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Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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wollte wissen, wie groß der Vorsprung vor ihren Verfolgern war und ob das Täuschungsmanöver vor neun Tagen Erfolg gehabt hatte. Auch wenn Liam nicht wirklich an einen Abbruch der Verfolgung durch die Hellen glaubte, so war er sich zumindest sicher, dass sie wertvolle Zeit gewonnen hatten. Zeit, die ihnen die Flucht nach Leuenburg ermöglichen  und damit ihr Überleben sichern sollte. Wenn sie erst einmal in den Mauern der alten Herzogstadt waren, konnte ihnen so schnell nichts mehr passieren. All ihre Hoffnung lag nun auf dieser einen, bisher für sie unbedeutenden Stadt des Reiches.
          Liam legte eine Hand an die Stirn und blinzelte. Die Sonne, so sehr er sie in den letzten Tagen auch vermisst hatte, behinderte ihn bei seiner Suche, und der einzige Trost dahingehend war, dass sie mit ein bisschen Glück auch die Hellen bei ihrem Abstieg ins Tal blenden würde. Lange sah er in die inzwischen grün gewordene Landschaft hinab, und gerade als er es aufgeben wollte, entdeckte er eine mit Bäumen bestandene Senke zwischen zwei mit Gras bewachsenen Erhebungen im Gelände. Das Gute an dieser Senke war, dass sie etwas abseits des Steigs im Süden lag und der Weg nach Leuenburg weit genug an ihr vorbei führte. Sofort gab er seinen beiden Begleitern Fernlug und Gerling ein Zeichen und die drei preschten auf ihren Pferden in Richtung Süden. Die übrigen Flüchtlinge hielten sich an Wanhold, und der führte sie zielstrebig und ohne größere Umwege in Richtung Osten. Gerade noch so konnte Liam die Letzten der Kolonne erkennen, und erst als sein Pferd mit einem Schnauben in die Niederung preschte, verlor er sie aus den Augen.
          >> Fernlug, binde die Pferde weiter hinten an die letzten Bäume an und versorge sie mit frischem Gras. Sie müssen ausgeruht und bei Kräften sein, wenn die Hellen den Pass runter kommen! << , rief Liam, als er sich vom Rücken des Tieres rutschen ließ. Er wollte keine Zeit verlieren und sich in diesem Versteck so gut es ging einrichten, denn es war durchaus möglich, dass sie länger als nur ein paar Stunden zu warten hatten. Zuerst vergewisserte er sich, dass die Spuren der Pferde so lange wie möglich im Weg der Flüchtlinge verliefen und nicht ohne weiteres zu erkennen waren. Anschließend überzeugte er sich davon, dass die Bäume eng genug standen und von außen wirklich keiner hinter das Blattwerk schauen konnte. Als nächstes legte er Pfeil und Bogen schussbereit zurecht. Liam hatte aus dem ersten Kampf mit diesen Ausgeburten gelernt und wusste, dass es besser war, die Hellen gar nicht erst zu nahe an sich heran zu lassen. Eigentlich wollte er jeden Kampf vermeiden und bei einer Entdeckung sofort zu Pferd die Flucht ergreifen, doch konnte es nicht schaden, auf Alles vorbereitet zu sein. Als Letztes ging er zu Fernlug, um nach den Pferden zu sehen. Sie standen gut versteckt am Ende des kleinen Wäldchens und grasten. Fernlug hatte ihre Zügel an einen alten, toten Baumstumpf gebunden und ihnen dabei soviel Bewegungsfreiheit wie möglich gelassen. Zufrieden machte sich Liam dann wieder auf zur anderen Seite der Senke. Ihm lag viel am Gelingen des Auftrages und er wollte Wanhold nicht enttäuschen. Er hatte Liam offiziell zum Anführer des kleinen Spähtrupps ernannt, und Liam wusste, dass es keinen größeren Vertrauensbeweis gab. Außerdem war er für das Leben der Männer hier verantwortlich, und nach dem Massaker im Dorf würde er es nicht ertragen können, abermals weinende Frauen und leere Kinderblicke sehen zu müssen.
          >> Was denkst du, Liam, haben sie aufgegeben? << , fragte ihn Gerling, als Liam zum Spähposten zurückkehrte. In der Frage seines Freundes schwang eine große Portion Hoffnung mit und Liam hasste es, sie zunichte zu machen, doch er wollte ehrlich mit ihm sein. Langsam und nachdenklich schüttelte er den Kopf.
          >> Ich weiß nicht, Gerling. Neulich im Dorf haben mir diese Dinger eine Heidenangst eingejagt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so schnell aufgeben. <<
          Die Antwort gefiel Gerling wie erwartet nicht und Liam konnte sehen, dass er auch nicht mit ihr gerechnet hatte. >> Na, wenigstens haben wir das Schlimmste hinter uns << , versuchte Gerling sich dann selbst Mut zu machen und deutete auf die Berge im Westen.
          >> Ja, ganz bestimmt << , log Liam diesmal und nickte. Was sollte es bringen, seinem Freund jetzt auch noch das letzte bisschen Hoffnung zu nehmen. Viele, wenn nicht sogar alle
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