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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung
Autoren: Julie Kagawa
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Intelligenz, um komplizierte Fallen aufzustellen, aber man hat schon davon gehört, dass sie Menschen oder auch Fahrzeugen aufgelauert haben, wenn sie wussten, in welche Richtung sich ihre Beute bewegte.
    In diesem Moment trat Zeke abrupt auf die Bremse. Caleb und Bethany kreischten, der Wagen rutschte ein paar Meter weit und kam dann schlingernd zum Stehen. Als ich durch die Windschutzscheibe spähte, gefror mir fast das Blut in den Adern.
    Quer über der Straße lag ein mächtiger, knorriger Baum, der viel zu groß war, um daran vorbei, drüber oder durchzufahren. Es war durchaus vorstellbar, dass er bei diesem Sturm von selbst umgestürzt war und ihn Naturgewalten entwurzelt hatten.
    Aber irgendetwas sagte mir, dass es nicht so war.
    Mit leichenblassem Gesicht sah Zeke mich an. »Sie sind da draußen, stimmt’s?«
    Ich nickte.
    »Wie lange noch bis Sonnenaufgang?«
    Ich überprüfte meine innere Uhr. »Es ist noch nicht einmal Mitternacht.«
    Er schluckte schwer. »Wenn wir hier stehen bleiben …«
    »Werden sie den Van auseinandernehmen, um an uns heranzukommen.« Ich blickte die Straße entlang und suchte nach dem Licht. Verlockend nah strahlte es über den Bäumen. »Wir werden es zu Fuß versuchen müssen.«
    Zeke schloss entsetzt die Augen. Er zitterte. Schließlich sah er verstohlen nach hinten, zu Caleb, Bethany, Silas, Teresa, Matthew und Jake. Dem kleinen Rest unserer Gruppe. Zu den Einzigen, die noch übrig waren. Er beugte sich zu mir rüber. »Das schaffen sie niemals«, flüsterte er. »Teresa mit ihrem kaputten Bein und die Kinder … sie können nicht vor diesen Monstern weglaufen. Und ich kann sie nicht zurücklassen.«
    Wieder sah ich aus dem Fenster. Jenseits unserer Scheinwerfer war nichts außer Regen und Dunkelheit, aber ich wusste, dass sie irgendwo lauerten und uns beobachteten. Verlasse sie , flüsterte mein Überlebensinstinkt mir ein. Sie sind verloren. Schaff Zeke hier raus und vergiss die anderen. Du kannst sie nicht retten, diesmal nicht.
    Ich stieß ein leises Knurren aus. Wir waren so weit gekommen. Jetzt mussten wir es nur noch ein kleines Stückchen weiter schaffen. »Mach dir keine Gedanken um die Verseuchten«, murmelte ich und griff nach dem Türhebel. »Kümmere dich um die anderen. Bring sie so schnell wie möglich in Sicherheit, und blicke nicht zurück.«
    »Allison …«
    Ich drückte seine Hand und spürte, wie seine Finger zitterten. »Vertrau mir.«
    Er sah mir in die Augen. Dann lehnte er sich vor, und ohne auf unser Publikum zu achten, das schockiert nach Luft schnappte, presste er seine Lippen auf meine. Es war ein verzweifelter Kuss voll Sehnsucht und Traurigkeit, als wollte er mir Lebewohl sagen. »Sei vorsichtig«, flüsterte er, als er sich von mir löste. Und plötzlich wünschte ich mir, wir hätten mehr Zeit gehabt, wünschte mir eine Welt, die nicht jeden Funken Helligkeit erdrückte, in der das Gute einen Platz hätte und Leute wie Zeke und ich ihr eigenes Eden finden konnten.
    Ich wandte mich ab, öffnete die Wagentür und ging in den Regen hinaus.
    Bereits während ich über den Baumstamm sprang, zog ich mein Schwert. Im Scheinwerferlicht des Vans warf ich einen langen Schatten. Also gut, ihr Monster, dachte ich und ging langsam weiter. Ich weiß, dass ihr hier seid. Bringen wir es hinter uns.
    Der Sturm tobte um mich herum, peitschte mir den Regen ins Gesicht und zerrte an meinem Mantel und meinen Haaren. Blitze tauchten die Welt in grelles, weißes Licht, zeigten mir aber nichts außer Wald und undurchdringliche Schatten.
    Doch beim nächsten Blitz waren sie plötzlich überall. Zwischen den Bäumen starrten mich Hunderte toter weißer Augen an. Langsam schlurften sie heran, und es waren verdammt viele. Sie schwärmten aus wie Ameisen an ihrem Bau, und ihre unheimlichen Schreie hallten durch die Nacht.
    Ich umklammerte mein Schwert und machte demonstrativ einen Schritt in ihre Richtung.
    Wild kreischend stürzten sich die Verseuchten auf mich, ein bleicher, chaotischer Haufen. Mit einem wüsten Kriegsschrei rannte ich zum Waldrand und stellte mich der ersten Welle. Widerstandslos glitt meine Klinge durch Gliedmaßen und zerteilte ganze Körper. Krallen zerfetzten meinen Mantel und drangen in meine Haut. Blut spritzte, sowohl meines als auch das verdorbene der Monster, aber ich spürte keine Schmerzen. Brüllend fletschte ich die Zähne und stürzte mich in die Menge, lichtete ihre Reihen. Alles löste sich auf in einen Taumel aus Blut, Zähnen und
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