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Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Sein Puls vervielfachte sich plötzlich und Angst wallte in ihm auf. Ein Geräusch von rechts verschlug ihm im nächsten Moment den Atem, und als er sah, wie etwas Weißes durch das Unterholz schlich und direkt auf ihn zuhielt, drohte er, in Panik zu geraten. Auch Fernlug hatte den Feind erkannt und duckte sich so weit es ging in das Unterholz. Sein Blick hing ängstlich an Liam.
          Er musste etwas tun, und zwar schnell! Liams Gedanken rasten und es fiel ihm schwer, einen vernünftigen zu fassen zu kriegen. Der Helle kam immer näher und viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Als er schon glaubte, sich seinem Schicksal ergeben zu müssen, kam ihm plötzlich das Bild von Ilsa und Nalia in den Sinn und sofort packte ihn eine grimmige Entschlossenheit. Er war nicht soweit gekommen, um hier und jetzt zu scheitern. Liam wusste nun, was er tun musste und Fernlug merkte, dass gleich etwas passieren würde. Der junge Tischler spannte sich. Im nächsten Moment schoss Liam in die Höhe. Den Bogen im Anschlag, zielte er direkt auf den Kopf des Hellen. Er stand vollkommen ruhig und konzentriert da. Sein Gegenüber blieb abrupt stehen und fixierte Liam mit kalten, weißen Augen. In den Händen hielt er dieselben, leicht gekrümmten und blank polierten Schwerter wie seine Artgenossen vor einigen Tagen im Dorf. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, und Liam erhielt einen flüchtigen Einblick in das Wesen der Kreatur. Er erschauerte. Dann ließ er den Bogen singen. Fernlug beobachtete das Schauspiel mit angehaltenem Atem und wagte nicht, sich zu rühren. So schnell wie der Pfeil die Sehne verließ, so schnell traf er auch sein Ziel. Mit einem dumpfen Schlag bohrte sich die scharfe Spitze in ein Auge des Hellen. Wie vom Blitz getroffen, kippte er stumm zur Seite und blieb liegen. Liam legte schnell einen neuen Pfeil auf die Sehne und zielte abermals auf den nun reglosen Körper. Im ersten Augenblick geschah nichts weiter, doch Liam sah im Augenwinkel, dass nun auch Fernlug aufgesprungen war.
          >> Liam! Dort! << , rief ihm sein Freund lautstark zu und deutete panisch in die entgegengesetzte Richtung.
          Sofort schwang Liams Bogen herum. Von der anderen Seite kam plötzlich ein weiterer Feind auf ihn zu. Er rannte und hielt beide Schwerter zum Schlag erhoben. Die Entfernung war kurz und er kam rasend schnell näher. Wieder flog ein Pfeil sirrend durch die Luft, doch diesmal schlug der Helle genau in dem Moment einen Hacken und entging so dem tödlichen Geschoß. Die scharfe Spitze verfehlte seinen Hals nur um Haaresbreite. Liam fluchte.
          >> Lauf Fernlug! Zu den Pferden! << , rief er plötzlich aus voller Kehle und rannte los. Fernlug zögerte keine Sekunde. Jegliche Deckung missachtend spurteten die beiden in Richtung Pferde. Den Schrei eben musste Gerling gehört haben, und Liam hoffte, dass er instinktiv das Richtige tun würde. Krachend brach sich Liam einen Weg durch das Unterholz und Fernlug folgte dicht auf. Der Helle hatte sofort eingeschwenkt und war ihnen auf den Fersen. Ein Blick nach links verriet ihm, dass sich jetzt zwei weitere Helle an der Jagd beteiligten. Sie rannten parallel zu ihm und versuchten, sich diagonal heranzuarbeiten. Wenn sie ihn erwischten, war es aus. Auf einen Kampf mit einem von ihnen würde er sich nur Not noch einmal einlassen, doch gegen drei hatte er nicht den Hauch einer Chance. Plötzlich hörte er ein Schnauben unmittelbar vor sich und jemand rief. Es war Gerling. Aufgesattelt und mit ängstlichem Blick harrte der Töpfer auf seiner Stute aus. Es fiel ihm schwer sie im Zaum zu halten und auch die übrigen Pferde tanzten unruhig auf der Stelle, als wüssten sie, was gleich von ihnen erwartet wurde. Mit einem letzten Sprung schwang sich Liam in den Sattel und einen kurzen Augenblick später warf sich auch Fernlug auf den Rücken seines Pferdes. Ohne einen weiteren Blick nach hinten zu riskieren, gaben die drei ihren Tieren die Sporen und preschten mit donnernden Hufen Richtung Osten davon. Erst als sie einige hundert Meter zurückgelegt hatten, hielt Liam an. Der Drang, einfach weiter zu reiten, war groß, doch er wollte wissen, was der Feind jetzt unternahm. Das Wäldchen zeichnete sich deutlich vor dem Hintergrund der Berge ab und vor dessen Grün konnte er schemenhaft weiße Gestalten erkennen. Sie standen einfach da und sahen in ihre Richtung. Er zählte sechs. Zwei weniger als noch zu Beginn der Jagd.
          >> Liam, was ist? << ,
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