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Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food
Autoren: Karin Baron
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Staub halbwegs gleichmäßig in der gesamten Küche verteilt hatten, stellte Martin seufzend Feudel und Eimer in die Ecke und blickte mich an. „Na, gut geschlafen?“
    „Hm.“
    „Sah aber nach Tiefschlaf aus, als ich gestern Abend bei dir reingeschaut habe.“
    „Kann sein.“ Ich schlurfte zum Kühlschrank und holte die Milch raus.
    „Kann ich mich darauf verlassen, dass du was anhast, wenn unsere Gäste kommen?“
    „Deine Gäste. Außerdem: Ich hab was an.“
    „Du weißt, was ich meine.“
    „Nee, keine Ahnung.“
    „Helena!“
    „Wer soll das sein? Kenn ich nicht.“ Ich knallte die Kühlschranktür zu und zerrte die Brotschublade aus ihrem Gehäuse. „Ich bin dir doch ganz egal. Du willst bloß nicht, dass ich dich vor deinen Gästen blamiere. Mann, wo sind denn die verdammten Cornflakes?“
    „In Hedis Bonbonglas eine Tür weiter. Ich habe mich noch nie für dich geschämt, Fanny. Das weißt du. Und ich möchte auch nicht heute damit anfangen.“
    Warum kriegen Eltern immer diese distanziert-gediegene Art drauf, wenn sie sauer sind auf einen? „Brauchst du auch nicht. Es reicht vollkommen, wenn ich mich fremdschäme. Und zwar für einen Vater, dem es piepegal ist, ob er seiner einzigen Tochter die Ferien versaut mit einer Tusse, die zwanzig Jahre jünger ist als er. Und von der er vorher nicht ein Sterbenswort erwähnt hat.“
    „Ich hätte gerne noch mit dir geredet, gestern Abend. Aber wie gesagt: Tiefschlafsyndrom. Im Übrigen ist Svea keine Tusse, sondern eine tolle Frau, wie du in Kürze feststellen wirst.“
    „Ach ja? Dann ist Klein-Frida wahrscheinlich auch ein Traum von einem Kind, mit dem ich dann immer schön in der großen Sandkiste am Strand spielen darf. Damit die tolle Frau und der tolle Martin ihre Ruhe haben vor der lästigen Brut. Wie alt ist das Gör überhaupt?“
    Martin warf mir einen langen Blick zu. „Zehn“, sagte er. Dann leerte er den Putzeimer in den Ausguss, verstaute ihn mitsamt Feudel im Keller und verschwand nach oben. Ich verrührte meine Cornflakes mit Milch und Kakao zu einer trüben Pampe, die optisch in etwa meiner Laune entsprach,und war dabei, sie auszulöffeln, als er wieder herunterkam. Er hatte ein frisches weißes Hemd an und seine bestsitzende Jeans. Im grau durchsetzten Haar trug er seine tropentaugliche Andy-Warhol-Sonnenbrille.
    „Wow. Fünf-Minuten-Frischzellen-Kur?“
    „Eher Fünf-Minuten-Terrine. Jedenfalls dann, wenn ich nicht schnell noch mal bei Gosch vorbeifahre. Vielen Dank auch, dass du alles aufgegessen hast, ohne mir Bescheid zu sagen.“
    „Die Riesen-Garnelen sind noch da. Die haben so fies geguckt.“
    „Die kannst du jetzt in den Müll werfen. Ungekühlt riskierst du damit eine Fischvergiftung.“ Damit schnappte er sich den Autoschlüssel und war weg.
    Fischvergiftung! Gute Idee. Vielleicht sollte ich ein paar von den Kingsize-Biestern, die bei mir übernachtet hatten, unter ihre frischen Kollegen mischen, für die Martin gleich bei Gosch Schlange stehen würde. Dann würde sein Liebesmahl mit Svea in einer eher unruhigen Nacht enden. Und zwar ganz anders unruhig als geplant.
    Mit diesem überaus zufriedenstellenden Gedanken ging ich nach oben und zog mich an.

4
    Schweißgebadet federte ich mit meinem Florett unter der Kiefer vor und zurück und übte in der heißen Mittagssonne Scheinattacken gegen Tante Hedis Gummiboje. Um mich abzureagieren, bevor Martins Gäste kamen. Das satte „potato-potato-potato“, das ich vorm Haus gehört hatte, klang nicht nach seinem Jeep. Und die Kinderstimme, nachdem das Motorengeräusch verstummt war, nicht nach dem Nachbarjungen.
    „Ist es das?“
    „Sieht ganz so aus.“
    Keuchend hielt ich inne. Waren sie das etwa schon? Verdammt, wo blieb Martin? Sollte ich jetzt auch noch das begeisterte Empfangskomitee spielen? Ganz bestimmt nicht. Die Boje hatte keine Chance gegen meinen nächsten Angriff. Ein Stich mitten in ihr rotes Herz gab ihr den Todesstoß.
    „Oh, geilo, darf ich auch mal?“
    Ich ließ mein Florett sinken. Ach du Scheiße: Außerirdische! Auf dem Priel Nummer 11, zwischen Tante Hedis Heidekrautrabatten, näherten sich in dunkelroter Ledermontur mit weißen Streifen zwei Gestalten mit riesigen runden Kugelköpfen und heruntergeklapptem Visier. Ich hatte das Quietschen der Gartenpforte nicht gehört, als sie hereinkamen. Martin musste sie geölt haben. „Hallo“, sagte die größere der beiden Gestalten und riss sich den schwarzen Kugelkopf ab, unter dem ein dunkelblonder
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