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Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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erhielt den Befehl, sich um das noch immer in Flammen stehende Lagerhaus zu kümmern und anschließend die Leichen der toten Attentäter zu bergen. Die für heute angesetzte Anwerbung für die Reise in den Norden wurde, sehr zu Tristans Missfallen, auf den morgigen Tag verschoben, und als er sich mit gemischten Gefühlen schließlich an die Arbeit machen wollte, fehlte von Berenghor plötzlich jede Spur.
          Von den weiteren vier toten Wachen erfuhr Tristan erst, als er am Abend müde und ausgelaugt in die Garnison zurückkehrte. Traurig nahm er Abschied von den Gefallenen. Jeden von ihnen hatte er selbst gekannt und der Verlust schmerzte ihn sehr. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihr Tod nicht umsonst gewesen war und der Verteidigung der Garnison und des Herzogs gedient hatte. Ein fahler Beigeschmack blieb aber trotzdem. Als die Sonne hinter den Türmen der Stadtmauer langsam unterging, begann es wieder zu regnen. Tief hängende Wolken legten sich über die Herzogstadt und es sah so aus, als würde es die nächsten Tage so bleiben. Tristan gefiel diese Entwicklung gar nicht. Er hatte sich für den Auftakt der Reise in vier Tagen anderes Wetter gewünscht. Sonnig und trocken sollte es sein und nicht regnerisch und nass. Die Leue führte zu dieser Jahreszeit sowieso schon viel Wasser und der Regen würde die Sache nicht besser machen.
     
          Tristan war müde und dennoch zwang er sich, die durch die Ermittlungen verlorene Zeit wieder reinzuholen. Ausgelaugt und erschöpft hatte er damit begonnen, die erste Route bis zur Grenze der Leuenburger Au zu planen. Die Leue floss in einem großen Bogen über viele Meilen nach Osten und bog dann Richtung Süden in das Herz des Reiches ab. Der Landstrich war gut kartographisiert, und mehr als einmal studierte Tristan das Kartenmaterial eingehend. Um ins Wilderland zu kommen, mussten sie zunächst die Leue überqueren. Dafür gab es genau zwei geeignete Stellen. Eine Furt, etwas weiter im Südwesten, und eine Brücke, fast genau am nördlichen Ende des Bogens. Die Furt war nur bei gutem Wetter zu passieren, die Brücke hingegen sollte immer frei begehbar sein. Tristan wusste, dass er sich entscheiden musste. Entweder würden sie warten, bis der Regen nachgelassen und die Furt passierbar war, oder sie hielten ihren Termin, waren dann aber gezwungen, den längeren Weg zur Brücke in Kauf zu nehmen. Und es gab noch weitere Fragen, die beantwortet werden mussten. Die Spur des Meisters verlor sich an der Stadtgrenze von Leuenburg und niemand konnte sagen, ob noch immer Gefahr von den schwarzen Skorpionen ausging. Für alle Fälle hatte sich Tristan eine Möglichkeit überlegt, die Stadt getarnt und unauffällig zu verlassen. Ochsen sollten dabei den Wagen einige Wegstunden in den Süden ziehen und dort von den eigentlich dafür vorgesehenen Pferden abgelöst werden. Eine Plane würde dabei die ungewöhnliche Form des Wagens samt Mantikor verbergen, und die Reisegruppe zu unterschiedlichen Zeiten die Stadt verlassen. Ob diese Maßnahmen wirklich notwendig waren, wusste er nicht. Derzeit genügte es ihm, sie in der Hinterhand zu wissen.
          Fragen hatte er viele, doch fehlten ihm die Antworten. Er nahm sich fest vor, diese Themen morgen mit Hauptmann Taris zu besprechen. Für heute war genug gekämpft, sei es mit der Klinge oder der Feder. Die süße Stimme des Schlafes sprach immer verlockender zu ihm und nach einem letzten, abschließenden Blick in den Zeughof ließ er sich schlussendlich auch auf sein Lager sinken. Ruhe kehrte in der Garnison von Leuenburg ein, und auf ihren Schwingen trug sie die Seelen jener Tapferen zu den ewigen Vorvätern, deren Körper morgen den Flammen übergeben werden sollten.
     

Skorpion
     
     
    Von seinem Versteck aus hatte er einen hervorragenden Blick über Leuenburg. Die Stadtwachen suchten ihn seit mehreren Tagen erfolglos, und das sollte auch so bleiben, dafür würde er sorgen. Er konnte ihre berittenen Trupps sehen und wusste, wann er sich wo aufzuhalten hatte. Ihnen aus dem Weg zu gehen, war ein Leichtes, und manch eine Patrouille wäre wohl nicht mehr zurückgekehrt, hätte er sich nicht vorgenommen, unentdeckt zu bleiben. Der Auftrag war erledigt, wenn auch zu einem höheren Preis als zunächst angenommen. Leuenburg würde von nun an unruhig sein und die Angst den Offiziellen im Nacken sitzen. Bisher meinten sie, die Gefahren zu kennen, denen ein Herzogtum im Reich ausgesetzt war, doch nun mussten sie mit
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