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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext
Autoren: Terry Pratchett
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Nachfolgerin.«
    »Mir hat sie einmal einen hübschen blauweißen Teller mitgebracht«, sagte Nanny Ogg.
    »Da fällt mir ein …« Mütterchen Brevis holte tief Luft. »Jemand sollte in ihrer Hütte nach dem Rechten sehen. Dort gibt es viele gute Sachen.
    Mir graut bei der Vorstellung, daß sich ein Einbrecher alles unter den Nagel reißt.«
    »Einbrecher sind bestimmt nicht so dumm, in die Hütte einer Hexe …« Oma Wetterwachs unterbrach sich abrupt.
    »Ja«, sagte sie. »Gute Idee. Ich kümmere mich darum.«
    »Nein, das übernehme ich«, widersprach Nanny Ogg, die ebenfalls begriffen hatte. »Liegt direkt auf meinem Heimweg. Kein Problem.«
    »Du möchtest bestimmt nicht zu spät heimkommen«, entgegnete Oma. »Keine Sorge. Mir macht’s überhaupt keine Mühe.«
    »Oh, es liegt mir fern, dir Umstände zu bereiten«, sagte Nanny.
    »In deinem Alter solltest du dir nicht zuviel zumuten«, sagte Oma.
    Die beiden Hexen durchbohrten sich mit Blicken.
    »Ihr solltet euch deshalb nicht streiten«, mahnte Mütterchen Brevis. »Warum geht ihr nicht beide?«
    »Morgen früh habe ich zu tun«, brummte Oma. »Wie wär’s nach dem Mittagessen?«
    Nanny Ogg nickte. »Einverstanden. Wir treffen uns bei der Hütte. Nach dem Mittagessen.«
    »Einmal hatten wir ihn fast, aber das abzuschraubende Etwas fiel ab und ging verloren«, sagte Mütterchen Dismass.
     
    Hurker der Wilderer ließ die Schaufel sinken, blickte auf das Grab hinab und fühlte sich verpflichtet, einige Worte zu sprechen.
    »Tja, das wär’s dann wohl«, sagte er.
    Im ersten Grau der Morgendämmerung stapfte er zur Hütte und dachte daran, daß die Verstorbene eine der besseren Hexen gewesen war. Einige der anderen – natürlich handelte es sich ausnahmslos um wundervolle Personen, fügte Hurker hastig in Gedanken hinzu; es gab keine besseren Frauen, denen man aus dem Weg gehen konnte – wurden einem manchmal zuviel.
    Auf dem Küchentisch lagen ein langes Paket, mehrere Münzen und ein Umschlag.
    Hurker öffnete den Umschlag, obgleich er nicht an ihn adressiert war. Darin fand er ein kleines Kuvert und einen Zettel.
    Auf dem Zettel stand: »Ich beobachtige dich Albert Hurker. Liefer das Paket und den Brief ab und wehe wenn du das eine oder andere öffnest dann stößigt dir was Schlimmes zu. Als gute Feh darf ich niemanden verfluchen aber ich könntige dir prophezeien daß du von einem Wolf gebissen wirst und dann wird dein Bein ganz grün und eitrig und fällt schließlich ab jawohl und frag mich bloß nicht woher ich das weiß weil ich könnte dir sowieso keine Antwort geben immerhin bin ich tot. Alles Gute, Desiderata.«
    Hurker griff mit geschlossenen Augen nach dem Paket.
     
    Im magischen Feld der Scheibenwelt kommt das Licht nur langsam voran, genauso wie die Zeit. Nanny würde es so ausdrücken: Wenn man in Gennua Tee trinkt, ist hier bei uns Dienstag …
    Jetzt dämmerte der Morgen in Gennua. Lilith saß in ihrem Turm vor einem Spiegel und schickte ihr Abbild auf die Suche.
    Lilith sah überall hin, wo ein Wellenkamm glitzerte, wo Eis funkelte, wo immer sich etwas widerspiegelte. Sie brauchte keinen magischen Spiegel. Ein normaler genügte, wenn man wußte, worauf es ankam. Und Lilith, in der die Macht von Millionen Spiegelbildern prickelte, hatte im Lauf der Zeit genügend Kenntnisse gesammelt.
    Ein bestimmter Verdacht ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Angenommen, Desiderata hatte den Gegenstand weitergegeben. Aus reiner Gewissenhaftigkeit – typisch für sie. Und an wen? Vermutlich an die dumme Göre mit den tränenden Augen, die sie manchmal in der Hütte besucht hatte. Jenes Mädchen, das billigen Schmuck trug und bei der Auswahl seiner Kleidung schlechten Geschmack bewies. Ja, genau der richtige Typ …
    Lilith wollte sicher sein. Sie hatte es nicht durch Zweifeln so weit gebracht.
    Überall in Lancre erschien Liliths Gesicht in Pfützen und Fensterscheiben, um nach einem Sekundenbruchteil wieder zu verschwinden und die Suche fortzusetzen …
    Jetzt erreichte die Morgendämmerung auch Lancre. Herbstnebel wogte durch den Wald.
    Oma Wetterwachs öffnete die Tür der Hütte. Sie war nicht einmal abgeschlossen. Desiderata hatte nur einen Besucher erwartet, und der ließ sich nicht von Schlössern oder Riegeln aufhalten.
    »Sie hat sich hinterm Haus begraben lassen«, erklang eine Stimme in der Nähe – Nanny Ogg.
    Oma überlegte. Wenn sie jetzt darauf hinwies, daß Nanny absichtlich zu früh gekommen war, um die Hütte allein zu durchsuchen …
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