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Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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fragte Gerling ungeduldig und sah seinen Freund nervös an. Seine Unruhe übertrug sich auf das Pferd und es drohte auszubrechen. Es kostete ihn einiges an Mühe und Anstrengung, die Stute wieder zu beruhigen. Ständig warf sie den Kopf von links nach rechts und trommelte mit den Hufen auf den Boden.
          Liam antwortete nicht, sondern sah unentwegt zu den Hellen zurück. Als Gerling merkte, dass er keine Antwort bekommen würde, folgte er dem Blick seines Freundes.
          >> Sie werden niemals aufgeben, nicht wahr? << , stellte Fernlug nachdenklich fest. Auch er schaute gebannt zu den Hellen.
          Liam schüttelte langsam den Kopf. Diese Wesen waren geborene Krieger und hervorragende Jäger, und sein Gefühl sagte ihm, dass es noch lange nicht vorbei war. Im Gegenteil, jetzt würde es erst richtig beginnen. Liam und seine Leute waren ihnen unterlegen, und selbst Wanhold konnte nicht gegen sie bestehen. Die Hellen wussten das, und gerade deshalb würden sie nicht aufgeben. Der gute Jäger ließ sichere Beute niemals entkommen. >> Nein, das werden sie nicht. << , antwortete Liam schließlich und atmete tief durch. >> Aber das macht nichts. << Er machte eine lange Pause und Gerling und Fernlug sahen sich irritiert an.
          >> Wir nämlich auch nicht! << , ergänzte er dann entschlossen, und sofort stahl sich ein grimmiges Lächeln auf ihre Gesichter.
     

Weiße Jäger
     
     
    Vollkommen ruhig standen sie da. Die Schwerter noch in den Händen haltend, sahen sie den drei Reitern hinterher und ihr langes, schwarzes Haar wehte ihnen dabei vom Wind getragen über die Schultern. Ihre Oberkörper dampften in der kühlen Abendluft und kleine, milchig trübe Schweißtropfen perlten an der weißen Haut ab. Die Jagd war vorüber, zumindest für heute. Keiner sprach ein Wort und doch unterhielten sie sich. Auf kurze Entfernung konnten sie die Gedanken ihrer Artgenossen hören und sich so wesentlich schneller austauschen. Guttural kommunizierten sie selten und nur, wenn es gar nicht anders ging. Die Hellen, wie Liam und Andere sie inzwischen nannten, mochten auf den ersten Blick viel mit den Menschen gemein haben, doch wogen die Unterschiede bei Weitem mehr als die wenigen wirklichen Gemeinsamkeiten. Die Fähigkeit zur beschränkten Gedankenübertragung zählte dabei nicht einmal zu den größten Gegensätzen.
          Erst kürzlich hatten sie den Kontakt zu ihrem Seher, einer Art Medium, das die Verbindung der einzelnen Krieger und Arbeitergruppen zum Herzen des Volkes aufrechterhielt, verloren. Der wesentlich stärkere, telepathische Kontakt zu ihm war aufgrund der großen Distanz abgebrochen, und so mussten sie nun selbst entscheiden, wie es weitergehen sollte. Sie konnten seinen letzten Befehl entweder weiterhin befolgen, oder aber, je nach Situation, auch ignorieren. Eine Abstimmung darüber würde es jedoch nicht geben. Außer Reichweite des Sehers wurde immer das telepathisch stärkste Mitglied der Kriegerkaste automatisch zum Anführer der Gruppe, und er würde fortan entscheiden, was geschah. Von da an hatte er das Sagen und seinen Befehlen mussten sie Folge leisten. Normalerweise waren die Hellen bemüht, den Kontakt zu ihren Sehern nicht zu verlieren, doch wenn nötig, wurden Ausnahmen gemacht. Ein Seher konnte üblicherweise bis zu fünfzig Mitglieder der einzelnen Kasten unter sich vereinen und sie zu einem verlängerten Arm seines Willens machen, doch gab es auch besonders Alte und Erfahrene unter ihnen, die Tausend und mehr ihrem Ruf folgen lassen konnten. Seher waren mächtige Elemente des Volkes und vereinten meistens nicht nur die Fähigkeit der Kontrolle, sondern auch der Erweckung in sich. Sie bildeten quasi die Offiziersebene der Hellen und waren mehr als nur ernstzunehmende Gegner. Ihre telepatischen Fähigkeiten waren besonders ausgeprägt, und jeder von ihnen hatte einen außergewöhnlich starken Willen.
          Die drei Reiter waren inzwischen zu kleinen, schwarzen Punkten am Horizont zusammengeschmolzen und noch immer standen die Hellen stumm und regungslos da. Ihren Blicken fehlte jede Emotion und ohne den rhythmischen Atem, der zu kleinen weißen Wölkchen kondensierte, konnte man sie auch für Stein gewordene Abbilder aus den Albträumen der Altvorderen halten. Plötzlich ging ein Ruck durch die weißen Krieger. Der neue Anführer stand fest, und er brauchte nicht lange, um zu wissen, was er wollte. Die große Mehrung hatte begonnen und diese Menschen sollten das Volk
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