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Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Sekunde bis ihm klar wurde, dass es zu dunkel war. Die Sonne stand bereits hinter den Berggipfeln und deren Schatten legten sich drohend auf den Pass. Wie lange hatte er geschlafen und, was noch viel wichtiger war, warum hatte Gerling ihn nicht geweckt? Besorgt richtete er sich langsam auf und…
    …ließ sich im nächsten Moment sofort wieder auf den Boden fallen. Bei der Herrin, sie waren hier! Auf der westlichen Kuppe direkt oberhalb seiner Position stand einer der Hellen und betrachtete stumm das Gelände. Sein pechschwarzes Haar wehte dabei sachte im Wind. Noch ging sein Blick nicht in die Senke, aber das war sicher nur noch eine Frage der Zeit. Liams Nackenhaare richteten sich auf und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Sie mussten hier weg und zwar sofort! Hastig sah er sich um. Pfeil und Bogen lagen noch immer dort, wo er sie am Mittag hatte liegen lassen und die Sachen von Gerling und Fernlug waren auch noch da. Soweit so gut! Jetzt musste er nur noch wissen, wo seine beiden Freunde abgeblieben waren. Liam blickte wieder hoch zur Kuppe. Der Helle suchte noch immer die Gegend ab und dachte nicht daran, einen Blick in die Senke zu werfen. Von dieser Tatsache ermutigt, kroch Liam langsam los. Es dauerte glücklicherweise nicht lange und er hatte Pfeil und Bogen erreicht. Beruhigt warf er sich die Waffe über den Rücken und nahm die Pfeile in die Hand. Nun galt es, Gerling zu finden. Wenn er sich recht erinnerte, waren es keine zwanzig Schritte bis zum Rand des Wäldchens, und irgendwo dort musste Gerling liegen. Liam arbeitete sich Schritt für Schritt vor. Er kroch über den Boden und war darauf bedacht, keine schnellen Bewegungen oder gar Geräusche zu machen. Ein Laut und es konnte um ihn und die anderen geschehen sein. Er begann zu schwitzen. Das Kriechen war anstrengend und kostete viel Kraft. Wenn er doch nur bald auf Gerling traf! Plötzlich hielt Liam inne und sah nach vorne. Etwa fünf Schritte vor ihm lag jemand auf dem Boden und gab ihm Zeichen. Irritiert stellte Liam fest, dass es Fernlug war, freute sich jedoch sofort, dass er noch lebte. Scheinbar hatte auch er die Hellen bemerkt und hielt sich seitdem versteckt. Fernlug gab ihm ständig mit den Fingern Zeichen und es dauerte eine Weile, bis Liam verstand. Scheinbar waren es drei dieser Ungeheuer. Zwei mussten auf den die Senke umgebenden Kuppen stehen und ein drittes wohl direkt vor dem Wäldchen. Langsam kroch Fernlug auf Liam zu. Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, und jeden Moment rechnete er damit, entdeckt zu werden. Endlich trafen sich beide und keiner wagte, den Kopf höher als eine Handbreit anzuheben.
          >> Was ist passiert? Wo kommen die auf einmal her? << , zischte Liam und deutete mit dem Kopf in Richtung Kuppe.
          Fernlug sah schuldbewusst zu seinem Freund und Liam ahnte, was vorgefallen war. >> Ich bin wirklich nur ganz kurz eingenickt, Liam, und als ich die Augen wieder aufschlug, kamen die drei gerade den Steig runter. Sie waren schon zu nahe und ich hatte keine Zeit mehr, euch zu warnen. <<
          >> Verdammt Fernlug, was… << Liam stockte und schluckte die nächsten Worte runter. Jetzt war keine Zeit für Vorwürfe. Sie mussten zusammenarbeiten, wenn sie lebend hier heraus wollten. Seinen Zorn unterdrückend, sah er über die Schulter und fragte: >> Was ist mit Gerling? <<
          >> Er wollte dich noch schlafen lassen und hat mich gebeten, die zweite Wache zu übernehmen. Er ist hinten bei den Pferden. <<
          >> Wir müssen zu ihm. Ohne die Pferde sind wir verloren. Hol deine Sachen und dann ab nach hinten. << , wies Liam ihn an und machte vorsichtig kehrt. Sie durften jetzt keine Fehler machen. Langsam arbeitete er sich dann voran. Ein kurzer Blick zurück verriet ihm, dass Fernlug seine Sachen eingesammelt und auch an Gerlings wenige Habseligkeiten gedacht hatte. Scheinbar wollte er seinen fatalen Fehler wiedergutmachen. Tief auf dem Bauch ausgestreckt, robbten die beiden schließlich Richtung Süden, wo sie Gerling mit den Pferden wussten. Es war nicht leicht, sich über weite Strecken auf diese Art zu bewegen. Ständig erschwerten ihnen Wurzeln das Vorankommen, oder schrammte dichtes Unterholz über ihre Wangen. Einige Augenblicke später jedoch waren sie dann an der Stelle angekommen, von der aus Liam den Hellen entdeckt hatte. Liams Blick ging wie von selbst durch das Blattwerk der Bäume hoch zur Kuppe und was er sah, ließ ihn zusammenfahren. Der Helle war nicht mehr da!
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