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Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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am Boden, eine andere war verwundet. Eine dritte, womöglich ein Offizier, griff gerade in den Kampf ein.
          Geschickt und unglaublich schnell näherte sie sich dem anderen Skorpion. Er wollte seinem Kameraden zu Hilfe eilen und schlich sich von der Seite an die Kämpfenden heran. Shachin schloss langsam zu ihm auf. Sie richtete sich nie ganz auf, war immer in Lauerstellung und verschmolz förmlich mit den tanzenden, flackernden Schatten der Regale. Der Skorpion griff sich plötzlich an die Brust und im nächsten Moment hatte er wieder einen Wurfstern in der Hand. Diesmal nicht , dachte sich Shachin und warf sich nach vorne. Die Entfernung war perfekt für den Flug der Eule . Ein wunderschön anzuschauender und geradezu eleganter Angriffssprung. Shachin mochte diese Technik sehr und führte sie mit einer dementsprechenden Präzision und Perfektion aus. Der Skorpion reagierte zu spät. Es gelang ihm zwar noch, seinen Dolch hochzureißen, doch verhindern konnte er den Treffer nicht mehr. Ein wenig abgelenkt, drang Shachins Dolch anstatt in seine Brust in seine Schulter ein. Schreiend machte der Skorpion einen Satz nach hinten und krachte gegen das Regal. Mit wutverzerrtem Gesicht sah er Shachin für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen und sie konnte seine Emotionen spüren. Auch das wird dir nichts nützen, lächelte sie grimmig in sich hinein und setzte ihm nach. Der Skorpion hatte mit einem Angriff gerechnet und versuchte, sich vergebens zu wehren. Shachin wirbelte mit einer Finte nach vorne, drehte sich fast in derselben Sekunde einmal um die eigene Achse und stand plötzlich hinter ihm. Sofort schoss ihr Arm vor und kalter, tödlicher Stahl drang in weiches, warmes Fleisch. Im nächsten Moment war sie bei ihm, drückte ihre Hand auf seinen Mund und näherte sich seinem Ohr.
          >>  Spürst du die Schwingen des Todes? << , flüsterte sie leise. Ihre Stimme bebte vor Anstrengung und Erregung. Der Skorpion nickte. Auch ihm ließ sie Zeit, den Tod bewusst zu empfinden. Zu lange hatten sie ihr nachgestellt und ihr nach dem Leben getrachtet. Jetzt mussten sie dafür bezahlen und Shachin wollte jeden Einzelnen sein Versagen spüren lassen. Sie alle sollten vom bitteren Kelch der Niederlage kosten. Mit einem Ruck drehte Shachin die Klinge im Rücken ihres Opfers herum. Es knackte hörbar und die Augen des Skorpions verloren augenblicklich ihren Glanz. Der Tod hatte ihn ereilt und noch bevor der Skorpion vollends zu Boden fiel, war Shachin schon wieder im Gewirr aus Rauch und brennendem Holz verschwunden.
          Die letzte der Wachen focht mit dem Mut der Verzweiflung gegen den noch verbliebenen Skorpion. Shachin erkannte in ihm den Leutnant vom vergangenen Morgen. Er stand, diesmal in Rüstung und bewaffnet, mit dem Rücken zu ihr. Der Verwundete von eben lag am Boden und rührte sich kaum noch. Der Leutnant bemerkte Shachin und drehte sich ein wenig zur Seite. Er rechnete wohl mit einem weiteren Gegner und machte einen Schritt nach hinten. Der Skorpion nutzte diese kurze Unachtsamkeit aus und lies einen wahren Schlaghagel auf den Leutnant niedergehen. Der Angriff zeigte Wirkung. Scheinbar musste er mindestens einmal getroffen haben, denn der Leutnant knickte ein und fiel auf die Knie. Jetzt war ein günstiger Moment. Erreichen konnte Shachin den Skorpion noch nicht, doch fiel ihr plötzlich wieder der Wurfstern ein, den sie noch immer unter ihrem Cape trug. Ohne länger darüber nachzudenken, holte sie den Stern hervor und schickte ihn mit einer kurzen aber kräftigen Bewegung ihres Handgelenks auf die Reise. Der Skorpion hatte die Gefahr noch nicht erkannt. Siegessicher setzte er zum tödlichen Streich an, als der Wurfstern knapp oberhalb des Kehlkopfes in seinen Hals schnitt. Überraschung und Unglauben zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, und mit dem letzten Wimpernschlag erkannte er Shachin, die in diesem Moment durch die Flammen sprang.
     
          Der Plan war gut durchdacht gewesen. Sie hatten das Lagerhaus schon vor Stunden betreten und sich die dunklen Ecken und Winkel zunutze gemacht. Taris hatte sofort sein Einverständnis erklärt, und Tristan umgehend mit dem Verpflegungsmeister der Garnison gesprochen und erfahren, wo die Vorräte der nächsten Lieferung an die Garnison zwischenlagerten. Erst gestern waren sie auf der Leue von Süden heraufgekommen und direkt nach Leuenburg verfrachtet worden. Tristan hatte den Verpflegungsmeister, sehr zu dessen Verwunderung, noch
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