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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung
Autoren: Julie Kagawa
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höllischen Lärm. Die Kugeln durchbohrten Fleisch, Asphalt, Erde und Bäume. Ich ging in Deckung und drängte mich zusammen mit den anderen so nah an das Fahrzeug heran wie möglich, während ich im Stillen hoffte, dass uns kein Irrläufer erwischte. Mehrere Verseuchte sprangen ebenfalls auf das Fahrzeug zu, wurden aber niedergemäht, bevor sie auch nur die riesigen Reifen erreicht hatten. Von einem Kugelhagel durchlöchert brachen sie zuckend zusammen. Plötzlich schrie jemand, dann flog etwas durch die Luft, offenbar hatte einer der Männer etwas geworfen. Sekunden später ließ eine Explosion den Boden beben und die Verseuchten flogen in alle Richtungen.
    Danach suchte der Rest der Horde sein Heil in der Flucht, sie stolperten in den Wald zurück oder gruben sich in der Erde ein. In wenigen Augenblicken war die gesamte Meute verschwunden, und alles, was man noch hörte, war der Regen.
    Angespannt verfolgte ich, wie ein Mann von dem Truck heruntersprang und auf uns zukam. Er war groß und durchtrainiert, trug eine schwarz-grüne Uniform und hatte eine Waffe bei sich, die so schwer war, dass er beide Hände dafür brauchte.
    »Wir haben eure Scheinwerfer gesehen«, erklärte er sachlich. »Tut uns leid, dass wir nicht früher hier waren. Ist jemand verletzt?«
    Benommen starrte ich ihn an. Nun sprangen noch mehr Soldaten von dem Fahrzeug, hüllten die Mitglieder unserer Gruppe in Decken und führten sie davon. Einer hob die dick eingewickelte Bethany auf die Arme, während ein zweiter Teresa dabei behilflich war, über den Asphalt zu humpeln. Der Anführer beobachtete das Ganze einen Moment lang, dann wandte er sich wieder mir zu.
    »Sind das alle?«, fragte er knapp. »Wenn wir erst mal weg sind, kommen wir nicht mehr zurück, sofern wir das vermeiden können. Also, ist das eure gesamte Gruppe?«
    »Nein!« Erschrocken fuhr ich herum und suchte die Straße hinter uns ab. »Nein, einer fehlt noch. Wir haben ihn beim Van zurückgelassen – er könnte noch leben.«
    Ich wollte losrennen, aber der Mann hielt mich zurück.
    »Er ist tot, Mädchen.« Wütend drehte ich mich zu dem Soldaten um, doch sein Blick war voller Mitgefühl. »Wenn er zwischen all den Verseuchten zurückgefallen ist, ist er längst tot. Es tut mir leid, aber wir sollten die Überlebenden jetzt nach Eden bringen.«
    »Ich werde ihn nicht zurücklassen«, fauchte ich und riss mich los. Das war verdammt unfair! Zeke war so weit gekommen, war so dicht dran gewesen, und jetzt sollte er kurz vor dem Ziel gefallen sein? Mir fiel der Datenträger ein, den er bei sich hatte, das kostbare Wissen, das die gesamte Menschheit retten konnte, und ich trat entschlossen einen Schritt zurück. »Sie kennen ihn nicht, er könnte es geschafft haben. Und wenn er tot ist …« Meine Stimme versagte und ich ballte frustriert die Fäuste. »Ich muss es einfach wissen. Aber ich werde ihn auf keinen Fall da draußen lassen. Dafür sind wir zu weit gekommen.«
    »Ich weiß, dass es hart ist …«, setzte der Mann wieder an, wurde aber unterbrochen.
    »Sarge?« Einer der Soldaten lehnte sich aus dem Truck. »Das sollten sie sich mal ansehen, Sergeant Keller.«
    Ich wirbelte herum. Mit festem Schritt kam eine Gestalt auf uns zu, eine Hand an der Schulter, in der anderen hing eine Machete. Er war blutverschmiert, seine Kleidung war zerrissen und er schien bei jedem Schritt Schmerzen zu haben, aber er lebte.
    Eine Woge der Erleichterung durchflutete mich. Ich ließ Keller stehen und rannte auf Zeke zu, gerade rechtzeitig, um ihn aufzufangen, als er ins Taumeln geriet und ihm die Waffe aus der Hand glitt. Seine Haut war eiskalt, er zitterte unkontrolliert und stank nach Blut, sowohl nach seinem als auch nach dem der Verseuchten. Ich spürte den wilden Herzschlag in seiner Brust, und ein schöneres Geräusch hatte ich noch nie gehört. Ganz langsam schlang er einen Arm um meine Taille und drückte seine Stirn gegen meine.
    »Zeke«, flüsterte ich. Sein flacher Atem streifte meine Haut, sein Rücken und seine Schultern waren völlig verkrampft. Er zog mich schweigend an sich, aber ich wehrte mich sanft dagegen und warf ihm einen bösen Blick zu. »Verdammt, tu mir nie wieder so etwas an.«
    »Tut mir leid«, flüsterte er. Seine Stimme war rau, wahrscheinlich durch die Schmerzen. »Aber … die anderen? Geht es ihnen gut?« Vorsichtig umfasste ich sein Gesicht mit den Händen. Am liebsten hätte ich gelacht, geweint und ihm eine runtergehauen, alles auf einmal.
    »Sie sind alle
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