«, fluchte Pia leise. »Na gut, dann eben so.«
    Sie kramte Geld aus der Jackentasche und warf es ein. Die Münzen fielen deutlich hörbar in den Auffangbehälter im Inneren des Automaten, aber wieder rührte sich die Schranke keinen Millimeter. Hinter ihnen bildete sich eine Schlange, und als Pippa sich nervös umblickte, entdeckte sie den Bus mit den Berliner Anglern drei Wagen hinter ihnen.
    Pia behielt die Ruhe und drückte den Rufknopf, um ihr Problem zu schildern. Niemand meldete sich.
    »Das waren paradiesische Zeiten, als die Mautstationen noch bemannt waren«, sagte sie. »Geld wurde gewechselt, Quittungen wurden übergeben, ohne zu zerreißen, und die Schranke fuhr in Sekundenschnelle in die Höhe. Heute kannst du froh sein, wenn du jemand anderem die Bettelei um Hilfe überlassen kannst.« Sie seufzte und drückte noch einmal den Rufknopf.
    Endlich knisterte es im Lautsprecher des Automaten, und eine Stimme quäkte: »Bitte zahlen Sie bargeldlos.«
    »Das habe ich schon versucht«, rief Pia, »hat nicht funktioniert!«
    »Bitte werfen Sie Bargeld ein«, forderte die Stimme sie auf.
    »Noch einmal?«, protestierte Pia empört. »Kommt nicht infrage. Der Automat hat mein Geld geschluckt, also machen Sie bitte die Schranke auf!«
    Zu Pippas Erstaunen reagierten die Fahrer der französischen Autos überaus gelassen auf die ungeplante Wartezeit. Sie rauchten gemütlich und unterhielten sich. In Deutschland würden alle schon wie besessen hupen, dachte Pippa, die hier sind nicht zum ersten Mal in dieser Situation …
    »Könnte bitte endlich jemand von Ihnen kommen und die Schranke manuell öffnen?«, verlangte Pia noch einmal.
    »Wir haben noch zehn Minuten Pause«, knisterte die Stimme und verstummte dann.
    Pippa stieg aus dem Wagen, um sich die Beine zu vertreten. Auch aus dem Berliner Kleinbus kletterten etliche Männer und reckten neugierig die Hälse. Der Busfahrer, ein molliger rotblonder Mann mit roten Wangen, kam eilig zur Schranke, gefolgt von einem riesigen, vierschrötigen Kerl in kariertem Hemd und robuster Drillichhose, der an einen aufrecht stehenden Grizzlybären erinnerte. Ein weiterer Insasse des Busses, deutlich kleiner als die anderen, bemühte sich krampfhaft, mit den beiden Schritt zu halten. Sie trafen gleichzeitig mit einer zierlichen Französin an der Schranke ein, deren Schildchen an der adretten Weste sie als Angestellte der Autobahngesellschaft auswies.
    Die Frau drückte planlos auf den Knöpfen des Automaten herum, ohne den geringsten Erfolg zu erzielen. Dann rüttelte sie vergeblich an der Schranke und hob die Hände in Richtung Autoschlange zu einer Tut-mir-ja-auch-leid-Geste.
    Pia stöhnte und ließ den Kopf auf das Lenkrad fallen.
    »Bruno, pack doch mal mit an«, sagte der Busfahrer zu dem karierten Riesen neben sich.
    Dieser griff mit beiden Händen zu. Er riss die Schranke mit einem beherzten Ruck nach oben und aus ihrer Verankerung. Mit einem zufriedenen Nicken stellte er sie behutsam hochkant an den Automaten. »Jetzt können wir fahren, Rudi. Alles offen.« Er strahlte.
    Die wartenden Autofahrer klatschten begeistert Beifall, und die Französin schüttelte dem Mann die Pranke, in der ihre Hand gänzlich verschwand. Dann winkte sie den Autofahrern zu und kehrte seelenruhig in ihre Pause zurück.
    Pippa stand neben dem Auto und starrte ungläubig auf die Szene, bis Pia sie aufforderte, wieder einzusteigen. Sie fuhren los, gefolgt von sämtlichen Autofahrern – von denen keiner zahlte.
    »Das lassen die durchgehen?«, fragte Pippa verblüfft.
    »Im wahrsten Sinne des Wortes«, antwortete Pia und lachte. »Wir befinden uns in Okzitanien, meine Liebe, das ist ein recht spezieller Teil Frankreichs. Hier lebt ein ganz besonderer
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