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Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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angewiesen, ohne Scheu und durchaus ausgiebig über die Lieferung zu sprechen. Der Köder musste schließlich ausgelegt und publik gemacht werden. Tristan war sich zwar sicher gewesen, dass die Attentäter bereits Verbindungen und Quellen hatten, um an Informationen heranzukommen, doch hatte er nichts dem Zufall überlassen wollen. Jede Quelle würde irgendwann versiegen. Im schlimmsten Falle mussten Tristan und seine Männer einige langweilige Stunden in einem großen, stickigen Lagerhaus verbringen. Im besten Falle jedoch hatten sie die Chance, einen neuerlichen Sabotageakt zu verhindern und mit etwas Glück sogar den Täter zu fassen.  Alles schien so einfach, so klar, doch am Ende war es weit gefehlt. Der Fall, den keiner bedacht hatte und der ihnen allen auf schlimmste Art und Weise ihre Grenzen gezeigt hatte, war  eingetreten. Eine Wache war tot, eine zweite schwer verwundet und der Leutnant erwehrte sich mit letzter Kraft seiner Haut. Etwas war gehörig schief gelaufen, etwas hatte keiner bedacht und nun würden sie alle den Preis dafür zahlen.
          Jetzt gehst du zur Herrin! , schoss es Tristan durch den Kopf. Schon mit einem dieser unheimlichen Kämpfer hatte er genug zu tun, und jetzt näherte sich auch noch ein Zweiter von der anderen Seite. Er war gewillt, sein Leben teuer zu verkaufen, doch hatte er das Gefühl, nicht mehr sonderlich viel am Preis mitreden zu können. Ein unerwarteter Schlag in die Kniekehle zwang ihn zu Boden. Der Kampf, eben noch wild und hektisch, lief plötzlich langsam und absolut klar vor seinem inneren Auge ab. Er konnte sehen, wie sein Gegenüber den Dolch zum tödlichen Schlag erhob. Auf der anderen Seite sprang plötzlich der zweite Gegner über das bereits zerbrochene, in flammen stehende Regal. Durch den roten Schein des Feuers schimmerte kastanienbraunes Haar und Tristan wusste, dass dies der Mörder aus der Dunklen Gasse war. Irgendeine hämische, schadenfrohe Ecke seines Gehirns erinnerte ihn plötzlich besserwisserisch an die Worte Berenghors. Ein zynisches Lächeln umspielte daraufhin Tristans Lippen. Dann schloss er die Augen und ergab sich seinem Schicksal.
     

Söldner, Eule, Leutnant
     
     
    Heute war der Tag der Anheuerung. Berenghor hatte sich gestern Abend extra zurückgehalten und war früh zu Bett gegangen. Er wollte heute nichts dem Zufall überlassen und sich gleich von Anfang an von seiner besten Seite zeigen. Es fiel ihm zwar nicht immer leicht und meistens, so dachte er zumindest, lag es sowieso an den Anderen und den äußeren Umständen, aber heute wollte er alles daran setzen. Für ihn war es die Chance auf ein neues Leben, einen neuen Anfang, und er hatte nicht vor, diese zu verpassen.
          Es war noch dunkel, als er den Goldenen Erker verließ. Kein Vogel pfiff und selbst die Hühner waren noch ruhig. Der Klang seiner eisenbeschlagenen Soldatenstiefel auf dem Pflaster der Gassen hallte von den Fachwerkbauten wider. Er hatte noch viel Zeit. Die Anheuerung sollte zur zehnten Stunde in der Garnison stattfinden. Ein kleiner Spaziergang, um den Kopf freizubekommen, konnte nicht schaden, und außerdem hatte er Fuhrheim, das Viertel der Handwerker und Kaufmänner, noch nicht gesehen. Berenghor störte die frühe Stunde nicht. Er genoss die menschenleeren Straßen und lauschte der Ruhe zwischen den Hausdächern. Vermutlich war es bald wieder soweit, dass er den Trubel und die Geschäftigkeit der Stadt über hatte. Gut, dass sich ein Ende bereits abzeichnete.
          Gemächlich schlenderte er durch die Gassen, ein Lied aus alten Söldnertagen dabei im Kopf. Wenn er sich noch auf seinen Orientierungssinn verlassen konnte, musste er bereits in Fuhrheim sein. Es gab zwischen den einzelnen Vierteln Leuenburgs keine direkte optische oder bauliche Trennung. Lediglich an dem sich langsam veränderten Erscheinungsbild der Häuser und Straßen konnte ein Fremder erkennen, dass er unterschiedliche Viertel durchquerte. Berenghor bog nach links auf eine breite Straße ein und blieb abrupt stehen. Im ersten Moment dachte er, seine Sinne spielten ihm zu früher Stunde einen Streich. Eine in schwarz gekleidete Gestalt rannte die Straße entlang, offensichtlich von einem halbnackten, wild brüllenden Mann verfolgt. Erst der Wurfstern, der ihn nur knapp verfehlte, machte ihm schlagartig klar, dass er sehr wohl bei Sinnen war. Schattenkrieger , stellte Berenghor fest und zog ganz automatisch den großen Zweihänder von seinem Rücken. In einer tausendmal
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