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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Autoren: Mark Billingham
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worüber sie geredet hatten, und die ganze Zeit nur ihre Musik gehört. Dann sah der Größere Helen wieder an.
    »Was ist denn so dringend ?«
    Ihr war von Anfang an klar, dass sie hier mit dem Dienstausweis nicht weiterkam. Und genauso instinktiv war ihr klar, dass sie mit dem arbeiten musste, was sie hatte. Sie legte die Hände auf ihren Bauch und schnitt eine Grimasse. »Was denkt ihr denn?«
    Sie lachten und schlugen sich gegenseitig auf die Schulter. »Und du weißt nicht mal, wo er wohnt?« Die Jeans wurden noch ein wenig tiefer geschoben. »War wohl ein Quickie, hä?«
    » Das ist auf alle Fälle kein Quickie«, sagte Helen. »Er hatte seinen Spaß, und jetzt möchte ich ein Wörtchen mit ihm über Verantwortung reden.«
    Das Giraffenbaby hatte aufgehört zu lachen und deutete
wie nebenbei auf den Block gegenüber. »T ist da oben, irgendwo im dritten Stock.«
    Der Kleine sah auf. »Fuck, was machst du denn da?«
    »Hast du Ts Freundin gesehen, Alter? Da werden ordentlich die Funken fliegen, wenn die hier angerollt kommt.«
    »Das geht dich nichts an, kapiert?«
    »Wird das was von komisch …«
    Helen ließ die beiden streiten, drehte sich um und ging auf den Block zu. Als sie in die Nähe des Lifts kam, bemerkte sie, dass sie ihr folgten.
    Der Lift war laut und stank wie erwartet. Die Wände waren zerkratzt, glänzten jedoch, als seien sie erst vor kurzem gereinigt worden. Weiter oben blies ihr der Wind wesentlich stärker ins Gesicht, als sie auf den Außengang im dritten Stock trat und zur ersten Tür ging.
    Der ersten von dreißig Türen oder mehr.
    Sie klopfte, bekam aber keine Antwort, dasselbe an der nächsten Tür, obwohl sie hörte, dass Leute zu Hause waren. Die dritte Tür wurde einen Spalt geöffnet und sofort wortlos zugeschlagen, als sie ihre Frage stellte. Der alte Mann in der nächsten Wohnung hörte ihr aufmerksam zu und fragte sie dann, ob sie vom Sozialamt käme.
    Sie war außer Atem – und das nach vier Türen.
    Vielleicht hätte sie anrufen sollen. Sie hätten vielleicht nicht so schnell den richtigen Block gefunden, aber dann wären ein paar Polizeibeamte rasch durchgegangen und hätten ihn um einiges schneller aufgetrieben, als sie es je konnte.
    Hilflos schaute Helen den Außenflur hinunter, bis sich ihr Atem beruhigte. Ob sie notfalls einfach hier stehen bleiben und brüllen konnte?
    »Hey, T! Komm lieber raus, Alter …«
    Sie schaute über die Brüstung und sah drei der Garagenjungs unten stehen.

    Das Giraffenbaby hielt die Hände an den Mund und brüllte noch einmal. »Da draußen wartet eine Menge Ärger auf dich, T.« Er lachte mit den anderen und brüllte noch einmal, seine Stimme übertönte die Musik und hallte im Hof wider. »He, T. Komm raus zu deiner Familie!«
    Helen wartete. Fünfzehn Sekunden später hörte sie eine Tür aufgehen und sah fünfzig Meter weiter hinten einen Jungen auf den Außenflur treten. Er beugte sich über die Brüstung und brüllte zurück, sagte den Jungs, sie sollten die Klappe halten. Er musste sie aus den Augenwinkeln wahrgenommen haben, als sie auf ihn zuging, da er herumfuhr und sie anstarrte.
    Sie ging weiter, bemerkte, wie er ein paar Sekunden ihrem Blick auswich, bevor er sich ihr stellte. Die Jungs unten brüllten noch immer. Inzwischen waren ein paar Türen aufgegangen, und die Neugierigen streckten ihre Köpfe heraus.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Helen.

    »Wie heißt du?«
    Er wich zurück in seine Wohnung, und Helen folgte ihm, bog von einem engen Gang in ein Wohnzimmer ab. Sie fand ihn am Fenster stehend. In der Ecke gegenüber lief der Fernseher, und sie konnte Dope riechen. Ein paar Sekunden später kam ein junges Mädchen mit einem Baby herein und ging zu dem Jungen am Fenster.
    Helen wiederholte ihre Frage.
    »Wer ist das?«, fragte das Mädchen.
    Helen schaltete den Fernseher aus. Hinter dem Sofa waren Kartons gestapelt und Plastiktüten mit CDs und Computerspielen. Das Pärchen musterte sie schweigend, doch kaum versuchte Helen zu sprechen, schrie das Mädchen los. »Fuck, was bildest du dir ein hierherzukommen?« Der Junge legte ihr die Hand auf den Arm, aber sie schüttelte ihn ab. »Ich reiß dir den Kopf ab …«

    »Sei ruhig.«
    »Ich schwör …«
    »Ich heiße Helen Weeks.« Sie wühlte in ihrer Handtasche nach ihrem Dienstausweis. »Ich arbeite bei der Polizei.« Das Mädchen schaute nicht mal hin, sondern zuckte nur die Schultern, als mache das keinen Unterschied. Der Junge betrachtete seine Schuhe. »Mein
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